MillionenprojektNaturierung von ehemaligem Campingplatz in Lohmar genehmigt
Lohmar – Über den alten, verwahrlosten Campingplatz in Peisel ist längst Gras gewachsen und mehr. Hier soll sich für Umwelt- und Hochwasserschutz der Fluss ausbreiten dürfen im Sinne der Umwelt und für den Hochwasserschutz, deshalb kaufte der Aggerverband 2013 das Gelände. 2013 war das. Erst jetzt, Neun Jahre später erklomm jetzt das Millionen-Projekt mit der Genehmigung aus dem Umweltministerium die wichtigste Hürde.
Warum dauerte es so lang?
Es ist ein Paradox: Das Naturschutzrecht stand der Naturierung im Wege, vereinfacht gesagt. Zunächst strebte der Aggerverband ein Planänderungsverfahren an, das wäre schneller gegangen, bot aber offenbar nicht die nötige Rechtssicherheit. Nach einigen Eingaben, unter anderem von Naturschutzverband BUND Rhein-Sieg, entschied sich der Verband für das langwierige Planfeststellungsverfahren. Der Bescheid wurde dem Vorsitzenden Professor Dr. Lothar Scheuer nun überreicht, als Abschiedsgeschenk zum Eintritt in den Ruhestand.
Wie viel kostet das Projekt?
2014 hatte der Vorsitzende Professor Dr. Lothar Scheuer vor seinem geistigen Auge schon die Bagger an der Agger anrollen sehen. Nachdem der Campingplatzbetreiber Insolvenz angemeldet hatte, gelang der Erwerb der Flächen für 160 000 Euro. 2,5 Millionen Euro Planungs- und Baukosten wird die Renaturierung laut Auskunft des Aggerverbandes verschlingen, man rechnet mit einem 80-prozentigen Landeszuschuss. Die Förderanträge von Verband und Stadt werden in Kürze gestellt.
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Was ist geplant?
Auf einer Länge von 400 Metern soll das linke Ufer von Befestigungen befreit werden; der Lauf des Flusses wird stark geschwungen, durch Abflachung der zum Teil steilen Ufer sollen sich Schotterbänke und Nebengerinne bilden. Man wolle nicht einfach überall mit dem Bagger reinfahren, hatte Scheuer angekündigt, „das Gewässer macht die Arbeit selbst“. Zugleich wird der teilweise in Rohren laufende Stolzenbach befreit und naturnah an die Agger angeschlossen.
Was bringt das für den Hochwasserschutz?
Mit der Renaturierung des früheren Schandflecks soll zugleich auch etwas für den Hochwasserschutz getan werden. Wenn die Agger sich ausbreiten und mäandern kann, sinkt der Pegel um zwölf bis dreizehn Zentimeter, eine gute Nachricht für den besonders gefährdeten Ortsteil Donrath. Beim letzten Starkregenereignis im Juni 2021 waren die Bewohner ganz knapp einer Überflutung entgangen. Die Feuerwehr hatte es nachts in letzter Minute geschafft, den Damm mit Sandsäcken abzudichten.
Dürfen die Menschen an die Agger?
Am früheren Campingplatzgelände können die Bagger anrollen, sobald die Zuschüsse bewilligt sind. Gescheitert ist hingegen das Wegekonzept zwischen Peisel und Wahlscheid, teilte der Grünen-Vositzende Horst Becker mit: an den Widerständen von Naturschutzverbänden und -behörden. Auch in Peisel soll sich die Natur weitgehend ungestört entwickeln können, teilte Marc Krüger vom Aggerverband auf Anfrage mit. Für Besucher werde ein erhöhter Infopunkt gebaut, von dort aus könne zum Beispiel die Vogelwelt beobachtet werden.
Am Campingplatz Jansen am anderen Flussufer, der zum Teil in die Maßnahme einbezogen wird, soll hingegen ein zugänglicher Gewässerbereich für die Camper entstehen. Der frühere Bürgermeister Horst Krybus hingegen hatte die Agger nicht absperren, sondern als Erlebnisraum für die Naherholung frei zugänglich halten wollen. Das war 2015.