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Flut in LohmarCamper haben Evakuierung ignoriert und Retter in Gefahr gebracht

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Bei dem Hochwasser im Juli waren Rettungskräfte in der ganzen Region im Dauereinsatz. (Symbolbild)

Lohmar – Der Starkregen hat in Lohmar nicht nur Hunderte Wohnhäuser unter Wasser gesetzt, sondern auch alle Campingplätze überflutet. Einige Camper mussten sich jetzt massiver Kritik der Bürgermeisterin stellen. Trotz frühzeitiger, mehrfacher Warnungen hätten zwei Dutzend ihre Wohnwagen und Wohnmobile nicht verlassen. „Sie haben nicht nur ihr Leben, sondern auch das unserer Rettungskräfte gefährdet“, sagte Claudia Wieja in einer Sondersitzung des Stadtrates.

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Noch am Tag nach dem Starkregen war dieser Campingplatz mit Wasser bedeckt.

Was sie nicht ansprach: Überflutet wurden auf den Freizeitarealen auch – illegale – Hauptwohnsitze. Das werde grundsätzlich nicht geduldet, hieß es aus der Stadtverwaltung. Die Frage der Redaktion, ob Bußgelder verhängt werde, blieb unbeantwortet.

Lohmar: Nicht alle Camper folgten der Evakuierung des Campingplatzes

Die Betreiber der acht Campingplätze an Agger und Sülz waren bereits vor dem Starkregen gegen 16 Uhr gewarnt worden. Auf diese Empfehlung hin hätten die meisten der Camper ihre Wohnwagen und Wohnmobile von den rund 740 Parzellen abgeholt, Kolonnen hätten sich auf den Weg gemacht, weg von den hochwassergefährdeten Flächen an den Flussufern.

Um 20.30 Uhr habe das Ordnungsamt die Evakuierung angeordnet, war auch mit Einsatzkräften vor Ort. Doch nicht alle Camper folgten der Aufforderung. Mitten in der Nacht kam die Meldung vom Platz Lohmar-Ort, dass zwei Menschen von den Wassermassen eingeschlossen seien, dann hieß es acht, und zum Schluss seien es 23 Leute in Not gewesen, die von der Feuerwehr gerettet werden wollten, schilderte die Bürgermeisterin.

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Die Rettung der Camper in der Nacht musste wegen zu großer Gefahr abgebrochen werden.

Doch da hatten sich die Gelände schon in reißende Flüsse verwandelt, die Luftrettung sei aufgrund von Hochspannungsleitungen nicht möglich gewesen. Auch die Rettung per Boot, zusätzlich angefordert von der Feuerwehr Königswinter, habe sich als lebensgefährlich erwiesen: „Die Einsatzkräfte hätten aus dem Boot ins Wasser gemusst, die Menschen aus den Wohnwagen ebenfalls, um die Boote zu erreichen.“ So seien die Leute mit Decken und Luftmatratzen versorgt worden und hätten die Nacht in ihren überfluteten Wagen auf dem Tisch geschlafen, so die Bürgermeisterin. „Es ist unfassbar, diese Warnungen zu ignorieren.“

Camper haben keinen Anspruch auf Soforthilfe

Anspruch auf Soforthilfe hätten die Camper nicht, mindestens zwei, die ihren Hauptwohnsitz dort verloren, suchen nach Information der Redaktion derzeit über die sozialen Medien billige Mietwohnungen. Der Stadt ist nur ein Fall bekannt, wo ein Camper „durch einen Trick mit der Meldeadresse dies verschleierte“.

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Die Dunkelziffer dürfte nach Einschätzung des Fachverbandes Freizeit- und Campingunternehmer höher sein. Allein in Nordrhein-Westfalen lebten etwa 25.000 Menschen in Wohnwagen oder Wohnmobilen – meist aus finanziellen Gründen. Laut Stadt sei zwischen dem Frühjahr bis zum Herbst nur die temporäre Nutzung in der Freizeit, am Wochenende und in den Ferien erlaubt. Laut Landesbauordnung sei das Wohnen verboten.

Freiwillige aus der Lohmarer Bevölkerung, die nach der Überschwemmung auf den Plätzen halfen, Schlamm und Müll zu entfernen, Mobiliar und ganze Wagen zu entsorgen, schilderten ihren Einsatz mit gemischten Gefühlen und beklagten fehlende Solidarität.

Währenddessen sie schufteten und viel Dank bekamen von den Betroffenen, sei auf anderen Parzellen gefeiert worden.