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Wohnungsbau in LohmarWie der Gasthof „Zur alten Linde“ ohne Hotel wieder öffnet

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Der historische Gasthof „Zur alten Linde“ soll verkleinert wiedereröffnen.

Lohmar – Der Abschied im Corona-Lockdown war wohl doch nicht endgültig: Der Gasthof „Zur alten Linde“ in Wahlscheid wird wieder eröffnen, wenn auch in verkleinerter Form. Auf dem Grundstück sollen Wohnungen entstehen.

Der Hotelanbau soll dafür umgebaut werden, auf dem Parkplatz könnten drei Einfamilienhäuser errichtet werden. Ein Bürgerantrag des potenziellen Investors wird jetzt zunächst in den Fraktionen beraten.

In dritter Generation bewirtschaftet

In dritter Generation bewirtschaftet Familie Dowideit das Fachwerkgebäude gleich neben der Kirche St. Bartholomäus auf dem Berge. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort. Der Platz vor dem Gasthaus war einst Mittelpunkt des Dorfes, hier versammelten sich die Einwohner, feierten Kirchweih. Die namensgebende Linde, ein prächtiger Baum mit knorrig-verzweigten Stamm, steht dort seit Jahrhunderten und ist die wohl älteste im Rhein-Sieg-Kreis.

Rechtsprechung unter der Femelinde

Rund 450 Jahre alt ist die zwölf Meter hohe Sommerlinde vor dem Gasthof, die älteste Linde im Kreis und ein Naturdenkmal. Sie wird bereits in einer Urkunde von 17. Oktober 1692 als stattlicher Baum erwähnt. In ihrem Schatten wurde einst wohl auch Recht gesprochen, daher der Name „Femelinde“.

Der Baum, der im Winter wie abgestorben wirkt, lebt durchaus noch und treibt im Sommer Blätter. Der ausgehöhlte Stamm braucht aber Unterstützung, um die Krone mit einem Durchmesser von zwölf Metern tragen zu können. Nach einer baumchirurgischen Behandlung, die die evangelische Kirchengemeinde 1985 beauftragte, halten stützende Stahlstäbe den Baum zusammen. (coh)

Anfangs eine kleine Bauernstube mit Ausschank, betrieben von Änni und Erich Dowideit, wurde das Lokal später von Sohn Wilfried und Schwiegertochter Claudia in ein Hotel mit Restaurant umgebaut. Zuletzt führte es deren Tochter Anja. Zum guten Ruf trugen neben der guten Küche auch die Jazzfrühschoppen bei.

Die Eigentümer wollen die Gaststätte mit wenigen Zimmern im Obergeschoss weiter betreiben. Der Hotelanbau aus den 1970er Jahren soll an den Antragsteller verkauft werden, der den Umbau in ein Gebäude mit vier barrierefreien Wohnungen plant. Der Zwischentrakt wird abgerissen, so dass ein einzelnes Gebäude entsteht.

Für die drei Reihenhäuser auf dem heutigen Parkplatz, eingeschossig und mit ausgebautem Dachgeschoss, müsste der Bebauungsplan geändert werden. Aus städtebaulicher Sicht sei eine „maßvolle Ergänzung der Bebauung“ vorstellbar, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Bebauung müsse sich an den nordöstlich gelegenen Wohnhäusern „orientieren“.

Das Gasthaus „Zur alten Linde“ steht zwar nicht unter Denkmalschutz, es sei aber der „Umgebungsschutz“ zu beachten. Die Kirche aus dem 11. Jahrhundert, das Küsterhaus (Bartholomäusstraße 6) und das kleine Fachwerkhaus mit Scheune (Nr. 7) stehen unter Denkmalschutz, zwei Gebäude gegenüber dem Hotel-Restaurant sind als erhaltenswert eingestuft (Nr. 9 und 11). Die Verwaltung prüfe, das Ensemble rund um die Kirche durch eine Denkmalbereichssatzung zu schützen.

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Dann wären alle sichtbaren Veränderungen erlaubnispflichtig, Neubauten aber trotzdem möglich. Alternativ wäre auch eine Gestaltungssatzung denkbar, „um das Erscheinungsbild in Umgebung der Kirche zu schützen“. Das kann nach Einschätzung der Stadt unabhängig von dem Antrag erfolgen.

Der Stadtentwicklungsausschuss hat die Verwaltung beauftragt, diese Instrumente zu prüfen. Der Bürgerantrag auf Um- und Neubau wurde auf Wunsch der Kommunalpolitiker zur Beratung in die Fraktionen verwiesen.