Wenn Tiere zum Sommerthema werdenBaumstamm löst wilde Flusspferd-Spekulationen aus
- Auf der Suche nach dem Sommer-Tier des Jahres entdeckt unser Autor etwas im Rhein.
Niederkassel – Brillenkaimann Sammy, Problembär Bruno, allen voran das Ungeheuer von Loch Ness haben unvergessliche Beiträge zur Pressegeschichte geleistet. Auch an Rhein und Sieg steuert die Fauna Jahr für Jahr verlässlich Sommerlochtiere zur Berichterstattung bei, sei es eine Kuh im Schwimmbad (Windeck 2016), ein Wels, der angeblich im Trerichsweiher Entenküken verschlang (Siegburg 2017) oder ein entwichener giftiger Hundertfüßer, der über Wochen Hennef in Atem hielt, allerdings im Altweibersommer 2010.
Nur der Sommer 2021 brachte bislang rein gar nichts, die Ferien waren halb rum, die Tierwelt enttäuschte auf ganzer Linie, die Unruhe in den Redaktionen war groß.
Entdeckung in Mondorf im Rhein
Dann die Sensation: Am Fähranleger in Mondorf tauchte im Rhein ein zunächst schwer zu identifizierendes Wesen mit rundlichem Maul und Glubschaugen auf, das augenscheinlich tapfer gegen die Strömung in Richtung Bonn anpaddelte.
Aus einer Gruppe von Radwanderern aus Gera (Thüringen) heraus, die auf die Überfahrt wartete, wurde prompt gemutmaßt, es könne sich um ein Flusspferd handeln. Zufall? Wohl kaum. Denn im thüringischen, keine 200 Kilometer von Gera entfernten Maßfeld müssen Flusspferde vor gerade mal etwas mehr als einer Million Jahren ein täglicher Anblick gewesen sein.
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Ausgrabungen förderten in den 1950er Jahren Teilskelette von „Hippopotamus antiquus“ zutage, laut einer Internet-Enzyklopädie „ein gewaltiges Tier, wahrscheinlich das größte Flusspferd, das in Europa auftrat“ und das es auf ein Gewicht von bis zu 3200 Kilogramm gebracht habe. Zum Vergleich: 1966 wurde im Rhein Weißwal „Moby Dick“ gesichtet, solche Belugas bringen es gerade einmal auf läppische 400 bis 1000 Kilogramm Gewicht.
Das in Mondorf beobachtete Tier war zwar vielleicht deutlich kleiner als die Hippopotamus-Urzeitahnen oder ein Beluga. Aber immer noch sehr viel größer als eine saure Gurke.