Begehrtes WohngebietIn Lohmar sollen 70 neue Wohneinheiten gebaut werden
Lohmar – Einst war Donrath Luftkurort, wurden Bootsverleih, „Fischereigelegenheit“ und die zahlreichen Gasthöfe mit Kegelbahnen auch von zahlreichen Sommerfrischlern frequentiert. Nun, mehr als ein halbes Jahrhundert später, ist der Ortsteil an der Agger wieder begehrt – als attraktives, verkehrsgünstig gelegenes Wohngebiet. Ein Dorfentwicklungsplan soll helfen, die Balance zwischen Wachstum und gewachsenen Strukturen zu wahren.
„Eine historische Chance“, nannte das Hans-Gerd Pahl (CDU) im Sonderausschuss Donrath, „die erste und die letzte.“
Planungsprozess dauert bereits länger
Planungsprozesse laufen oft über Jahre und Jahrzehnte. So war es auch in Donrath, wo der entscheidende Durchbruch mit dem Umzug der Firma Overath 2019 nach Scheiderhöhe gelang. Die Fläche des früheren, 2009 abgebrannten Sägewerks, die 2013 versteigert wurde, steht indes für das neue Wohnviertel noch nicht zur Verfügung. Die Stadt hatte es nicht gekauft, sondern lediglich eine Veränderungssperre erlassen.
Für Donrath gab es bereits 2010 ein Gesamtkonzept des Büros Hamerla, das damals in der gesamten Region aktiv war. Die bunten Pläne wurden indes damals im Stadtentwicklungsausschuss nur als „Anregung“ bezeichnet und verschwanden wieder in der Schublade. Planungsamtsleiterin Kerstin Tillmann: „Ich habe nicht herausgefunden, ob das jemals beraten oder entschieden worden ist.“ (coh)
Es war ein langer Prozess bis dahin: Vor 15 Jahren wurden die ersten Ideen präsentiert, dann folgten Diskussionen, Beschlüsse, Pläne und Konzepte, erläuterte Bauamtsleiterin Kerstin Tillmann; das Ganze eng begleitet von vielen Bürgern, die mit Kritik und Anregungen nicht sparten. Die Verhandlungen mit den Eigentümern der früheren Gewerbegrundstücke fanden seit 2017 selbstredend hinter geschlossenen Türen statt – und sind noch immer nicht komplett in trockenen Tüchern.
Donrath: 70 neue Wohneinheiten – Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser
Die Stadt hatte sich zwar mit den meisten Betroffenen einigen und im Sommer 2020 Grund und Boden erwerben können, doch mit dem Besitzer des Sägewerks-Geländes laufen die Gespräche noch.
Aber der städtebauliche Rahmen steht, ein Kompromiss: 70 Wohneinheiten sollen gebaut werden – 130 waren ursprünglich geplant gewesen –, mehrstöckige Mehrfamilienhäuser entlang der Bundesstraße 484, niedrigere Einfamilienhäuser Richtung Ortskern.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Nahversorger ansiedelt, sei hoch, sagte Bürgermeisterin Claudia Wieja (Grüne): „Nicht jeder will unbedingt eine Fläche über 800 Quadratmeter. Rewe hat mit dem Nahkauf ein Konzept für kleinere Läden, auch ein CAP-Markt ist hier denkbar.“ Ein Bäcker könnte mit einziehen und eine feste Poststelle.
Lohmar: Imbiss von „Hüseyin“ bleibt
Bestandsschutz haben der Bolzplatz, der gerade neu gestaltete Spielplatz und der Grill, das betonte der Ausschussvorsitzende Frank Trimborn (CDU): „Das sollte an dieser Stelle allen Donrathern klar gesagt werden.“ Für den Imbiss von „Hüseyin“, wie der Betreiber von allen genannt wird, hatten sich die Bürger stark gemacht. Er wurde sogar im Bebauungsplan festgeschrieben, wohl einmalig im Land. Das improvisierte Büdchen werde aber voraussichtlich durch einen festen Bau ersetzt, so Grünen-Chef Horst Becker.
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Bleiben wird auch ein schmuckes historisches Gebäude mit einer wichtigen Funktion: das Weiße Haus, Versammlungs- und Festort vieler Vereine. Im Erdgeschoss ist die gewerbliche Nutzung festgeschrieben, Gastraum und Saal dürfen nicht in Wohnungen umgewandelt werden. Der Zuzug könnte die einst so vielfältige Gastronomie im 2200-Einwohner-Ortsteil wieder beleben.
Die Stadt hat ihren Einfluss mit einer Vorkaufsrechtssatzung gestärkt, die sich auch auf die andere Seite der Bundesstraße erstreckt, wo mittelfristig ebenfalls dringend benötigter Wohnraum entstehen könnte. Auf dem Grundstück Pappelallee 2 ist aktuell ein Restaurant mit riesigem Parkplatz.