Streit über Aggerbrücke eskaliertBUND will Baustopp in Lohmar – Reparatur ist beendet
Lohmar – Der Streit um die Aggerbrücke setzt sich fort. Der Umweltverband BUND Rhein-Sieg hat die Stadt aufgefordert, die Baustelle am Donrather Dornheckenweg „umgehend stillzulegen“, die Reparatur sei „nach bisherigem Kenntnisstand unrechtmäßig“, heißt es in einem Schreiben des Kreissprechers Achim Baumgartner. Die Reparatur sei abgeschlossen, in Kürze könne das Bauwerk wieder freigegeben werden, teilte Bürgermeisterin Claudia Wieja mit.
In der E-Mail, die zeitgleich auch an die Höhere Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung ging, kündigte Baumgartner an, dass „im Falle einer gerichtlichen Prüfung gegebenenfalls der Rückbau oder die Sperrung der Brücke angeordnet werden könnten“.
Brücke ist Teil des Agger-Sülz-Radwegs
Knackpunkt ist der Naturschutz: Die Agger und deren Auen sind, wie mehrfach berichtet, europäisches FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat). Die Brücke, die Teil des Agger-Sülz-Radweges ist, war seit April 2021 gesperrt, weil die Standsicherheit nicht mehr gegeben war, so ein Gutachter. Dagegen protestierten die Bürger. Die Stadt hat nach Abstimmung mit den übergeordneten Behörden die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit in Auftrag gegeben.
Bauunternehmer kritisiert Stadt Lohmar scharf
Auch wenn die baulichen Schäden fast beseitigt sind, bleibt eine Baustelle: Der Lohmarer Unternehmer Heinrich Gottschalk ist mehr als erbost über die Kommunikation mit der Stadt. Er hatte, wie berichtet, über die örtliche FDP eine kostenlose Reparatur der Aggerbrücke angeboten.
Sein Vorschlag sei indes nur im politischen Raum diskutiert worden. Seine Nachfragen im Büro des Beigeordneten Bernhard Esch blieben ohne Antwort. „Bis heute hat niemand von der Stadt mit mir gesprochen.“
Esch hatte auf Anfrage dieser Zeitung erklärt, die angebotene Reparatur im Flussbett sei nicht möglich, deshalb sei die Stadt nicht auf den Bauunternehmer zugegangen. Das lässt Gottschalk nicht gelten: „Es war nur eine Variante. Ich hätte diese Arbeiten ebenfalls durchführen können. Selbstverständlich auch kostenlos.“ (coh)
Der BUND sieht nun seine Beteiligungsrechte als Naturschutzverband verletzt. Das Gebiet sei besonders sensibel, das zeige sich schon daran, dass alle Naturschutzbehörden einig seien, dass ein Neubau einer Brücke nur an anderer Stelle zulässig sein könnte. Die Inbetriebnahme am alten Brückenstandort und die Nutzung der Zuwegung führe erneut zu einer störenden Belastung.
Außerdem sei das Risiko groß, dass die alte Brücke nicht nur übergangsweise, sondern dauerhaft genutzt werde. Es sei nämlich „nicht absehbar, ob ein Ersatzbau überhaupt zugelassen werden kann, da das Genehmigungsverfahren hierzu gerade erst eröffnet wurde“, heißt es weiter.
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Die Stadt sehe sich auf der sicheren Seite, entgegnet die Bürgermeisterin im Gespräch mit der Redaktion. Sie habe auf Bitten Baumgartners dem BUND Unterlagen zum Vorgang geschickt.
Der Umweltverband will offenbar auch die Aggerbrücke an der Naturschule genauer unter die Lupe nehmen und forderte laut Wieja unter Berufung auf das Umweltinformationsgesetz Akten zur FFH-Untersuchung und zum Planfeststellungsverfahren an. Die Brücke wurde 2013 fertig gestellt.