Wo Heuschrecken Siesta haltenBUND pflegt artenreiche Wiese auf 7000 Quadratmetern
Lohmar – Vormittags um 11 Uhr in der Hitze halten die Heuschrecken schon Siesta. Das können sie beruhigt tun, denn Achim Baumgartner und sein Team haben nur einen Teil der Wiese in Lohmar-Saal gemäht. Wo die hohen Halme stehen blieben, sind die grünen Hüpfer morgens emporgeklettert, haben ihre Flügel geputzt und sich gesonnt.
„Früh am Morgen wie auch früh am Abend“, so erläutert der Sprecher des BUND Rhein-Sieg-Kreis, „sind viele Tiere reaktionsarm und kaum bewegungsfähig“. Etwa die Blindschleiche, die von Reifen plattgewalzt oder von Mähwerken zerschreddert wird, wenn Wiesen ohne Rücksicht gemäht werden. Tiere, deren Aktionsradius nur in Metern gemessen wird – wie die Heuschrecke –, haben auf großen Flächen dann ohnehin keine Chance.
Artenvielfalt und reichlich Vogelnahrung
Wie es anders gehen kann, demonstriert der BUND auf den 23 Hektar Grünland, welche die Naturschutz-Organisation im Rhein-Sieg-Kreis unterhält. Artenreiche Wiesen entstehen hier durch die behutsame Art der Bewirtschaftung, wie es Baumgartner und vier ehrenamtliche Mitarbeiter gestern beim Ortstermin in Lohmar-Saal demonstrierten. 7000 Quadratmeter klein ist die Fläche, die der BUND vom Vogelschutz-Komitee gepachtet hat. Denn letzteres hat ein Interesse daran, dass Schwalben und Stieglitze, Grauschnäpper und Grünspechte hier reichlich Nahrung finden.
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Das frühere Maisfeld hat sich in eine bunte Oase verwandelt, die im Kontrast zur monochrom grünen Wiese nebenan besonders auffällt. Farbflecke in Lila, Rosa und Weiß wogen zwischen Straußgras, Zittergras und Glatthafer. Heilziest, Storchschnabel, Margeriten und wilde Möhre blühen. Das wiederum lockt die Insekten, sich hier niederzulassen. Augenfällig ist dies vor allem durch die zahlreichen Ameisennester.
Wiese mit großer Schnitthöhe gemäht
Die Balkenmäher des BUND nehmen auf diese Behausungen Rücksicht und schonen durch die große Schnitthöhe viele Tiere. Deshalb verzichten die Umweltschützer auf rotierende Mähwerke und Traktoren, die den Boden verdichten. Mit 15 PS ist die Heupresse unterwegs, von Baumgartner per Hand gesteuert, während Alissa Seith dafür sorgt, dass das Material von der Maschine aufgenommen und zu kleinen Ballen gepresst wird.
Dieses Naturschutzheu aus später Mahd ist reich an Rohfasern und besonders als Pferdefutter geeignet. Alissa Seith absolviert beim BUND ihren Bundesfreiwilligendienst, die 19-Jährige will Biotoppflegerin werden. Nicole Muthesius, die mit dem Rechen das frisch gemähte Heu zusammenharkt, ist Beamtin.
Und ebenfalls ein Bufdi: „Weil ich Lust dazu hatte“, sagt die 50-Jährige aus Bonn. „Das Ehrenamt im Naturschutz funktioniert gut“, resümiert Baumgartner. „Die Leute haben angesichts von Klimakrise und Insektensterben begriffen, dass sich etwas ändern muss.“ Von den Bauern wünscht er sich, dass sie einen zwei Meter breiten Blühstreifen an ihren Feldern stehen lassen.