Schulen werden üblicherweise saniert, aber selten neu gebaut. Anders in Birk, das Öko-Schuldorf ist fast bezugsfertig. Wir schauten uns auf der Baustelle um.
Umzug erst im AprilSo sieht es im Öko-Schuldorf von Lohmar aus
Der Blick nach oben lohnt: Im Foyer der neuen Grundschule Birk schweben Möwen-Lampen, so heißt der Beleuchtungstyp. Sie fliegen scheinbar in Richtung Kölner Dom - so weit kann man bei gutem Wetter schauen. Das Öko-Schuldorf wächst. Noch vor Ostern, ein paar Wochen später als zuletzt angekündigt, soll der Umzug stattfinden.
Wir ließen uns von Schulleiter Tobias Voßemer durchs Gebäude führen, das einige Besonderheiten aufweist. Zunächst die Wandbepflanzung an der Holzfassade auf dem Weg zum Haupteingang, die auf den Schwerpunkt Natur und Umwelt hinweist. Sie ist quadratisch, groß und grün, und sie werde sich übers Jahr verändern, sagt Voßemer, „jeweils passend zur Jahreszeit“. Das ebenfalls begrünte Dach erhält Photovoltaik, auf dem Gelände gibt es Versickerungsstellen.
Die Schulgemeinde hat sich in die Planung in Lohmar-Birk eingebracht
Innen viel Licht, Glas und satte Farben. Elemente und Einrichtung aus Holz verströmen würzigen Duft. Im Verwaltungsteil gibt es hellgrüne Akzente, in den Trakten für die ersten bis vierten Klassen ist jeweils ein Ton vorherrschend, Orange und Gelb, Blau und Grasgrün, die dunkleren auf der Sonnenseite.
Es seien solche Details, die die Schulgemeinde schon jetzt begeisterten, sagt Voßemer. Sein Team hat nicht nur den Baufortschritt beobachtet - das alte, marode und viel zu klein gewordene Grundschulgebäude liegt lediglich 400 Meter entfernt im Ortskern - , das fast 50-köpfige Kollegium aus Lehrern, Betreuungs- und Ergänzungskräften wurde auch von der Stadt, vom Architekturbüro und vom Bauunternehmer in Planung und Ausführung mit einbezogen.
So gibt es zum Beispiel nicht nur reine Klassenzimmer, sondern auch Lern- und Aufenthaltsräume, die von der Ogata, der Nachmittagsbetreuung, mitgenutzt werden. Die Garderobenständer und die Medienwagen, ebenfalls aus Holz, sind fahrbar. Die Küche, in der Ernährungslehre unterrichtet wird, hat extra schmale Kochfelder, gut erreichbar auch für kleine Grundschulkinder.
Holzfalttüren vor den Wandschränken schaffen Ordnung, unter den breiten Fensterbänken befinden sich Fächer, „nichts von der Stange, aber trotzdem nicht teurer“, sagt der Schulleiter. In jedem Trakt befinden sich Schüler- und Lehrer-WCs, in der Nähe des Aufzugs - das Gebäude ist barrierefrei - rollstuhlgerechte Toiletten.
Von Schulgelände in Lohmar-Birk gibt es einen kurzen Weg zum Sportplatz
Auch eine Pflegestation mit Dusche ist vorhanden, Brailleschrift soll die Orientierung von Sehbehinderten erleichtern. Der Schallschutz kommt nicht nur dem Kollegium entgegen, sondern auch Kindern, die nicht gut hören.
Die Schulgemeinde werde in dem weitläufigeren Gebäude enger zusammenrücken können - kein Widerspruch. So hat jeder der vier Klassenzonen einen Marktplatz als Treffpunkt auch fürs gemeinsame Lernen, mit Wasserspender, Zugang zum Innenhof und groß genug für alle 100 Kinder. Einen guten Blick auf den Markplatz haben die Besprechungsräume, reine Lehrerzimmer werden abgeschafft.
Dahinter liegen die nicht einsehbaren Arbeitsräume für alle pädagogischen Kräfte. Die Beschäftigten bekommen auch kleine Küchen und Ruhezonen. Das Außengelände mit Spiel- und Bewegungsangeboten und mit grünen Klassenzimmern erhält Schattenplätze und einen direkten Zugang zum Sportplatz. Dass die Turnhalle nun ein bisschen weiter entfernt liegt, sei zu verschmerzen, meint der 47-Jährige Schulleiter, der neben Mathematik auch Sport unterrichtet: „Es sind nur 300 Meter.“
Die Mensa schließt sich ans Foyer an und ist dank der Trennwände variabel nutzbar. Bis zu 400 Personen finden hier Platz, auf so viele Kinder ist die vierzügige Grundschule ausgelegt. Wer hinein- und hinausgeht, den hat der Hausmeister aus seiner Loge im Blick. Das weitläufige Gelände soll nach Unterrichtsbeginn aus Sicherheitsgründen nicht frei zugänglich sein, anders als am alten Standort. Voßemer: „Wer rein will, muss klingeln.“
Das größte Bauprojekt der Stadt Lohmar war zunächst mit 24 Millionen Euro veranschlagt worden. Die Summe erhöhte sich unter anderem wegen der Preissteigerungen für Material und Energie auf 31 Millionen. Das Land zahlt einen Zuschuss. Die alte Schule wird nach dem Umzug abgerissen, sie macht Platz für ein neues Wohnviertel.
Die Pläne waren umstritten. Die CDU hatte zunächst eine Sanierung des Altbaus vorgeschlagen oder einen dreigeschossigen Neubau auf dem jetzigen Gelände; auf dem Wiesengrundstück am Ortsrand favorisierte sie Einfamilienhäuser.
Letzter Schulbau 2010
Dass Schulgebäude abgerissen und vollständig neu gebaut werden, ist selten. In Sankt Augustin wurde zuletzt 2010 die Heinrich-Hanselmann-Förderschule in Trägerschaft des Kreises neu errichtet. Das eingeschossige Gebäude-Ensemble aus Holz für etwa 170 Schülerinnen und Schüler kostete damals rund elf Millionen Euro.
Für eine klimafreundliche Bauweise entschied sich auch die Stadt Hennef bei ihrem Öko-Feuerwehrhaus für die Löschgruppe Söven: Es bietet Platz für fünf Fahrzeuge verschlang knapp 6,8 Millionen Euro.