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Ärger mit ElterntaxisIst eine Schranke an den Lohmarer Schulen zu teuer?

Lesezeit 3 Minuten
Viel Verkehr und Kinder auf dem Weg zur Schule

Das Ende der Hermann-Löns-Straße in Lohmar könnte laut ist Expertin durch eine Schranke abgeriegelt werden. Die Politik ist skeptisch. (Archivbild)

Anwohner würden am liebsten das ganze Viertel abriegeln, eine Expertin schlägt 170 Meter Schulstraße mit Schranke vor. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Vor allem morgens herrscht Chaos auf dem Schulweg der Grund- und Gesamtschüler. Durch die schmalen Wohnstraßen, die auf den Berg führen, drängen sich die Elterntaxis, bringen mit Stopps auf der Straße, mit Wendemanövern und Überfahren des Bürgersteigs die zu Fuß gehenden Kinder in Gefahr. Ist eine abgeriegelte Schulstraße die Lösung? Wohl kaum, hieß es im Sonderausschuss Bauen und Verkehr. Wir fassen die Fragen und Antworten zusammen.

Könnte die Hermann-Löns-Straße durch eine Schranke abgeriegelt werden?

Das ist der Vorschlag einer Verkehrsexpertin, die im Auftrag der Stadt die Situation unter die Lupe nahm. Die Schranke würde an der Einmündung auf der Hardt platziert werden und so nur den oberen Abschnitt, gerade mal 170 Meter, zweimal am Tag für den Kfz-Verkehr sperren, morgens zum Beispiel von 7.30 bis 8.15 Uhr. Lehrkräfte mit Pkw müssten vorher oder später kommen. Auch die Beschäftigten der Kita und die Kita-Eltern. Die Kommunalpolitik sieht das kritisch. Eine Schranke sei zudem eine sehr teure Lösung. Ohne Absperrung müssten Kontrollen her.

Sollte die Kindertagesstätte, die Räume in der Gesamtschule nutzt, nicht verlegt werden?

Ja, zur Pützerau zwischen Waldrand und Reiterhof. Doch dort muss erst ein Neubau errichtet werden. Die Krux: Damit wird sich die Zahl der Elterntaxis auf dem Berg lediglich um zehn Prozent reduzieren, an der Pützerau entsteht aber durch weitere Wege mehr Hol- und Bringverkehr, was zu Anwohnerprotesten führt.

Könnte nicht das ganze Viertel, wie es Anwohner fordern, für Elterntaxis gesperrt werden?

Dann wären viele Straßen nicht mehr befahrbar, und es müsste Ausnahmegenehmigungen geben, für Anwohner, Rettungsfahrzeuge, Pflegedienste. Kaum machbar, hieß es im Ausschuss.

Wären mehr Schulbusse eine Lösung?

Die Nutzung der Schulbusse, die oft halbleer sind, soll attraktiver gemacht werden, das ist ein Auftrag des Ausschusses an die Verwaltung. Aktuell fielen immer wieder Verbindungen der RSVG wegen Personalmangels aus oder seien verspätet.

Sind Haltestellen für Elterntaxis geplant?

An drei Punkten könnten solche Plätze entstehen: an der Rathausstraße, der Bachstraße und der Poststraße. Die Kinder müssten dann die letzten 460 bis 560 Meter zur Schule laufen, „im Trödeltempo“, so die Expertin, wären das sieben bis zwölf Minuten. In ihrer rund 300 Seiten starken Analyse, in der sie 140 Maßnahmen auflistet, finden sich auch ein „Walking Bus“, also eine Gruppe, die zu festen Zeiten gemeinsam geht, und ein Shuttle-Verkehr.

Ist eine schnelle Entlastung für Anwohner in Sicht?

Es gehe in erster Linie um sichere Schulwege der Kinder, hieß es im Vortrag, und nicht um Staus und Verkehrschaos. Das sorgte für Unruhe unter den Anwohnern, die sich in einer Sitzungsunterbrechung auch zu Wort meldeten. Die Straße Auf der Hardt könnte auf Vorschlag der Expertin versuchsweise zur Einbahnstraße werden, um Wendemanöver zu vermeiden. Die Schwimmbushaltestelle, die Elterntaxis geradezu einlädt, solle entfallen. In anderen Straßen könnten verbreiterte Gehwege (auch durch Grünschnitt) und Fahrbahnverengungen, zum Beispiel durch Blumenkübel, den Verkehr beruhigen.

Worauf zielt die Kritik der Bürger?

Ein Anwohner warf der Stadt mangelnde Bürgerbeteiligung vor. Er sei nicht gehört worden. Tatsächlich hatte es in der Gesamtschule zwei Bürgerversammlungen gegeben. Nachdem es zunächst Pannen bei der postalischen Versendung gegeben hatte, verteilten Ratshausmitarbeiter vor dem zweiten, ebenfalls gut besuchten Termin eigenhändig die Einladungen. Die Anregungen des Kritikers, der sich an die Stadtverwaltung gewandt hatte, sind laut Bürgermeisterin Claudia Wieja an das beauftragte Büro weitergegeben worden. Eine Anwohnerin am neuen Kita-Standort kritisierte deren Verlagerung, die zu mehr Verkehr führe. Sie appellierte an die Eltern, die Schulkinder nicht bis vor die Tür zu kutschieren. Längere Fußwege seien zumutbar, in ihrer Nachbarschaft gebe es bereits seit 2018 einen Laufbus (Walking Bus).

Wie geht es nun weiter?

Der Ausschuss sprach sich einstimmig dafür aus, dass die Lohmarer Verwaltung aus dem Maßnahmenbündel eine Prioritätenliste erarbeitet. Der Sachstand solle regelmäßig im Ausschuss berichtet werden.