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Evonik-Standort in NiederkasselKritische Fragen zur Chemieproduktion

Lesezeit 3 Minuten

Die Firma Evonik nutzt derzeit nur etwa die Hälfte des Werksgeländes in Lülsdorf.

  1. Das Unternehmen PCC stellte in Niederkassel ihre Pläne für eine Ethylenoxidanlage vor.
  2. Der Stoff Enthylenoxid (EO), der dort produziert wird, ist allerdings explosiv, giftig und krebserregend. Das beunruhigt natürlich die Anwohner.
  3. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Thema.

Niederkassel – Der stark geschrumpfte Chemiestandort Evonik – früher arbeiteten hier 1700 Menschen, heute nur noch 450 – soll wieder wachsen. Das Unternehmen PCC will mit Partnerfirmen rund 500 Millionen Euro investieren und 200 Arbeitsplätze schaffen. Doch der Stoff Ethylenoxid (EO), der hier produziert und verarbeitet werden soll, beunruhigt die Anwohner. Bei einer ersten Bürgerinformation im Evonik-Kasino gab es neben einigen positiven Stimmen viele kritische Fragen.

Wie gefährlich ist Ethylenoxid?

„Der Stoff ist explosiv, giftig und krebserregend“, sagte Dr. Peter Wenzel, Direktor Unternehmensentwicklung der PCC-Holding. Die weltweit modernste Anlage werde höchsten Umwelt- und Sicherheitsstandards entsprechen. Man werde mehr tun, als gesetzlich vorgegeben sei. An vier Produktionsstandorten in Deutschland habe es in den vergangenen Jahrzehnten nur wenige kleinere Störfälle mit Sachschäden gegeben. Ein Unfall wie 1988 bei BASF in Rotterdam könne und werde es in Lülsdorf nicht geben. Eine Explosion in Tarragona im Januar in der EO-Verarbeitung, bei der drei Menschen starben, werde derzeit untersucht. Im Sicherheitsbericht werde „auch der Worst Case geprüft: Flugzeugabsturz, Fehlbedienung, Cyber-Attacke“, sagte Andrea Esser vom Sicherheitsberatungsunternehmen Weyer.

Etwa 300 Bürger waren der Einladung zur ersten Informationsveranstaltung gefolgt.

Wie groß wird die Umweltbelastung für die Anwohner?

Bei der Produktion entstehe unter anderem CO2 , 80 Prozent des Klimagases würden aber verwertet als Rohstoff für die Herstellung von Ethylencarbonat. Das ist ein Nachfolgeprodukt und wichtiger Stoff für Lithium-Batterien. Für alle Emissionen gebe es gesetzliche Grenzwerte. Gutachten würden im Genehmigungsverfahren offengelegt. Die Anregung der Bürger, eine Emissionsmessstelle einzurichten, werde das Unternehmen gern an das zuständige Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz weitergeben.

Was spricht für Lülsdorf?

Im Vergleich von neun Standorten in Deutschland (Norden, Ruhrgebiet, Rhein-Main, Rheinland), den Niederlanden, Belgien und Frankreich punktete das Evonik-Gelände, wo unter anderem das giftige Chlor hergestellt wird, mit seiner Lage am Rhein und dem Schienenanschluss, mit Werksschutz und Werksfeuerwehr. Wichtig sei aber auch die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften. „Wir haben schon Bewerbungen bekommen“, so Wenzel. Lülsdorf, seit 110 Jahren Chemie-Standort, sei zwar der Favorit, die Entscheidung falle aber erst, wenn die Finanzierung gesichert sei.

Peter Wenzel, Ulrike Warnecke (beide PCC) und Evonik-Standortleiter Dr. Arndt Selbach (v. l.).

Auf welchen Wegen werden Rohstoffe und Produkte transportiert?

Die Hauptrohstoffe kommen durch eine Pipeline. Gefährliche Stoffe und Produkte (Reinigungsmittel, Kosmetik, Klebstoffe, Elektrolyte) würden vor allem mit Container-Schiffen transportiert und auch mit der Bahn (ein Zug pro Tag), nicht gefährliche Stoffe in Lastwagen. Ziele sind unter anderem die PCC-Containerterminals in Duisburg, dem Hauptsitz des Unternehmens, und Rotterdam.

Welche Flächen nutzen PCC und Partner auf dem Gelände?

Auf etwa 80 Prozent standen schon früher Chemieanlagen. Auf einem Teil des derzeit noch verpachteten Ackers wird die EO-Produktion gebaut mit unterirdischen Puffertanks. Diese Produktionsstätte liegt am nächsten an Wohnhäusern. Die größten Gebäude sollen nicht mehr 100 Meter, sondern nur noch 56 Meter hoch sein.

Die schraffierten Flächen sollen bebaut werden, für die EO-Produktion ist der Acker links vorgesehen.

Wann läuft der Betrieb an?

Nach Investitionszusage durch die Banken, Vertragsabschlüssen und Genehmigung der Behörden bis Ende 2021 und zweijähriger Bauphase könnten PCC und Partner ab Sommer 2024 produzieren.

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Gibt es weitere Informationen?

Die Projekthotline der PCC unter 02066/20 19-36 ist montags bis donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie freitags von 12 bis 15 Uhr besetzt. Alle zwei Monate werden PCC-Vertreter im Evonik-Kasino Rede und Antwort stehen. Fragen und Anregungen sind auch per E-Mail möglich.

nachbarschaft@pcc-luelsdorf.de