Gegen strengere AuflagenLandwirte demonstrierten im Aggertal mit Flashmob
- Für jemanden, der zufällig am Donnerstagabend auf den Wiesen zwischen Kreuznaaf und Höngsberg einen Spaziergang machte, dürfte sich ein kurioses Szenario ergeben haben.
- Rund 350 Trecker waren angerollt und die anwesenden Landwirte demonstrierten gegen strengere Auflagen aus der Politik.
- Der organisierte Flashmob führte außerdem noch zu einem tollen Luftbild.
Lohmar – Die Bauern der Region halten zusammen. Mit rund 350 Treckern rollten am Donnerstagabend die Landwirte durchs Aggertal zum vereinbarten Flashmob in den Wiesen zwischen Kreuznaaf und Höngsberg. „Wir wollen damit Solidarität zu den Aktionen der Bauern in Münster und Berlin zeigen“, sagte der Scheider Landwirt Klaus Weber, der mit seinem Höngsberger Kollegen Uwe Schmitz, dem Mucher Dietmar Tüschenbönner und Markus Wipperfürth aus Köln die Sternfahrt verbandsübergreifend organisierte.
Vor kurzem war eine dreiwöchige Mahnwache in Münster zu Ende gegangen, seit vergangenem Montag demonstrieren Bauern in der Bundeshauptstadt abwechselnd zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz und wollen damit die Perspektivlosigkeit ihres Berufsstandes anprangern. Auch auf den Aggerwiesen machten einige Teilnehmer ihrem Unmut weithin sichtbar Luft. „Landwirtschaft braucht Zukunft“, „Farming for Future“, „Ich bin gerne Landwirt“, plakatierte eine Gruppe aus Hennef und Seelscheid gleich dreifach ihre Verärgerung. Dafür lohne sich die Fahrt, unterstrich eine Gruppe von jungen Männern und Frauen, die für die Aktion eine mehrstündige Anreise von Heinsberg, Hückelhoven und Düren auf sich genommen hatten. Kennzeichen aus Düsseldorf, dem Hochsauerlandkreis oder dem Rheinisch-Bergischen Kreis waren ebenfalls auszumachen.
Bernd Weber, der in Scheid mit seiner Ehefrau einen kleinen Hofladen betreibt, zählt sich zu den Betroffenen. „Ich weiß nicht, ob ich das durchhalte“, beklagte er die „zahlreichen und immer mehr Arbeit machenden Auflagen der Politik“.
„Wir sind alle eins“
Höhepunkt des Flashmobs war unter dem Motto „Wir sind alle eins“ eine Choreografie des gesamten Trecker-Pulks. Kurz nach 9 Uhr setzten sich die PS-Riesen in Bewegung, fuhren auf der Wiese scheinbar ohne Ordnung kleine und große Runden oder geradeaus auf einer Wendepunktstrecke hin und her. Am Boden war die Choreografie nicht zu entschlüsseln. Erst Luftbilder klärten auf.
Markus Wipperfürth gewährte einen Blick auf den Monitor seiner Drohne: Einen mehrere Hundert Meter messenden Traktor zeichneten seine aus großer Höhe winzig wirkenden Abbilder in die Wiese. Wipperfürths Anmerkung „Der Dom durfte im Bild nicht fehlen“ war angesichts seiner Heimatstadt nachvollziehbar.
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„Sehr diszipliniert“ hätten sich die Teilnehmer verhalten, lobte Polizeihauptkommissar Stefan Meyer, der mit einer Vielzahl von Kollegen die An- und Abfahrt regelte. So fertigten sie den Traktor-Lindwurm beim Abbiegen auf die schmale Aggerbrücke blockweise ab, was zu einigen Staus auf der Bundesstraße 484 führte. Diese hätten aber zu „keinen nennenswerten Zwischenfällen“ geführt. Meyer: „Die Verkehrsteilnehmer haben viel Verständnis gezeigt.“