ErnteNiederkasseler Erdbeerbauer verzeichnet massive Einbußen durch Frost und Feuchtigkeit

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Karl-Josef Engels in seinem Erdbeer-Feld in Kriegsdorf.

Karl-Josef Engels in seinem Erdbeer-Feld in Kriegsdorf.

Die Frostnacht Ende April und der viele Regen haben die Erdbeeren von Karl-Josef Engels aus Niederkassel stark in Mitleidenschaft gezogen.

„Das habe ich in 20 Jahren noch nicht erlebt“, sagt Karl-Josef Engels während er seine Erdbeeren auf dem Feld in Troisdorf-Kriegsdorf begutachtet. Der Landwirt aus Niederkassel schneidet eine Erdbeere auf und zeigt deutlich die schwarzen Stellen, die auf den Frostschaden hinweisen. 

Einen späten Frost, wie das in der Nacht vom 22. bis 23. April der Fall war, hat Engels in all den Jahren vielleicht schon mal mitgemacht. Aber der ständige Regen und die wenigen Sonnenstunden macht der Ernte zusätzlich zu schaffen.

Frostschaden an Erdbeeren in Kriegsdorf und Niederkassel

Minus 2,3 Grad hatte der Landwirt in der letzten Aprilwoche an der Pflanze für ein paar Stunden in der Nacht gemessen. „Die Erdbeer-Pflanze ist relativ widerstandsfähig und der Frost macht ihr nicht so viel aus. Aber die Blüte kann nur Temperaturen bis null Grad vertragen“, erklärt Engels. Da wegen des späten Zeitpunkts im Jahr und dem zuvor guten Wetter im März und April schon viele Blüten aufgegangen waren, ist der Schaden nun immens. 

Nach dem Aufschneiden kann man die gesunde Erdbeere (links) und eine erfrorene Erdbeere unterscheiden.

Nach dem Aufschneiden kann man die gesunde Erdbeere (links) und eine erfrorene Erdbeere unterscheiden.

„Man kann erst nach Wochen sehen, ob die Blüte erfroren ist, wenn sich die Erdbeeren bilden und diese dann innen schwarz sind“, zeigte Engels auf ein aufgeschnittenes Exemplar. Schlimmer noch sei die Tatsache, dass die vom Frost befallenen Früchte die nächste reife Pflücke – wie es im Fachjargon heißt – mit Krankheit und Fäulnis angesteckt haben.  

Dagegen würde auch nicht das Herauslesen der betroffenen Blüten helfen, so der Landwirt. „Das wären einfach zu viele Lohnkosten, die investiert werden müssten“, fügt er an. 

In den letzten Wochen hat dann der ständige Regen den Erdbeer-Pflanzen weiteren Schaden zugefügt. Engels berichtet von einem Starkregen-Ereignis in Rheidt mit zirka 50 Liter Wasser in kürzester Zeit auf den Quadratmeter.

Erfrorene Erdbeeren neben noch unreifen Erdbeeren auf dem Feld in Kriegsdorf.

Erfrorene Erdbeeren neben noch unreifen Erdbeeren auf dem Feld in Kriegsdorf.

Die Folienhäuser hätten das Wasser zwar von oben abhalten können, doch wegen der großen Menge sei das Nass durch die Eingangstore gelaufen und das Wasser habe einige Stunden zwischen den Erdbeerdämmen gestanden. „Die Erdbeeren schwammen für ein paar Stunden im Wasser“, erinnert sich Engels. 

Fünf bis sechs Hektar Erdbeeren baut Karl-Josef Engels an. Selber pflücken kann man in Troisdorf-Kriegsdorf an der Offenbachstraße und in Niederkassel-Rheidt „Am Erdbeerfeld“. Das sei natürlich weiterhin möglich, aber man könne natürlich nicht aus dem Vollen schöpfen. „Suchen ist angesagt. Das ist wie ein zweites Ostern“, hat Engels den Humor nicht verloren. 

Von Einbußen bis zu 60 Prozent spricht der Landwirt, der dennoch den Preis stabil bei fünf Euro pro Kilo beim Selberpflücken gehalten hat. „Wir haben nicht aufgeschlagen, weil die Pflücker ja jetzt mehr laufen müssen“, witzelt Engels und hofft trotz der Tragik noch auf ein paar mehr Sonnenstrahlen in den kommenden Wochen. „Wir haben auf einem Hektar in Kriegsdorf noch eine späte Sorte und es kann hier sicherlich noch vier Wochen selbst gepflückt werden“, fügt er an. Man sei nun mal vom Klima abhängig, müsse er mit den erheblichen Verdiensteinbußen leider leben. 

Die Statistik

Die Erdbeer-Bauern sind nicht zu beneiden. Im Jahr 2023 haben nordrhein-westfälische Erdbeerbetriebe 25.934 Tonnen Erdbeeren produziert. Die Zahl ist weiter rückläufig. Im Jahr zuvor waren es 28.386 Tonnen und damit 8,6 Prozent mehr als 2023. Wie das statistische Landesamt mitteilt hat, ist die Erdbeerernte seit dem Jahr 2020 rückläufig (−26,6 Prozent).

19.128 Tonnen Erdbeeren (minus 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr) wurden im Jahr 2023 im Freiland und 6806 Tonnen Erdbeeren (minus 24,9 Prozent) unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen (einschließlich Gewächshäusern) geerntet.

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