LülsdorfEvonik-Mitarbeiter fordern sachliche Diskussion um geplante PCC-Anlage
- Der geplante Bau einer Produktionsanlage des Chemieunternehmens PCC in Lülsdorf sorgt weiter für hitzige Debatten.
- Nun überreichten Evonik-Mitarbeiter ein Schreiben an an Bürgermeister Stephan Vehreschild.
- Sie wollen eine sachliche Diskussion, denn sie fürchten um ihre Zukunft.
Niederkassel – Etliche Meter lang war die Rolle mit den Unterschriften von 446 der rund 500 Evonik-Mitarbeiter des Standorts Lülsdorf, die der Betriebsratsvorsitzende Michele Agusta am Donnerstagmorgen an Bürgermeister Stephan Vehreschild übergab. Kollegen aus der Produktion, der Verwaltung und der Werkfeuerwehr hatten ihn zum Rathaus begleitet. „Wir hätten 100 Prozent erreicht, wenn die restlichen Mitarbeiter nicht im Urlaub, krank oder coronabedingt im Homeoffice gewesen wären“, versicherte Agusta.
„Wir wollen ein Zeichen setzen, denn wir sind angewiesen auf PCC. Wir fordern eine sachliche Diskussion“, fuhr er fort. Das Unternehmen aus Duisburg hatte angekündigt, die Produktion von Ethylenoxid (EO) an dem Industrie-Standort anzusiedeln. Bis zu 200 Arbeitsplätze könnten so entstehen, allein 120 gut qualifizierte Chemikanten bei der Produktion des giftigen und entzündlichen Stoffes.
Niederkassel: Bevölkerung protestiert gegen Pläne
Gegen die Planungen hatte es Proteste aus der Bevölkerung gegeben, eine Bürgerinitiative hat sich gegründet. Der Wunsch von PCC, ein positives Signal aus Politik und Stadtverwaltung zu bekommen, erfüllte sich nicht. Nach umfangreichen Recherchen über Stoffe, Technik und Firmenstruktur verabschiedeten die Fraktionen im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss am 17. August eine Resolution mit der Überschrift „Ja zur Zukunftsentwicklung, Nein zur EO-Anlage“. Die Belegschaft beobachtete die Diskussion „sehr besorgt“, wie der Betriebsratsvorsitzende erklärte: „Von der Zukunft des Werks hängt auch die Zukunft von rund 500 Frauen und Männern und ihren Familien in und um Lülsdorf ab.“
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Agusta versicherte, auf dem Gelände kämen deutsche Sicherheitsstandards zur Anwendung, und hoch qualifizierte Fachkräfte würden dort arbeiten. Rund 500 Millionen Euro sollen für den Bau der Produktionsanlage investiert werden. In den vergangenen Jahren hat es bislang nur eine einzige Neuansiedlung gegeben, eine Biodiesel-Anlage mit etwa 25 Mitarbeitern.
Bislang noch keine Reaktion von PCC
„Politik und Verwaltung wollen den Evonik-Standort stärken. Was für die Evonik gut ist, werden wir unterstützen“, versicherte Bürgermeister Vehreschild der Abordnung aus dem Werk. „PCC ist eine besondere Thematik.“ Es gebe viele andere Unternehmen, und er wäre froh, wenn es eine Alternative gäbe. Die Kommunikation mit den Duisburgern bezeichnete er als „suboptimal“. So habe es von dort auf die Resolution vom 17. August bislang noch keine Reaktion gegeben.
Agusta indes sorgt sich grundsätzlich um das Werk Lülsdorf. 2027 läuft die Genehmigung für die Amalgan-Elektrolyse aus, Herzstück des Standorts. Weder eine Verlängerung noch eine Alternative sind in Sicht. Deshalb stärkt er PCC so den Rücken: „Die Ansiedlung eines Unternehmens mit tarifbezahlten Arbeitsplätzen ist für uns wie ein Sechser im Lotto.“ Nach der Kommunalwahl möchte er den Dialog mit den Bürgern suchen. Bislang übrigens, sagte Vehreschild, habe das Duisburger Unternehmen noch keinen Antrag bei der Bezirksregierung eingereicht.