AboAbonnieren

InterviewLohmarer Pflegeexperte rechnet mit Pleitewelle – „60 Prozent der Heime husten“

Lesezeit 2 Minuten
Eine Frau liegt in einem Krankenbett.

Viele Pflegeheime haben starke wirtschaftliche Probleme. Hinzu kommt der Personalmangel. (Symbolbild)

Seit fast 40 Jahren ist Reinhard Bartha ehrenamtlicher Aufsichtsratsvorsitzender für die Altenheime in Wahlscheid und Lohmar.

Herr Bartha, als Pfarrer im Ruhestand haben Sie die Menschen im Blick, als Aufsichtsratsvorsitzender die Finanzen. Was hat sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert?

Reinhard Bartha: 60 Prozent der Altenheime husten, haben neben Personalmangel wirtschaftliche Probleme. Früher galt das Kostendeckungsprinzip. Wir haben Mittel angemeldet und am Jahresende mit dem Landschaftsverband nachverhandelt. Heute gibt es mehr Vorgaben, so zum Anteil qualifizierter Kräfte, die Mehrkosten aber, zum Beispiel für Beschäftigte mit Kindern, werden nicht ausgeglichen. Zudem ist der Vorrang der Freien Wohlfahrtspflege aufgehoben, Non-Profit-Unternehmen wie wir sind Konzernen gleichgestellt. Ich befürchte eine Pleitewelle, dabei werden landesweit Plätze gebraucht. In Lohmar sind wir ganz gut versorgt.

Wir denken über eine Tagespflege in Kombination mit einer Mini-Kita nach
Reinhard Bartha, Aufsichtsratsvorsitzender der evangelischen Altenheime in Lohmar

Ihre Heime haben die Traumnote 1,0 vom medizinischen Dienst erhalten. Dann ist doch alles in Ordnung?

Die Betreuung wird schwieriger. Die Menschen sind beim Einzug älter und oft schon schwerst pflegebedürftig. In Wahlscheid haben 75 von 113 eine demenzielle Erkrankung. Unser neuer Generationentreff ist ein erster Schritt, um mehr Leben ins Haus zu holen.

Was planen Sie weiter?

In Wahlscheid ist eine Tagesspflege denkbar, vielleicht in Kombination mit einer Mini-Kita für die Kinder der Beschäftigten. So etwas gibt es bereits in der Nähe in Rösrath-Hoffnungsthal. Wir haben derzeit in Wahlscheid zu viele Flächen, die wir nicht refinanziert bekommen.

Wäre so etwas auch in Birk denkbar, wo ja auf absehbare Zeit kein Altenheim gebaut wird?

Vielleicht eine sogenannte „stambulante Versorgung“, die Kombination aus stationär und ambulant, aber das muss sich ebenfalls rechnen. Es gibt einfach kaum Personal, es braucht auch Hausmeister und Reinigungskräfte. Wir setzten darauf, dass sich das Quartier entwickelt.