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Lohmarer GeschichteEhepaar stiftet Stadt und Bürgern ein großes Mühlen-Denkmal

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Am neuen Denkmal: HGV-Geschäftsführer Wolfgang Röger, Spenderin Margarethe Bretzinger, Bürgermeisterin Claudia Wieja, Metallbauer Christian Thiesen, Bildhauer Markus Weisheit und Künstlerin Martina Furk (v.l.)

Lohmar – Was heute als wichtiger Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit gilt, war früher gang und gäbe im Bergischen Land: Wasserkraft. Mehr als 1000 wassergetriebene Mühlen prägten einst zwischen Wupper und Sieg das Landschaftsbild.

Allein im Gebiet der heutigen Stadt Lohmar waren es mehr als 20 dieser Kraftwerke. Mit der Strömungsenergie des Wassers mahlten sie Getreidekörner zu Mehl, zersägten Holz zu Balken und Brettern oder schmiedeten mit großen, über Nockenwellen vom Wasserrad angetriebenen Hämmern Metall zu Blechen, Klingen oder Kesseln.

Nun rückt eine davon wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung, mittels eines Denkmals aus Grauwacke und Stahl. Es erinnert an der Ecke Rathausstraße/Bachstraße, auch bekannt als „Dunkels Eck“, an die alte Lohmarer Mühle. Sie stand nur 150 Meter vom Denkmal entfernt am Auelsbach und wurde 1974 zugunsten eines Neubaus der Fischzucht Pilgram abgerissen. Zur Erinnerung wurde damals in die Fassade des neuen Pilgram-Hauses ein Originalmühlstein eingelassen.

Seniorenpaar stiftet Denkmal

Viel auffälliger erinnert an die Mühle aber nun das Denkmal aus den zwei tonnenschweren Grauwackeblöcken mit kleinem Mühlrad aus Cortenstahl, der an der Oberfläche eine Rostschicht bildet. Es ist eine private Stiftung. „Ich wollte etwas an Lohmar zurückgeben“, sagte bei der Vorstellung die 92-jährige Margarethe Bretzinger als ehemalige Lohmarerin.

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Viel gegeben hat sie der Stadt schon früher durch ehrenamtliche Mitarbeit etwa in der Seniorenbegegnungsstätte Villa Friedlinde. Mit ihrem Mann Dieter Bretzinger (88), mit dem sie nun in der Kurhaus-Seniorenresidenz Hennef lebt, hat sie das Kunstwerk der Stadt und den Bürgern geschenkt.

Die alte Lohmarer Mühle geht zurück auf das Jahr 1493. Damals erteilte der Herzog von Berg und Jülich dem Lohmarer Burgherrn Wilhelm von Reven eine Erlaubnis dafür. Zur Mühle wurde ein 1500 Meter langer, vom Auelsbach gespeister Mühlengraben angelegt, der in einem Speicherbecken mündete, heute ein Fischteich. So regelte man den Zufluss zum Rad der Mühle.

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Seit langem befinden sich Fischteiche im Auelsbachtal anstelle von Speicherbecken und Mühlengraben.

Wegen des Mühlenbanns waren die Bauern aus der Umgebung gezwungen, ihr Getreide dort mahlen zu lassen. Dadurch wurde ein preismindernder Wettbewerb unter benachbarten Mühlen verhindert. Der auf diese Weise künstlich erhöhte, von Bauern an den Müller zu zahlende Mahllohn sicherte zwar das Einkommen des Müllers. Der hatte aber davon nicht allzu viel, weil die Pachtzahlungen an den Grundherrn, den eigentlichen Nutznießer, hoch waren. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Mühlenbann aufgehoben.

1907 war ein großer Einschnitt für die Lohmarer Mühle. Der bisherige Besitzer, Joseph Broich, der zudem Müller und Bäcker in der Breidtersteegsmühle war, verkaufte das ebenfalls in seinem Besitz befindliche Anwesen am Lohmarer Auelsbach. Neuer Besitzer wurde Jean Pilgram aus Mülheim (kölsch: Müllem), damals noch eine selbstständige Stadt, 1914 gegen den Widerstand der Bevölkerung nach Köln eingemeindet.

Der häufig pfeiferauchende Pilgram, in Lohmar auch „Piefekopp“ genannt, nutzte den Antrieb des hölzernen Wasserrades, das er 1920 durch ein imposantes Stahlwasserrad ersetzte für andere Unternehmungen, etwa für eine Kesselschmiede. Zudem begann er im Speicherbecken mit der Fischzucht.

Wasserrad hatte fünf Meter Durchmesser

Ein Relief auf der Grauwacke zeigt die einstige Lohmarer Mühle, später auch Pilgrams Mühle genannt. Deutlich hervor sticht aus dem Gebäude-Ensemble das gewaltige Wasserrad. Es hatte einen imposanten Durchmesser von fünf Metern, woran sich über 50-jährige Lohmarer noch gut erinnern können.

Links ist der Auelsbach zu sehen, der heute am alten Mühlenstandort noch nicht, aber im weiteren Verlauf teilweise unterirdisch im Rohr durch Lohmar-Ort fließt. Der Siegburger Steinmetz und Bildhauer Markus Weisheit hat das Relief geschaffen. Die Tuschezeichnung als Vorlage dafür fertigte Martina Furk an, die Vorsitzende des Kunstkreises „LohmArt“.

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Das Relief auf der Grauwacke zeigt eindrücklich, wie imposant das Wasserrad der alten Lohmarer Mühle war.

Nicht lange dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung. Erst im vergangenen Jahr wandte sich das Ehepaar Bretzinger mit dem Angebot, ein „lohmartypisches Denkmal“ zu stiften, an Wolfgang Röger, den Geschäftsführer des Heimat- und Geschichtsvereins und früheren Bürgermeister. Nach einigen Überlegungen kam man auf die Mühle.

Vier Tonnen wogen die Steine, die aus Lindlar geholt wurden. Mit im Boot ist auch der Lohmarer Christian Thiesen, der mit seiner Metallbaufirma das Mühlrad aus Stahl mit einem Meter Durchmesser fertigte. Zum Ensemble des Denkmals gehört noch eine Ruhebank zum Verweilen und ein weiterer Grauwackestein mit einer Informationstafel zur einstigen Mühle.

Im Gestein des Denkmals stecken Fossilienreste

Bei genauem Hinsehen entdeckt man in dem Mühlen-Denkmal Fossilienreste. Im Gestein sind uralte Seelilienstängel zu erkennen. Sie sind in der Grauwacke eingebunden, die vor mehr als 300 Millionen Jahren in unterschiedlichen Regionen als Sediment bei der natürlichen Verwitterung und Abtragung von Gebirgen entstand. Der Begriff soll aus der alten Bergmannssprache im Harz stammen, wo er schon 1780 belegt ist.

Im Bergischen Land kennt man Grauwacke vor allem von den alten Kirchbauten. Die beiden Steine aus dem neuen Lohmarer Denkmal kommen aus einem besonderen Steinbruch, aus dem Lindlarer Ortsteil Eremitage, benannt nach einst dort lebenden Eremiten. Forscher fanden in Lindlar fossile Blätter und Äste, Überreste des wohl ältesten Waldes der Welt. Der Wald soll auf einer Sandinsel im Flachmeer gestanden haben.

Vermutlich wurden die Bäume durch einen Tsunami ins Meer gespült und mit Schlamm überdeckt, wodurch sie letztlich versteinert erhalten sind. Aus diesen Schlammablagerungen entstand unter hohem Druck auch die Lindlarer Grauwacke, ein 350 Millionen Jahre altes Sedimentgestein.