Bis zu 30 tote Schafe wurden allein in einer Herde im Kreisgebiet gemeldet. Ein Hennefer Schäfer fürchtet eine „dramatische Verseuchung“.
SperrgebietBlauzungenkrankheit wütet im Rhein-Sieg-Kreis – Zahlreiche Tiere verendet
Simon Darscheid schlägt Alarm: Die für Schafe lebensgefährliche Blauzungenkrankheit habe schon zu zahlreichen Todesfällen im Rhein-Sieg-Kreis geführt. „Manche Betriebe haben bis zu 30 verendete Tiere“, berichtet der stellvertretende Vorsitzender des Schafzuchtverbandes NRW. Es drohe eine dramatische Verseuchung des Bestandes im Rhein-Sieg-Kreis. Rund 170 Schafhalter gibt es dort, die zusammen schätzungsweise über 10.000 Tiere haben.
Die tückische Krankheit wird durch Mücken übertragen. Die Schafe stecken sich nicht untereinander an, auch ist die Krankheit nicht für Menschen gefährlich, so der Verband auf seiner Informationsseite. Darscheid berichtet, dass in den Niederlanden 30 bis 50 Prozent der Schafe betroffen seien. Die Tiere würden apathisch, wollen weder essen noch trinken. „Wir müssen jedem schwachen Schaf mit einer Wasserspitze die Flüssigkeit in den Mund zuführen, damit es nicht verdurstet“, beschreibt der Hennefer die einzige Möglichkeit, die Tiere im Notfall zu versorgen.
Der Rhein-Sieg-Kreis wurde wegen der Blauzungenkrankheit zum Sperrgebiet erklärt
Je nach Verlauf würde sich das Schaf schnell erholen oder aber nach tagelangem Todeskampf sterben. Es sei eine schwere Entscheidung, ob man das Tier einschläfere oder in der Hoffnung betreue, dass es sich schnell erholt. Je nach Größe der Herde sei eine Betreuung gar nicht mehr möglich. Auch bereits geimpfte Schafe seien betroffen, wenn das Serum erst vor kurzem verabreicht worden sei, so Darscheid.
Schafhalter Ruben Lütkenhaus aus Bornheim schildert, wie eines seiner Schafe innerhalb von zehn Stunden an der tückischen Krankheit starb. 40 Muttertiere der Rasse Coburger Fuchsschaf, die vom Aussterben bedroht ist, stehen auf seiner Weide. „Das Tier war Freitagmittags auffällig und wurde immer schwächer, hinzu kam hohes Fieber. Wir haben dann den Tierarzt gerufen, der auch sofort kam.“ Der Veterinär hätte schmerz- und fiebersenkende Mittel verabreicht. Das Schaf hätte sich jedoch nicht deutlich erholt. In den Abendstunden sei es immer schlimmer geworden. „Wir haben erneut den Tierarzt gerufen. Mit ihm zusammen haben wir gegen 22.30 Uhr entschieden, das Schaf einzuschläfern“, berichtet Lütkenhaus.
Schäfer aus Bornheim rät unbedingt zur Impfung gegen die gefährliche Blauzungenkrankheit
Eigentlich wollte der Züchter aus Bornheim seine Herde schon früher gegen die gefährliche Blauzungenkrankheit impfen, hatte jedoch keinen Termin bekommen. Wegen des akuten Falles wurden die Tiere dann alle am Samstag geimpft. „Ich kann das nur jedem Schafhalter raten“, so Lütkenhaus. Einige Mutterschafe aus der Herde seien inzwischen auch an dem Virus erkrankt, der Verlauf der Infektion sei jedoch ganz schwach.
Die Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises bestätigt die Angaben. Nicht nur Schafe, auch Rinder seien betroffen. Der Erreger befalle alle Wiederkäuer. Nachdem die Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 in den Niederlanden am 5. September 2023 in mehreren Schafhaltungen nachgewiesen wurde und sich dort rasant ausgebreitet habe, wurde am 12. Oktober auch im Kreis Kleve der Verdacht von BTV-3 in einem Schafbestand durch das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt, so der Kreis über die Tierseuche.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW habe deswegen mit schriftlichem Erlass vom 13. Oktober 2023 ganz NRW und somit auch den Rhein-Sieg-Kreis als betroffenes Sperrgebiet festgelegt.
„Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung der Wiederkäuer, die je nach Serotyp unterschiedliche klinische Ausprägungen verursacht“, so Silvia Berger vom Veterinäramt des Kreises. Der momentan auftretende Serotyp 3 führe zu ausgeprägten Symptomen und ende vor allem für Schafe und Ziegen oft tödlich. Schafe zeigten etwa sieben bis acht Tage nach der Infektion die ersten Anzeichen einer akuten Erkrankung: erhöhte Körpertemperatur, Apathie und Absonderung von der Herde. „Bald nach dem Anstieg der Körpertemperatur schwellen die geröteten Maulschleimhäute an.“ Es komme zu vermehrtem Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul. „Die Zunge schwillt an, wird blau und kann aus dem Maul hängen.“ Daher auch der Name der Krankheit. Die klinischen Symptome bei Rindern seien von der Art her ähnlich, aber in der Regel weit weniger ausgeprägt.