Beim Investorenwettbewerb für das neue Viertel in Birk soll nicht nur der Kaufpreis zählen. Wie es jetzt weitergeht.
Neues ViertelIn Lohmar-Birk entstehen 60 neue Wohnungen – Startschuss für Investorenwettbewerb
Im Birker Ortskern sollen 60 neue Wohnungen entstehen. Der Sonderausschuss gab jetzt das Startsignal für einen Investorenwettbewerb. Hierbei soll nicht nur der Kaufpreis zählen, den der Bauherr für das städtische Grundstück zwischen Kirche, Friedhof und Bürgerhaus auf den Tisch legen will.
Das erläuterte Jessica Hupe von der Gesellschaft NRW Urban, die die Stadt im Verfahren berät. Neben dem Preis, der mit 40 Prozent zu Buche schlägt, werden das städtebauliche, freiraumplanerische und architektonische Konzept (35 Prozent), das Nutzungskonzept (15 Prozent) sowie Ökologie und Klimaschutz (zehn Prozent) bewertet.
Ende August lädt die Stadt Lohmar alle potentiellen Investoren ein
Eine Jury sichtet die Entwürfe und wählt den Sieger aus. Zu ihr gehören Vertreter aus Rat, Verwaltung und Regionale 2025 sowie Experten für Städtebau und Architektur. Das beschloss der Ausschuss mit Stimmen von Grünen, SPD, UWG und FDP. Tim Salgert von der CDU hatte hingegen für die Einbindung von örtlichen Vereinen und Bürgerinitiativen plädiert, was ein Novum gewesen wäre. Die Mehrheit sah hier keinen Bedarf und verwies auf die umfangreiche Beteiligung der interessierten Öffentlichkeit in der mehrmonatigen Zukunftswerkstatt.
Die erste Stufe im Teilnahmewettbewerb läuft bis Mitte August, danach werden geeignete Bewerber nach Kriterien wie wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Referenzen ausgewählt. Die eingereichten Entwürfe müssen noch nicht bis ins Detail ausgearbeitet sein. Ende August werden alle potenziellen Investoren eingeladen. Ende Oktober müssen die vollständigen Unterlagen vorliegen.
Nach formaler Prüfung und inhaltlicher Vorprüfung trifft sich die Bewertungsjury im Januar 2025, im März entscheidet der Stadtrat über die Vergabe, danach wird der Verkauf des 6000 Quadratmeter großen Areals abgewickelt.
NRW Urban hat einen Mindestverkaufspreis festgelegt, der dem Vernehmen nach unter dem Bodenrichtwert liegt, wie die CDU in öffentlicher Sitzung kritisierte. Auf Nachfrage dieser Redaktion gab der Grünen-Fraktionsvorsitzende Horst Becker zu bedenken, dass womöglich auf den Investor noch die Abrisskosten für die derzeitige Bebauung (alte Grundschule und Feuerwehrhaus) zukämen und die Vorbereitung des Baugrundes. Man werde das gründlich abwägen.
Die Zahl der Tiefgaragen-Plätze für Kfz hält die CDU für zu gering, abweichend von der Lohmarer Satzung ist hier nur ein Stellplatz pro Wohnung vorgesehen. Nach Einschätzung der städtischen Bauamtsleiterin Kerstin Tillmann reiche das aus, die Erfahrung zeige, dass die Tiefgaragen „häufig überdimensioniert“ seien. Für kleinere Wohnungen, wie sie hier auch entstehen sollen, sehe die Satzung (zwei Plätze pro Wohnung) schon jetzt eine Reduzierung vor.
Zudem seien Car-Sharing-Modelle in diesem zentralen Gebiet geplant, für Fahrräder sind eineinhalb Stellplätze pro Wohnung vorgesehen.
Die Stadt wolle den dörflichen Charakter des Ortskerns erhalten, das ist für die Mehrheit mit der Zahl von 60 Wohnungen in mehreren Gebäuden und mit den etwa 70 Prozent Freiflächen gewährleistet. „Hier wird nichts zugepflastert“, sagte Burkhard Bröhl (Grüne), der seinen Wahlkreis in Birk hat. „Mit den Sichtachsen stellen wir den dörflichen Charakter wieder her. Die Leute wollen die Kirche sehen.“ Die CDU hält die Anzahl der Wohnung für zu hoch.
Zur Ortsentwicklung in Birk gehören noch weitere Projekte außerhalb des Investorenwettbewerbs. So werde die denkmalgeschützte alte Schule für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht, betonte Becker. Auf einem bisher ungenutzten und bereits entwidmeten Teil des Friedhofs ist sozialer Wohnungsbau geplant. 20 bis 25 preisgebundene Wohnungen sollen hinter dem Bürgerhaus entstehen, in dem sich ein Veranstaltungsaal und eine große Turnhalle befinden.
Offen ist noch die Zukunft des Edeka-Supermarktes. Der Betreiber möchte sich vergrößern und einen Neubau in den Hang vor dem Bürgerhaus bauen. Damit würde aber voraussichtlich ein Teil des Kirmesplatzes wegfallen. Das Projekt ist noch in der politischen Diskussion.