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StreikApotheker im Rhein-Sieg-Kreis warnen vor drohender Unterversorgung

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Bergische Apotheke in Much. Rotweißes Flatterband ist kreuz und quer vor das Schaufenster gespannt.

Bergische Apotheke in Much. Rotweißes Flatterband macht klar, dass hier heute keiner reinkommt. Die Apotheken streiken.

Immer mehr Apotheken mussten in der letzten Zeit schließen, da sich viele Inhaber den Betrieb nicht mehr leisten können.

Rot-weißes Flatterband hing vor den Fenstern der Apotheken im Rhein-Sieg-Kreis. Am Mittwoch wurde landesweit gestreikt, Apotheken blieben geschlossen. Auch Hausärzte legten ihre Arbeit nieder. Auf einer Demonstration in Dortmund protestieren Apotheker aus NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gegen die Sparpolitik im Gesundheitswesen.

Ulrike Jüngel-Sandner, Sprecherin der Apotheken im Rhein-Sieg-Kreis, stand hinter dem Protest. „Die wohnortnahe Arzneimittelversorgung ist gefährdet. Die Leute werden in Zukunft immer weiter fahren müssen, um an ihre Medikamente zu kommen, wenn das so weiter geht“, sagte die Inhaberin einer Apotheke in Sankt Augustin.

Ulrike Jüngel-Sandner: Lieferengpässe bedeuten mehr Arbeit für Apotheken

Immer mehr Filialen mussten in letzter Zeit schließen. Mit 18.000 Betrieben gebe es in Deutschland aktuell so wenig Apotheken, wie seit über 40 Jahren nicht mehr, informierten Flugblätter der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) die Kunden. Viele Apotheken könnten sich den Betrieb nicht mehr leisten. Durch die zunehmenden Lieferengpässe komme auch deutlich mehr Arbeit auf die Apotheken zu, sagt auch Jüngel-Sandner. Doch die Bezahlung sei seit vielen Jahren nicht mehr angepasst worden.

Stattdessen eröffneten immer mehr „Pseudo-Apotheken“. So nennt die Apothekensprecherin jene Betriebe, die nicht mehr von einem studierten Pharmazeuten geleitet werden, sondern nur noch von Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA). Da diese Apotheken über kein Labor verfügten, könnten dort auch keine Medikamente selbst hergestellt werden, so wie es bei den meisten Apotheken der Fall ist. Das löse natürlich nicht das Problem der Lieferengpässe.

In dem Zusammenhang forderte Jüngel-Sandner, dass wieder mehr Medikamente in Europa hergestellt werden sollten. Die meisten kommen derzeit aus Asien.

Die Ursula-Apotheke in der Troisdorfer Fußgängerzone hatte am Mittwoch als eine von wenigen im Rhein-Sieg-Kreis Kreis geöffnet. Die Filiale war an dem Tag für den Notdienst zuständig, der weiterhin gewährleistet sein soll. Der Andrang sei aber nicht größer als sonst. „Normaler Notdienst-Betrieb“, berichtete eine Mitarbeiterin.