Bei einem Ernteverein liegt der Höhepunkt des Festjahres im Herbst, rund fünf Wochen vor dem 11.11. – und beim Erntezug fliegen keine Kamelle, sondern Äppel un Muhre. Das diesjährige Lohmarer Prinzenpaar vereint die bergische mit der rheinischen Tradition – und steht für so viel mehr als den hierzulande üblichen Frohsinn.

Anlässlich des 100. Jubiläums des Ernteverein Donrath (EVD) im kommenden Jahr werden dem Vorsitzenden und seiner Frau die Ehre zuteil, die Lohmarer Jecken anzuführen. Peter IV und Inga I wurden am Samstag bei der KAZI-Prunksitzung feierlich proklamiert.

Tanzflöhe des Ernteverein Donrath sind das Gefolge des Lohmarer Prinzenpaars

Das Gefolge hatte sich den Gewändern der hauseigenen Tanzgarde, den Tanzflöhen, angepasst: traditionell rot-schwarze Kleider mit weißen Blusen, die Herren im blau-weißen Karohemd wie direkt vom Feld. Gemeinsam tanzten sie nach dem Einmarsch über die Bühne – und die Tollitäten mittendrin. Sogar der gebürtige Rheinbacher Peter IV, der nach eigenem Bekunden keine Strumpfhosen mag, hat sich inzwischen an diese gewöhnt.

„Eigentlich wollte ich als Prinz keine tragen. Mich haben aber einige Leute vom Gegenteil überzeugt, als ich Bilder von Prinzen gesehen habe, die auch keine Strumpfhose tragen – das sieht dann doch etwas seltsam aus.“ Seine Frau Inga hat mehr Berührungspunkte mit dem Karneval: Ihr steht nicht nur das Kleid gut, sie ist auch Leiterin der KAZI-Kindertanzgruppe.

Erfahrungen als die beiden wichtigsten Personen auf der Bühne hat das Ehepaar Klotz bereits 2017 gemacht, da war es Erntepaar des Vereins. „Das ist ja nur auf zwei, drei Vereine beschränkt, die man da besucht und hat auch kein Gefolge. Als Prinzenpaar vertritt man die ganze Stadt Lohmar, das ist eine viel größere Geschichte“, sagt Peter IV. „Wenn man schon Erntepaar war, weiß man, wie es ist, auf der Bühne und im Mittelpunkt zu stehen – der Schritt ist dann nicht mehr ganz so groß.“

Ernteverein ist durch die Tanzflöhe fest im Karneval verankert

Obwohl der Fokus des EVD auf dem Erntedankfest liegt, ist er durch die Tanzflöhe seit 1993 fest im Karneval verwurzelt. Die jungen und junggebliebenen Damen richten jährlich eine Sitzung im Saal Weißes Haus in Donrath aus, im Volksmund „Weißer Saal“.

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Stadt will Abwicklung der Lohmarer Großbaustelle auf der B484 beschleunigen

Von

Cordula Orphal

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„Das Erntefest ist wichtig, aber danach geht der Blick immer Richtung Karneval, das ist nicht neu für uns“, sagt Peter IV, für den Donrath mehr als seine Heimat ist. Es bedeute den Tollitäten viel, den Stadtteil, der so reich an Menschen, aber momentan nur durch eine Großbaustelle Gesprächsthema ist, in den Fokus zu stellen.

„Es ist der einzige Stadtteil, in dem man gut wohnen kann – kaum Fluglärm und dörflicher als Lohmar-Süd.“ Über die große Siedlung einige Kilometer weiter die Bundesstraße 484 entlang, will der Prinz lieber kein Wort verlieren – die Rivalität zwischen Wahlscheidern und dem Rest von Lohmar überwindet auch der Karneval nicht.

Prinzenpaar will Donrather Straße zur Spielstraße machen

Die Donratherinnen und Donrather treibt viel eher die Baustelle auf der Straße um, die ihren Ortsteil in zwei Hälften teilt. Der Verkehr Richtung Stadtmitte fließt seit Juni über die Donrather Straße ab, was bei der Anwohnerschaft für Ärger sorgt.

„Die Donrather Straße muss nach Abschluss der Bauarbeiten saniert werden und wird danach für 100 Tage zur Spielstraße ernannt“, ließ das Prinzenpaar auf der Prunksitzung in seinen 11 Geboten verlauten. Und es bekannte sich zum Weißen Saal, in dem der EVD alle seine Veranstaltungen ausrichtet.

Das Weiße Haus muss dem Ernteverein den Saal auch die nächsten 100 Jahre zur Verfügung stellen.“ Die Adresse: Donrather Straße 23. Nur damit die Lohmarer Jecken wissen, wo in der Session 2024/2025 das Herz des Karnevals schlägt.