Die erste 24-Stunden-Rettungswache in Lohmar ist eröffnet. Im RTW kann künftig sogar ein Telenotarzt zugeschaltet werden.
Neue 24-Stunden-WacheLohmarer Rettungswagen ist vorbereitet für den Telenotarzt
Der nagelneue Rettungswagen trägt das Lohmarer Stadtwappen auf der Seite. Er ist wichtigster Teil der ersten Tag und Nacht geöffneten Rettungswache und hat es in sich. Die hydraulisch verstellbare Fahrtrage, die mit 47.000 Euro teurer ist als ein Kleinwagen, schont Kräfte und Rücken der Notfallsanitäter, demonstrierte Thomas Becker-Conrad, Geschäftsführer des DRK-Ortsverbandes Lohmar.
In Zukunft könne sogar ein Telenotarzt zugeschaltet werden. Nötig sei hierfür nur die Nachrüstung mit Videokamera, Bildschirmen und Gegensprechanlage, Rohre und Schächte seien schon vormontiert. „Ziel ist es“, so Becker-Conrad, „die Notarztfrequenz herunterzufahren.“ Einerseits eine finanzielle Frage für die Kostenträger, die Krankenkassen, andererseits eine praktische.
Von drei Hilfdiensten bewarb sich nur einer bei der Stadt Lohmar
Denn die nächsten Notärzte sitzen in Siegburg und Hennef, in Einzelfällen rückte ein Mediziner auch mal von Windeck nach Lohmar aus. Das koste viel Zeit, erläuterte der städtische Beigeordnete Andreas Behncke unlängst im Stadtrat. Die RTW kamen bislang meist aus den Nachbarkommunen, die Hilfsfristen erfüllten vor allem im Norden des Stadtgebiets häufig nicht die gesetzlichen Vorschriften.
Die Stadt Lohmar ist Trägerin der neuen 24-Stunden-Rettungswache. Das Rote Kreuz hatte sich als einziger Hilfsdienst auf die Ausschreibung beworben. Für die anfangs drei Interessenten gab es zwei Knackpunkte, so Behncke auf Anfrage: So mussten für die Interimswache schon Räume vorhanden sein.
Das war nur beim DRK in Kreuznaaf und beim Malteser Hilfsdienst in Donrath der Fall - hier leisteten bislang nur Ehrenamtler an den Wochenenden Dienst. Der MHD hat seinen Standort am Sonntag nach 52 Jahren geschlossen.
Das Okay vom Rhein-Sieg-Kreis kam recht kurzfristig, und die Station sollte zum 1. Juli eröffnen. Ein Neubau wäre in der Kürze der Zeit nicht zu realisieren gewesen, erläuterte Behncke. Eine dauerhafte Wache soll künftig am nördlichen Rand von Donrath errichtet werden, so sieht es der Rettungsbedarfsplan des Kreises vor.
Zwei Grundstücke seien in die engere Wahl gekommen, beide östlich der B 484, da auf der anderen Seite ein Überschwemmungsgebiet der Agger liegt. Man sei derzeit in Gesprächen mit den Eigentümern, sagte Bürgermeisterin Claudia Wieja auf Anfrage.
Zweiter Knackpunkt: Personal zu finden in der Kürze der Zeit. Das sei dem DRK in nur fünf Wochen erstaunlich gut gelungen, sagte Becker-Conrad. Vielleicht liege es an den vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen: „Wir bezahlen die 24-Stunden-Schichten durch und nicht wie andere nur 20 Stunden.“
Zehn Notfall- und Rettungssanitäter - etwa zur Hälfte Frauen und Männer - sind ab sofort im Einsatz, jeweils in Zweierteams. Dazu gebe es einen Pool an Aushilfen und zahlreiche Ehrenamtler. Rund 350.000 Euro flossen in den Umbau, finanziert durch die Krankenkassen, neben dem RTW in eine elektrische Toranlage und einen zweiten Büroarbeitsplatz sowie in zwei Ruheräume: Die heißen „Berge“ und „Strand“, über den Betten hängen jeweils passende Landschaftsfotos.
In einer Ecke steht ein Laufstall mit Spielzeug. Die Wachleiterin, kürzlich Mutter geworden, dürfe gern ihr Kind mitbringen, sagte Becker-Conrad, das sei doch für einen modernen Arbeitgeber kein Problem. Die Rekrutierung des Nachwuchses stehe für den Ortsverein Lohmar oben auf der Liste. Man betreue bereits die Schulsanitäter der Gesamtschule, eine wachsende Truppe. „Und wir wollen das Jugendrotkreuz wieder aufleben lassen.“