Eine Kita neben der Großunterkunft für Geflüchtete? Anlieger am geplanten Standort in Pützerau bringen diese Idee ins Spiel. Das sagt die Stadt.
Ärger um StandortStadt Lohmar reagiert auf Kita-Protest von Anliegern der Pützerau
Die Anlieger der Pützerau machen mobil gegen den geplanten Kindertagesstätten-Standort neben dem Reiterhof. Sie fürchten um ihre Ruhe, die durch den Hol- und Bringverkehr gefährdet sei. Auch könnten ihre Kinder nicht mehr auf der Straße spielen. Den Vorschlag, die Kita doch neben der geplanten Großunterkunft für Geflüchtete zu bauen, weist die Stadt zurück.
Dagegen spreche die Ungewissheit bezüglich Baurecht und Genehmigung der notwendigen Zufahrt, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch ein Umzug ins Gewerbegebiet, der in den sozialen Medien ins Gespräch gebracht wurde, sei nicht umsetzbar, „denn dort gibt es keine freien Grundstücke mehr“. Abgesehen davon würden diese von Lohmarer Gewerbebetrieben dringend benötigt.
Eigentümer eines alternativen Grundstücks in Lohmar lehnt den Kita-Bau ab
Zur Pützerau, wo genug Platz sei für eine sechsgruppige, barrierefreie Einrichtung, existiere „keine realistische Alternative“. In Lohmar-Ort gebe es zwar ein weiteres ausreichend großes Grundstück, der Eigentümer lehne den Bau einer Kindertagesstätte aber ab.
Nicht nur die Verwaltung und die Mehrheit aus Grünen, SPD und UWG hatte sich im Stadtentwicklungsausschuss für den Umzug an den Waldrand ausgesprochen. Laut Stadt plädierte auch die Vertreterin des Jugendamtselternbeirats, der gewählten Elternvertretung aller Kita-Eltern, für den Neubau. Damit würden die beiden zusätzlich benötigten Gruppen geschaffen, ohne eine bestehende Kita aufstocken zu müssen; die Erfahrung mit zweigeschossigen Gebäuden sei schlecht.
Am neuen Standort in Lohmar-Ort entstehen zusätzliche Gruppen und Plätze für Kleinkinder
An der Pützerau entstehen mehr Betreuungsplätze für Kleinkinder. Derzeit könnten in der Kita Waldgeister, die Räume in der Gesamtschule nutzt, nur sechs Kinder unter drei Jahren betreut werden. Dazu komme die hohe Verkehrsbelastung des Viertels durch Elterntaxis zur Kita, Grundschule und Gesamtschule, die durch den Umzug minimiert werde.
„Somit scheint die geplante Fläche der beste Kompromiss zu sein“, um fehlende Betreuungsplätze für Familien zu schaffen, so Andreas Behncke, der zuständige Fachdezernent, dessen Wechsel von der SPD zur CDU Kritik hervorgerufen hatte. Die CDU im Ausschuss hatte wegen der Verkehrsbelastung geschlossen gegen die Pützerau votiert.
Die Wohnstraßen würden laut einem Gutachten nicht überbelastet, entgegnete die Stadt. Auch eine Artenschutzprüfung, ein Umweltprotokoll, eine Bodenuntersuchung sowie ein Bodengutachten – Basis für die Bebauungsplanänderung – lägen vor. Die Öffentlichkeit werde frühzeitig über die Planung informiert.
Die Verwaltung solle im Vorfeld eine mögliche Verkehrsberuhigung für die Zufahrtsstraßen, neben Pützerau sind das Lerchenweg und Südstraße, prüfen, heißt es in einem Antrag der Grünen an den Ausschuss für Bauen und Verkehr. Denn schon jetzt überschritten Autofahrer an dieser Stelle Berichten von Anwohnern und eigenen Beobachtungen zufolge die zulässige Höchstgeschwindigkeit.