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Rhein-Sieg-KreisEin letztes Mal in diesem Jahr öffneten Gartenbesitzer ihre grünen Idyllen für Besucher

Lesezeit 3 Minuten
Eine lächelnde Frau mit einem Blumenstrauß aus Dahlien steht ein einem großen, üppigen Garten mit hohen Stauden.

Tag der offenen Gartenpforte: Caro Schulte-Bisping wurde im Lockdown zur Gärtnerin

Tag der offenen Gartenpforte lockte viele Besucher in die Privatgärten

Der Drachen im Garten von Birgit und Jochen Günter im Hennef-Rott tut nichts. Und doch ist der von Blüten umgebene grimmige kleine Kerl aus Keramik einer von vielen Hinguckern in dem etwa 400 Quadratmeter großen Idyll, mit dem sich die Familie Günter in diesem Jahr erstmals an dem Projekt „Offene Gartenpforte“ beteiligte. Jetzt hatten viele Teilnehmer ihre Gärten ein letztes Mal in diesem Jahr für Besucher geöffnet.

„Als wir das Haus vor 28 Jahren gekauft haben, bestand der Garten vor allem aus Wiese und Nadelbäumen“, erinnerte sich Birgit Günter. Etliche Jahre diente er vor allem als Spielplatz für die beiden Kinder, doch mit jedem Umbau am Haus veränderte er sich: „Inzwischen hat sich sein Charakter komplett gewandelt.“

Wir wollen keinen perfekten Garten, er soll ruhig ein wenig wild sein
Birgit Günter

So finden sich dort inzwischen verschiedenste Nutz- und Zierpflanzen, Rückzugszonen für Menschen und ein Blütenmeer, das unterschiedlichste Insekten anzieht. Dabei setzen die Keramikarbeiten von Birgit Günter die Akzente. „Wir wollen keinen perfekten Garten, er soll ruhig ein wenig wild sein“, finden die Günters.

Das kann auch Tücken haben: So arbeitete sich ein Specht an den aufgehängten Insektenhotels ab und Wühlmäuse erwiesen sich als hartnäckige Gegner, auch weil bei den Günters Chemie im Garten tabu ist.

Üppig blühende Büsche stehen zusammen, kleine Schmetterlinge sind hineingesteckt.

Tag der offenen Gartenpforte; Bei den Günters blüht es auch im Herbst.

Jeder Garten hat seine eigene Seele, in der sich die Persönlichkeit der Eigentümer spiegelt, ist Birgit Günter überzeugt. Ihre Teilnahme an der Offenen Gartenpforte hat das Ehepaar nicht bereut: „Es sind so viele nette Menschen gekommen und wir haben tolle Gespräche geführt. Daraus sind sogar Freundschaften entstanden.“ Für sie steht fest, sie sind im kommenden Jahr wieder dabei.

Tag der Offenen Gartenpforte: Ein Zuhause für aussortierte Pflanzen und altes Gartenzubehör

Einen ganz anderen Charakter hat der Garten, den Caro Schulte-Bisping und ihre Familie in Lohmar-Neuhonrath angelegt hat. Mitten im Corona-Herbst 2020 pachtete sie für 100 Euro im Jahr eine etwa 10.000 Quadratmeter große Kuhwiese, die sich inzwischen zum Treffpunkt des Ortes entwickelt hat.

Hier finden aussortierte Pflanzen und altes Gartenzubehör eine neue Zukunft. Innerhalb weniger Monate entstanden so Gemüsebeete und Beerensträucher, alles zum Selbsternten für die Besucher. Eine Boulebahn und ein Fußballplatz laden zum Spielen ein, in einem Zelt aus einer Firmenauflösung werden regelmäßig Märchen erzählt.

Eine Frau und ein Mann stehen Arm in Arm in ihrem Garten.

Birgit und Jochen Günter sind das erste Mal bei der Offenen Gartenpforte dabei

„Nichts davon ist gekauft, sondern alles geschenkt“, betonte Schulte-Bisping und erzählte von ihrer „Allee der Maibäume“. Die 40 jungen Birken sollten als Dekoration bei einer Messe dienen, die Corona-bedingt nicht stattfand: „Die Messe-Bauerin überließ uns die Bäume kostenlos, dafür habe ich ihr einen Kuchen gebacken.“

Dorfgarten in Lohmar-Neuhonrath: 170 Familien gehören zur WhatsApp-Gruppe

Geldspenden für ihre private Initiative lehnt die Betriebswirtin ab, stattdessen lädt sie Interessenten ein, sich gemäß ihren Fähigkeiten einzubringen. „Ich finde es immer schade, wenn Leute sagen, bei uns im Dorf ist nichts los. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, etwas auf die Beine zu stellen.“ Inzwischen zählen 170 Familien zu der WhatsApp-Gruppe, in der die Aktionen um den Garten abgesprochen werden.

Rückschläge blieben nicht aus. „Die Wiese ist Überflutungsgebiet und prompt hat unser Bach beim Hochwasser das Grundstück und die Keller der nahen Häuser überflutet“, erinnerte sich Caro Schulte-Bisping: „Doch am nächsten Tag kamen die Dorfbewohner mit Schneeschiebern, um die Wiese wieder vom Schlamm freizuschaufeln.“