Rückbau angekündigtSpott und Kritik für Schotterbeete in Lohmar
Lohmar – Grau statt Grün, Schotter statt Sträucher: Erste Kommunen haben die insektenfeindlichen Steinwüsten in Vorgärten schon verboten. In Lohmar hingegen gestaltete die Stadt etliche Pflanzbeete am Straßenrand mit reichlich Grauwacke vermeintlich pflegeleicht um – und erntete einen Proteststurm nebst spitzen Kommentaren: „Hier fehlen jetzt nur noch die Gleise.“
Lohmar – aktiv im Grünen leben, so wirbt das 30 000-Einwohner-Städtchen für sich, in dem eine schwarz-grüne Mehrheit das Sagen hat. Anwohner in Birk und Heide trauten daher Anfang der Woche kaum ihren Augen, als sie die Bescherung sahen. In sozialen Netzwerken posteten sie Fotos, woraufhin Bürgermeister Horst Krybus umgehend reagierte – und den Umbau anordnete. „Gebt uns bitte ein bisschen Zeit“, hieß es seitens der Stadt, die ihre Bürger jovial duzte, wohl im Internet so üblich.
Steine sollten pflegeleicht sein
Wer hat die Steinstreifen angeordnet? Der zuständige Beigeordnete Michael Hildebrand nennt den Vorgang im Gespräch mit der Redaktion „normales Verwaltungshandeln“. Der städtische Bauhof sei nicht auf Weisung von oben, sondern aus eigenem Antrieb aktiv geworden, „das war nur gut gemeint“. Bei 300 Kilometern Straßen und vielen, vielen Kilometern „Straßenbegleitgrün“ gebe es viel zu tun, die Anlagen seien pflegeintensiv. Schotter spare Arbeit und Geld. Mit Unkrautvernichtungsmitteln werde die Stadt aber nicht arbeiten, verspricht der Beigeordnete. Gleichwohl sei hier wohl „etwas aus dem Ruder gelaufen“, so Hildebrand: „Wir werden uns die Flächen noch einmal ansehen und im Einzelfall zurückbauen.“ Diese Panne werde die Stadt auch zum Anlass nehmen, über ein Konzept nachzudenken, sagte der Beigeordnete.
Bürgerschaft ist gespalten
In Siegburg und Troisdorf zum Beispiel gibt es das längst, wuchern vielerorts Staudenmischungen als Bienen- und Schmetterlingsweiden, was ebenfalls nicht jedem Bürger gefällt. So erreichten die Rathäuser schon Proteste à la: „Wie sieht es denn hier aus? Alles Kraut und Rüben!“ Politische Diskussionen über die Steingärten gibt es bereits auch in Lohmar, aber noch keine Beschlüsse.
Die Bürgerschaft ist offensichtlich gespalten: Die unkrautfreien Wüsteneien verbreiten sich, weil die Menschen zwar im Grünen leben, aber nicht im Vorgarten arbeiten wollen. Andere prangern den Trend als „Gärten des Grauens“ an, es gibt sogar eine eigene Facebook-Seite mit diesem Namen. Michael Hildebrand nimmt die Diskussion zum Anlass, für Grün-Patenschaften zu werben. „Die Stadt hilft den Bürgern und richtet die Pflanzbeete erstmalig her.“ Nicht nur in seiner Stichstraße funktioniere das optimal. „Ich habe auch ein solches Beet vor der Haustür.“