Die Anwohner an der Centaurus-Residenz in Lohmar-Durbusch fühlen sich mit ihren Lärmbeschwerden von der Stadt alleine gelassen.
Betreiber sieht DiskriminierungLohmarer streiten über „Lärm-Inferno“ von ehemaligem Bordell
Die Nachbarschaft in Durbusch schlägt Alarm: Seit fast einem Jahr fühlen sich Bürger in ihrer Ruhe gestört. Mehr als einmal machten sie nachts kein Auge zu, einige zogen sogar zeitweise nachts in den Keller, schildert Anwohnerin Dr. Claudia Rust. Unruheherd ist ein früheres Bordell, das zur Party-Location wurde. Aus der Centaurus-Residenz, so der neue Name, dringe „infernalischer Lärm“.
Die Stadt müsse aktiv werden, das forderte jetzt eine Abordnung in der Sitzung des Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschusses. Sie hatten zuvor knapp 70 Unterschriften im Dorf gesammelt. Corona sei vorbei, das Frühjahr komme, die Festgesellschaften nutzten dann noch mehr den Außenbereich der Residenz, die Lärmbelästigung nehme weiter zu, befürchten die Nachbarn.
Im Juni 2022 habe sie sich erstmals an die Verwaltung gewandt, im September erneut, ohne Ergebnis, sagte Rust. Sie hatte damals die Redaktion informiert, doch die Presseanfragen wurden von der Stadt nach mehrfachem Nachhaken abschlägig beantwortet: Zu diesem Thema könne man nichts sagen. Durch einen Bürgerantrag kam nun Bewegung in die Sache und das Thema im Ausschuss zur Sprache.
Anwohner in Durbusch fühlen sich im Stich gelassen
Die Beschwerden, die Besuche von Polizei und Ordnungsamt seien bislang offenbar ohne Resonanz geblieben, teilte Bauamtsleiterin Kerstin Tillmann den Kommunalpolitikern mit. Der Pächter habe Treffen mit der Stadt abgesagt, sei einem vereinbarten Termin fern geblieben. Erst vor Weihnachten habe ein Gespräch stattgefunden mit festen Zusagen. Doch es seien „leere Versprechungen“ gewesen, der Pächter halte sich offenbar nicht an die Regeln. Das Bauamt habe vom Ordnungsamt Unterlagen über die bisherigen Einsätze angefordert.
Die Dezernenten würden nun gemeinsam mit den Ämtern weitere Schritte beraten, so Tillmann. Auf die Frage von Norbert Kicinsky (FDP) nach Lärmmessungen sagte die Amtsleiterinnen, diese werde man „bei weiteren Vorkommnissen veranlassen“. Alle seien sich einig, dass das nicht mehr so weiter gehe, sagten Uwe Grote (SPD) und Horst Becker (Grüne). Bei einem Einsatz Mitte März war laut Mitarbeitern des Ordnungsamtes ein Gespräch mit den Verantwortlichen nur draußen möglich.
Centaurus-Residenz: Pächter weist Vorwürfe zurück
„Wenn das Ohr sagt, es ist zu laut, dann ist eine Messung überflüssig“, kommentierte Bürgermeisterin Claudia Wieja. Man könne als letzte Konsequenz die Anlage sicherstellen, sagte Florian Westerhausen (CDU): „Dann ist Totentanz.“ Der Pächter Saleem Azim weist die Vorwürfe zurück, mit dem Objekt wollen man dem Aussterben der Gaststätten und Freizeitangebote auf dem Land entgegenwirken. Es gebe Schwimmkurse, ein Fitnessangebot mit Sauna, demnächst werde ein Restaurant eröffnen.
Das Lärmgutachten, freiwillig vom Vermieter erstellt, habe ergeben, „dass selbst bei voller Lautstärke der Musikboxen kein Lärm in der Nachbarschaft zu hören war“, heißt es in seinem Antwortschreiben auf die Anfrage der Redaktion. Man habe die Nachbarn zum Kennenlernen eingeladen, spüre aber leider nur Gegenwind und höre Gerüchte: „Weder wird ein Saunaclub betrieben, noch finden Großveranstaltungen mit circa 400 Personen statt (dies geben die Räumlichkeiten überhaupt nicht her). Selbst als an einem Samstagnachmittag „Happy Birthday“ gesungen wurde, fühlten sich die Anwohner belästigt und riefen die Polizei.“
Zuletzt sei das Ordnungsamt am 25. März gegen 23 Uhr aufgrund von Anwohnerbeschwerden da gewesen, „jedoch fand an diesem Tag überhaupt keine Veranstaltung statt“. Man werde grundlos in Misskredit gebracht, so Azim, habe das Gefühl vermittelt bekommen: „Unsere Familie und Kultur ist in Durbusch nicht erwünscht. Das finden wir sehr schade und vor allem diskriminierend.“ Man sei sehr daran interessiert, eine Lösung für das Problem zu finden. „Jedoch werden wir da die Unterstützung der Stadt benötigen.“