Ein Lohmarer Jägerehepaar vermutet, dass sie auf der Flucht waren: „Die Tiere sind nervös“.
SichtungZwei Rehe laufen in Lohmar vor Autos und sterben – Jäger vermuten Flucht vor Wolf
„Wir merken, dass zurzeit ein Wolf durch unsere Reviere an der Scheider Höhe streift. Die Tiere sind nervös.“ Das Jägerehepaar Elisabeth und Fritz Trimborn aus Lohmar wurde am Wochenende zweimal angerufen, weil flüchtende Rehe vor Autos gelaufen waren. Beide Tiere starben an ihren schweren Verletzungen.
Auf dem Heimweg von einer Unfallstelle kreuzte auf einmal ein Wolf ihre Fahrbahn. „Er war sehr gut im Lichtkegel zu erkennen“, so Elisabeth Trimborn, die am Steuer des Wagens saß. Zusammen mit der Redaktion fuhren beide Jäger am Montag noch einmal an diese Stelle. „Der Wolf kam aus Wiehlpütz und ist in Richtung Wahlscheid gelaufen“, erklärt Fritz Trimborn den nächtlichen Weg des Tieres.
Beide suchten Trittsiegel des Wolfes. Aber es ist nichts auf dem Boden zu erkennen. „Auf einer Wiese, ist das wirklich sehr schwer“, so Fritz Trimborn. Im Herbst hätte er auf einem frisch abgeernteten Maisfeld einmal einen Abdruck gesehen, erinnert er sich. Das seien echt große Trittsiegel. Sicher könnte man jedoch nie sein, wenn man nicht den Wolf beim Laufen gesehen hätte. So würden zum Beispiel die großen Kangal-Hirtenhunde ähnlich markante Fußabdrücke hinterlassen.
Wolfsberater erhält immer wieder Anrufe aus dem Rhein-Sieg-Kreis
Das bestätigt auch Dieter Birkhahn. Der Wolfsberater des Landes berichtet, dass ihn immer wieder Menschen anriefen, die angeblich Trittsiegel des Wolfes gesehen hätten. Doch die Unterscheidung zwischen Hund und Wolf sei fast unmöglich.
„Einzelne Pfotenabdrücke reichen nicht zur Bestimmung“, so Birkhahn. Bei einer hundert Meter langen Laufspur im Schnee könnte mit Sicherheit den Tritt eines Wolfes erkennen. Alles andere sei „pure Spekulation.“
Rehe fliehen in Todesangst vor dem Wolf und wurden in Lohmar vom Autos überfahren
Im März ist die Zeit, dass männliche Wölfe ihr Elternrudel verlassen. Sie suchen sich dann Reviere, wo sie eine neue Familie gründen können. „Es ist also nichts Ungewöhnliches, wenn sie hier in der Gegend umherstreifen“, so Elisabeth Trimborn. Diese Rüden würde natürlich auch Jagen, um zu überleben. So erklären sich für sie auch die Unfälle am Wochenende mit den beiden Rehen in Lohmar. Sie seien in Todesangst auf der Flucht vor dem Wolf gewesen, der ihnen hinterhergejagt sei.
Der hinkende Wolf scheint sich inzwischen wieder erholt zu haben. Das bestätigte auch Birkhahn. Besorgte Tierfreunde hatten die Idee gehabt, ihn zu fangen und dann gesundzupflegen. Die Trimborns erklären, dass dies gar nicht erlaubt sei. Wölfe unterlägen nicht dem Jagdrecht. Sie seien streng geschützte Tiere.
So sei es zum Beispiel verboten, einen Wolf zu beunruhigen. Man müsse sei in Ruhe lassen. Der Versuch, ihn zu fangen, sei sogar gefährlich für das Tier. „Sie können dann vor lauter Stress sogar einen tödlichen Herzinfarkt bekommen“, berichtet Elisabeth Trimborn.
Ihr Gatte weist auf eine andere Gefahr für die Wölfe hin. In der Region sei zurzeit die Räude verstärkt aufgetreten. Diese Milbenerkrankung könne zum Tode der Tiere führen. Fritz Trimborn erinnert sich noch, als diese Erkrankung vor Jahren schon einmal einen Höhepunkt hatte. Füchse, Wildschweine und anderes Wild sei befallen gewesen", so der Jäger. Die Tiere hätten sich an Baumstämmen gerieben, weil der Juckreiz so stark gewesen sei, so seine damaligen Beobachtungen. Der Hund hätte damals immer an der Leine blieben müssen, damit er sich nicht zufällig beim umherlaufen im Revier an einem Baum anstecke, an dem sich vorher noch eine Sau gewetzt hätte.
Die Krankheit Räude in der Umgebung von Köln kann zur tödlichen Gefahr für die Wölfe werden
Wolfsschützer Birkhahn ist der derzeitige Trubel um den Wolf in Lohmar gar nicht so recht. Wenn die Stellen bekannt seien, an denen er sich aufhalte, würden sich falsche Tierfreunde auf den Weg machen, in der Hoffnung, den Wolf vielleicht in freier Wildbahn zu sehen. Es hätte auch schon Versuche von Anfütterung gegeben. „Der Wolf darf nicht als Attraktion gesehen werden“, so der Tierschützer. Er gehöre inzwischen in einigen Teil des Landes zum Leben im Wild dazu. Je weniger Wirbel um ihn gemacht werde, desto besser sei es.
Dennoch gibt es immer wieder zufällige Sichtungen. Im Herbst vorigen Jahres passierte das Michael Litvinovitch aus Troisdorf an der Tongrube in Altenrath. Er arbeitet im Bundesumweltministerium und war schon in ganz Europa beruflich in Naturschutzgebieten unterwegs, auch früher in Rußland. „Dort habe ich natürlich auch Wölfe in freier Wildbahn gesehen“, berichtet er im Gespräch mit der Redaktion. Er ist fasziniert von diesen Tieren und freut sich zusammen mit seiner Frau, Dr. Jutta Litvinovitch, dass Wölfe in Deutschland wieder heimisch geworden sind.
Ein totes Reh mit schlimmen Fraßspuren am Körper wurde am Leyenweiher in Troisdorf entdeckt
„Als ich in der Wahner Heide mit dem Hund unterwegs war, fielen mir an der Tongrube zwei Tiere auf“, berichtet er. Zuerst hätte er gedacht, dass es zwei Schäferhunde seien, aber auch nach langem Warten sei kein Besitzer gekommen. Da fielen ihm seine Beobachtungen auf den Reisen ein. „Ich bin mir sicher, das war ein Wolfs-Pärchen“, betont er. Plötzlich seien die beiden wieder verschwunden gewesen. Letzte Woche hätte er am Leyenweiher ein „totes Reh mit schlimmen Fraßspuren am Körper entdeckt. Vielleicht waren das auch Wölfe“, so seine Vermutung. Er hätte die Sache bei der Stadt gemeldet. „Wir haben noch keine Antwort bekommen“, sagt seine Frau.
Wolfsberater Birkhahn ist dazu nichts bekannt. „Es ist wichtig, dass alle Verdachtsfälle gemeldet werden, damit wir der Sache nachgehen können“, betont er. Auch für die Redaktion ist er immer ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um Wölfe geht. Schnell kann Birkhahn klären, ob Risse von Wölfen stammen oder andere Raubtiere im Spiel waren. „Das ist wichtig, damit nicht irgendwelchen falschem Gerüchte entstehen“, so Birkhahn.