Gaspreis im Rhein-Sieg-KreisStadtwerke kündigen erhebliche Preisanstiege ab Herbst an
Rhein-Sieg-Kreis – Die Privathaushalte im Rhein-Sieg-Kreis bekommen die explodierenden Preise für Gas ab dem Herbst deutlich zu spüren. Versorgungsbetriebe kündigen erhebliche Preissteigerungen an.
Die Stadtwerke Lohmar werden zum 1. Oktober ihre Preise für Erdgas um fast 130 Prozent anheben. Verbraucher müssen sich also darauf einstellen, künftig mehr als das Doppelte zu zahlen. Der Arbeitspreis für die verbrauchte Kilowattstunde Erdgas steigt demnach für die Kunden der Lohmarer Stadtwerke von 7,14 Cent um 10,54 auf dann 17,68 Cent (brutto). Der Grundpreis von 166,60 Euro im Jahr bleibt unverändert. Ein Rechenbeispiel: In einer großen Wohnung oder einem kleineren Einfamilienhaus mit 15 000 Kilowattstunden Jahresbedarf betragen die neuen Jahreskosten 2819 Euro (vorher: 1238 Euro).
Beschaffungskosten für Erdgas sind um 450 Prozent gestiegen
Ursache dafür sei eine fast 450-prozentige Steigerung der Beschaffungskosten für Erdgas im Vergleich der Beschaffungsperiode 2021/22 zu 2022/23, teilte das Unternehmen, eine Tochtergesellschaft der Stadt mit Beteiligung der Rheinenergie, mit.
Trotz eines Systems der langfristigen kontinuierlichen Beschaffung führe dies zu erheblich steigenden Preisen, was man bedaure. Die Entwicklung der Energiepreise sei zum einen geprägt durch die weltweit steigende Nachfrage für Erdgas infolge der wiedererstarkenden Wirtschaft nach der Coronakrise; diese Auswirkungen hätten die Stadtwerke Lohmar „aufgrund ihrer langfristigen Beschaffungsstrategie“ für ihre Kunden zumindest abmildern können.
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Mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine habe sich die Situation auf dem Erdgasmarkt nochmals deutlich verschärft. Die Alternative LNG (verflüssigtes Erdgas) sei deutlich teurer als der bisherige Erdgasbezug über Pipelines. Die Kundschaft werde in den kommenden Tagen schriftlich über die neuen Preise informiert, teilt der Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Hildebrand mit.
Stadtwerke Sankt Augustin erhöhen Gaspreis um 137 Prozent
Dabei würden auch die monatlichen Abschläge auf die Jahresrechnung angepasst, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden. Der Energieversorger rät Mieterinnen und Mietern, die ihre Energiekosten über die Nebenkostenabrechnung begleichen, ebenfalls die Abschläge zu erhöhen.
Die Preissteigerung bei den Stadtwerken Sankt Augustin fällt sogar noch höher aus. Ab dem 1. Oktober müsse man die Preise für Erdgas um 137 Prozent steigern. Das teilte der Energieversorger am Dienstag mit. Demnach steigt der Arbeitspreis für eine Kilowattstunde Erdgas von 6,51 Cent auf 17,67 (brutto). Aufgrund des russischen Angriffskriegs und seinen Folgen sei die Lage auf dem Gasmarkt derzeit äußerst „volatil“, sprich wechselhaft. „Es ist nicht klar, wie viel Erdgas in Zukunft noch aus Russland kommen wird“, heißt es von den Stadtwerken.
„Wir werden um eine Preisanpassung nicht herumkommen“, sagt auch Daniela Simon, Sprecherin der Stadtwerke Troisdorf. Allerdings nicht sofort. Derzeit liefen die Berechnungen – keine einfache Aufgabe, wie sie betont: „Es gibt ja fast tagtäglich neue Umlagen und Gesetzgebung.“
Rhenag hat die Preise zum 1. August um 75 Prozent erhöht
Bislang habe das Unternehmen dank guter Planung kurzfristige Preiserhöhungen vermeiden können, doch „zum Ende des Jahres wird da etwas kommen“. Immer vorausgesetzt, dass die Lieferung von russischem Gas nicht komplett eingestellt werde. Dann könnten die Stadtwerke auch schon früher zu kurzfristigen Preiserhöhungen gezwungen sein, sagte die Sprecherin. Derzeit haben die Stadtwerke in Troisdorf und Umgebung etwa 17.000 Gaskunden und 43.000 Stromkunden.
Feste Lieferverträge für Gas oder Strom lassen sich derzeit bei den Stadtwerken keine abschließen. „Es landet keiner auf der Straße“, versichert die Sprecherin: Wer vom bisherigen Versorger die Kündigung erhalte, beziehe Strom und Gas von den Stadtwerken als Ersatzversorger.
Die Rhenag erhöhte bereits zum 1. August die Preise. Um insgesamt 75 Prozent habe sich der Standardtarif seit dem Januar verteuert, sagte Rhenag-Sprecher Detlev Albert. Es stehe zu befürchten, dass dies erst der Beginn der Entwicklung sei. „Die jetzigen Preisanpassungen können immer nur als Momentaufnahme gesehen werden“, sagt Albert. Und: „So eine Preisdynamik hat es noch nie gegeben.“