Restaurant „Tanoshii“Einer der besten Japaner Kölns ist ein Vietnamese
Schon kurios: Einer der besten Japaner Kölns ist ein Vietnamese. In einer Seitenstraße der Aachener sitzt man in stylishem Asia-Interieur auf schwarzen Holzstühlen und dunkel bezogenen Bänken, an den Wänden groß aufgezogene Fotos von Koikarpfen und dem Fuji. Ein paar Plätze gibt es auch im Innenhof, und wer lieber zu Hause isst, kann sich alles liefern lassen.
So herrlich heiß und knusprig wie hier kommen die vietnamesischen Frühlingsrollen mit Tofu, Glasnudeln und Gemüse dann allerdings nicht auf den Teller. Sie zeigen, was für eine Frechheit viele Frühlingsrollen beim 08/15-Chinesen sind. Auch die knusprigen Gyoza mit Huhn-Gemüsefüllung – dank Chili Mayo samt feinem Schärfekick – machen richtig Spaß.
Im „Tanoshii“ (wörtlich übersetzt: angenehm) will man allerdings höher hinaus, was bei den Vorspeisen zum Beispiel das herzhaft abgeschmeckte Tatar vom Blue Fin Tuna mit Stör Kaviar zeigt – die Produktqualität überzeugt. Auch andere Edelprodukte wie Königskrabbe oder Soft Shell Crab finden sich auf der großen Karte, die neben Klassischem viel Modernes bietet. Das teuerste Sushi der Karte vereint flambiertes Wagyu-Rindfleisch, das durch seinen hohen Fettanteil eine zartcremige Konsistenz aufweist, mit Avocado, Lachs Tatar und Reis, was eine extrem harmonische Verbindung erzeugt. Gehackter Flusskrebs verleiht zusätzlich jede Menge Umami. Großartig!
Vegetarier machen gern einen Bogen um Sushi-Restaurants, weil simple Kombis mit Gurke oder Avocado geschmacklich limitiert sind. Schon allein die Tanoshii Green Vegi Roll lohnt für alle Fisch- und Fleischabstinenzler den Besuch. Das ist eine Inside-Out-Roll mit knusprigem Spargel- und Avocadotempura und cremigem Frischkäse, alles umhüllt von einem Wirsingblatt. Das schmeckt ebenso komplex wie aromatisch süffig. Kleiner Wermutstropfen: Auf Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe wird nicht konsequent verzichtet, und die Sojasauce ist leider nur ein Standardprodukt, das nicht individuell verfeinert wurde. Dafür hat immerhin Surimi Hausverbot.
Das „Tanoshii“ will mehr als nur ein edles Sushi-Restaurant sein, doch die warmen Hauptgänge fallen qualitativ gegenüber dem Kerngeschäft ab. Das drei Tage in Miso marinierte Kabeljaufilet ist überwürzt und so trocken, dass es fast bröckelt. Der gegrillte Seeteufel ist ebenfalls so fest, dass selbst internationale Meister der Essstäbchen zur Gabel greifen, und der dazu gereichte Spinat so sehr mit Knoblauch durchsetzt, dass die Vampir-Population Kölns lieber nach Düsseldorf übersiedeln sollte.
Auch die Desserts, zwei gibt es, sind wie bei vielen asiatischen Restaurants nicht der Rede wert.Eine kleine Weinkarte bietet manch Interessantes, eine in Planung befindliche Sake-Karte sogar Bemerkenswertes. Der Service ist nett, die Preise sind angemessen, deshalb: eine schöne Ergänzung für Kölns Sushi-Szene.
Fazit: Sehr gutes Sushi, zum Teil mit edlen Grundprodukten. In angenehmem Ambiente.
Henns Auswahl
- Nem Chay (Zwei Frühlingsrollen mit Tofu, Glasnudeln und Gemüse) 4,20 €
- Gyoza (Vier Teigtaschen mit Huhn-Gemüsefüllung & Chili Mayo) 4,90 €
- Blue Fin Tuna Tatar 16,90 €
- Green Vegi Roll 12,50 €
- Wagyu Roll 20 €
- Gegrillter Seeteufel in Butter-Knoblauchsoße, auf Reis und Spinat 17,90 €
- Miso Cod (Gegrilltes Kabeljaufilet ) 16,90 €
TanoshiiBrabanter Strasse 3, 50674 Köln, ☎ 0221-50005777Mo-Sa 12-14.30 Uhr & 17.30-23 Uhr, So 12-22 Uhrwww.tanoshii.eu
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