Lohmar – Wenn es regnet, steigt die Angst auf in Max Ueberfelds Sohn. In der Hochwassernacht brachte der Vater den im Rollstuhl sitzenden, schwer behinderten 19-Jährigen aus seinem Mobilheim zur höher gelegenen Parzelle von Anton Steffens. Den Platz an der Agger hätten sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr verlassen können, sagt Ueberfeld: „Wir sind viel zu spät gewarnt worden.“
Die anderen Camper nicken. Sie wollen an diesem Vormittag, vier Wochen nach der verheerenden Flutwelle, ihre Version der Ereignisse schildern.
Container erst spät aufgestellt
Mehr als 700 Haushalte in Lohmar waren von dem Hochwasser in der Nacht zum 15. Juli betroffen, dazu alle acht Campingplätze. Für die Bürger organisierte die Stadt eine Sperrmüllabfuhr; die Camper hingegen hatten nur die Möglichkeit, ihr zerstörtes, unsortiertes Mobiliar selbst zur RSAG-Station zu bringen. Die Annahme sei anfangs kostenlos gewesen. Erst auf ihre Bitte hin sei auf dem Platz in Lohmar-Ort ein Container aufgestellt worden. (coh)
Camper in Lohmar: Hochwasser-Warnung sei zu spät gewesen
Gegen 14 Uhr habe der Platzbetreiber einen Anruf der Stadt erhalten, da sei aber lediglich von einem Hochwasser die Rede gewesen. Das erlebten sie hier häufiger, ihre Mobilheime auf dem leicht erhöhten Gelände seien aber noch nie betroffen gewesen. Die nächste, dann ernsthafte Warnung sei erst nach 21.30 Uhr erfolgt, von einer Verwaltungsmitarbeiterin vor Ort.
„Da war die Zufahrt schon nicht mehr passierbar“, sagt Marion Achenbach, die beobachtete, dass der erste Wasserstrom über das Gelände in Richtung Agger floss, wohl in Folge einer kaputten Pumpe, wie sie später hörten. Dann erst stieg die Agger über die Ufer. Autos soffen ab, darunter Dienstwagen – Totalschaden.
Auch teure Wohnmobile sind kaputt. Dazu Terrassen, Möbel, Hausrat. Das Mobilheim der Hupps wurde durch die Kraft des Wassers von der Terrasse abgetrennt und einige Meter verschoben.
Zum Glück sei niemand gestorben, auch kein Mensch körperlich zu Schaden gekommen, sagt der 63-jährige Steffens, den hier alle nur „Toni“ nennen.
Seit Jahren, teils seit Jahrzehnten verbringen sie in den Mobilheimen ihre Freizeit, ihre Ferien. Sie alle hätten einen Hauptwohnsitz, müssten in Lohmar aber Zweitwohnungssteuer zahlen. Aber Rechte hätten sie nicht, kritisieren Shirley und Heinz Hupp.
Seine Frau habe im Stadthaus nach Soforthilfe gefragt, sei von der Verwaltungsmitarbeiterin aber „heruntergeputzt“ worden, schildert Anton Steffens: „Ihr wurde gesagt, dass wir selber Schuld sind.“
Die Camper sehen indes die Stadt in der Pflicht. „Warum hat sich niemand mit einem Megafon an den Platz gestellt und uns rechtzeitig gewarnt?“, fragt Ueberfeld. „Dann hätten wir zumindest uns und unsere Fahrzeuge in Sicherheit bringen können.“ Kritik üben die Camper auch an der Feuerwehr, die sie in der Nacht noch mit Schlafsäcken versorgte. Als der Platzbetreiber am nächsten Morgen mit der Evakuierung begann, hätten die Rettungskräfte nicht mit angepackt – nur zugeschaut.