Seit 1994 verfügt die Türkisch-Islamische Gemeinde über eine prächtige Moschee in Lülsdorf.
„Wir leben Multi-Kulti“Niederkasseler Muslime feierten mit Nachbarn auf dem Moscheegelände
Gute Nachbarschaft geht auch durch den Magen, das weiß man auch bei der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Niederkassel. Bei ihrem Sommerfest auf dem Moscheegelände an der Premnitzer Straße wartete ein ganzer Raum mit türkischen Spezialitäten auf die Besucher, etliche Speisen wurden auch auf dem Hof frisch zubereitet. „Beim gemeinsamen Essen kommt man ins Gespräch und hier ist alles wirklich sehr lecker“, sagten Sigrid und Frank Müller, die mit ihren Kindern aus Ranzel gekommen sind.
1994 entstand die neue Moschee in Niederkassel
Seit über 20 Jahren bitten die Niederkassler Muslime zum Moscheefest. „Für uns ist das eine gute Gelegenheit, unsere Nachbarn besser kennenzulernen“, erzählt Ugur Akyol. Die Islamische Gemeinde gibt es seit 1976, sie gehört zum staatlichen türkischen Religionsverband Ditib. Lange war sie in einer Hinterhof-Moschee in Rheidt zuhause.
1994 entstand der prächtige Moscheebau am Sportplatz, zu dem neben dem Gebetsraum auch eine Cafeteria, Schulungs- und Besprechungszimmer, die Wohnung des Vorbeters und Räume für die rituellen Waschungen gehören. Einst gegründet von Arbeitern der umliegenden Werke, zählt die Gemeinschaft heute etwa 500 Mitglieder.
Seit der Flüchtlingskrise kommen auch verstärkt nicht-türkische Gläubige in die Moschee: „Wir schauen nicht, wie religiös jemand ist, wenn er Hilfe braucht, dann unterstützen wir ihn“ betont Ugur Akyol: „Das gehört zu den Werten unseres Glaubens.“
Muslime und Christen in Niederkassel „leben Multi-Kulti“
Tagsüber sind es meist die Rentner, die das Gotteshaus besuchen, ab nachmittags kommen die Jugendlichen und Familien: „Sie kommen nicht nur zum Beten, sondern auch, um sich auszutauschen“, betont Akyol; ein Angebot, das ausdrücklich auch für Nicht-Muslime gilt: „Wir leben Multi-Kulti.“
Eine Vielfalt, die sich auch auf dem Sommerfest spiegelte, bei dem deutsche und türkische Gäste unter Pavillons gemeinsam Tee tranken und plauderten. Der Hof und das Atrium verwandelten sich in einen Basar, für die Kinder gab es zwei Hüpfburgen, Schminken und jede Menge Süßigkeiten.
Von zunehmenden Spannungen zwischen Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft spürt man in Niederkassel nichts, betont Ugur Akyol, der für die Moscheegemeinde die Bücher führt: „Hier kennen und schätzen wir uns gegenseitig - und das seit vielen Jahren.“ Die jeweiligen Bürgermeister, Vertreter der politischen Parteien und Vereine seien regelmäßige und gern gesehene Gäste in der Moschee.
„Spinner gibt es leider auf allen Seiten“, ergänzt Akyols Bruder Nuh: „Deshalb ist es so wichtig, gegenseitige Vorurteile abzubauen.“ Doch trotz der heiteren und entspannten Stimmung rund um die Moschee: So ganz ließen sich die Auswirkungen der Weltpolitik nicht aus Niederkassel fernhalten: Das zeigten die Palästinenser-Flaggen, die sich etliche der weiblichen Besucher geschminkt hatten.