Rhein-Sieg-KreisNachfrage nach Pools im eigenen Garten ist stark gestiegen
- Viele Menschen aus dem Rhein-Sieg-Kreis verbringen wegen der Corona-Krise ihren Sommerurlaub im heimischen Garten.
- Da eine erfrischende Abkühlung dabei nicht fehlen darf, ist die Nachfrage nach einem eigenen Schwimmbecken im Garten extrem gestiegen.
- Doch wegen des großen Andrangs kann es zu Lieferzeiten von mehreren Monaten kommen.
Rhein-Sieg-Kreis – Zu den Dingen, auf die viele Menschen im Rhein-Sieg-Land im Corona-Jahr verzichten müssen, gehört der Sommerurlaub. Großer Andrang herrscht daher bei den Freibädern, an Badeseen oder am heimischen Pool – sofern man einen hat. Die Nachfrage nach einem eigenen Schwimmbecken im Garten ist extrem gestiegen. Schwimmbadtechniker und Gartenbauer verzeichnen eine höhere Auftragslage, viele Materialien sind vergriffen und haben eine Lieferzeit von mehreren Monaten.
Drei Pools im Jahr baut die Gartenbaufirma von Tobias Ross aus Hennef normalerweise, in diesem Jahr sind es sieben. Nur noch für die etwas einfacher zu bauenden Folienpools nehme er Aufträge entgegen, sagt er. „Das kann bis zu sechs Wochen dauern. Das sind ja massive Erdbewegungen, man muss Folien schweißen, und dann kommen noch die Außenanlagen dazu.“ Für einen vier mal sechs Meter großen Pool müsse man mit 35 000 Euro kalkulieren. „Ganz klar: Pools sind ein Luxusgut“, betont Ross.
Material ist nur noch schwer zu bekommen
Bei Dina Engelberth ist die Nachfrage gleich geblieben. Der Betrieb für Schwimmbadtechnik der Windeckerin bedient ohnehin nur einen festen Kundenkreis. Ihr macht jedoch ein anderes Problem zu schaffen: Das Material für den Bau eines Pools ist nur noch schwer zu bekommen. „Stahlwandbecken sind fast weg, Rundbecken kriegt man gar nicht mehr – die Hersteller kommen nicht hinterher“, berichtet sie.
Engelberth baut zwar keine Schwimmbecken, wickelt aber nebenberuflich Verkäufe ab und berät Kunden. „Die hohe Nachfrage ist aber nicht der Corona-Pandemie, sondern den heißen Sommern der letzten Jahre geschuldet“, vermutet sie. Wer den Bau selbst in Angriff nehme, könne viel Geld sparen. „Im Internet gibt es viele Bausätze – allerdings sind die halt nicht mehr lieferbar. Und Finger weg von Billigangeboten, die halten oft nicht sehr lange.“
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Von Lieferverzögerungen weiß auch Michael Fuchs ein Lied zu singen, der in Eitorf eine Firma für Schwimmbadtechnik unterhält. „Wir haben sehr viel zu tun, bekommen aber kein Material“, sagt er. „Die Folien für einen Pool werden in Spanien gefertigt, durch den Lockdown wurde da drei Monate nicht gearbeitet. Daher beträgt die Lieferzeit zwölf bis 16 Wochen. Dasselbe passiert mit Wärmepumpen und Gegenstromanlagen, die aus Italien kommen.“
Fuchs rät von Eigenbau ab
Gestiegen seien die Anfragen der Kunden vor allem vor den Ferien, als nicht klar gewesen sei, ob der Urlaub stattfinden könne. „Die Situation wird nächstes Jahr aber nicht schlagartig besser, die Lieferverzögerungen werden bis dahin anhalten“, prognostiziert Fuchs. Er empfiehlt, einen Poolkauf jetzt abzuschließen, um die Mehrwertsteuer zu sparen. „Gebaut wird der dann im Winter, und man kann im kommenden Frühjahr baden gehen.“
Langer Vorlauf
Auch im Baumarkt sind Pools jeder Art begehrt. Das Unternehmen Toom etwa verzeichnet eine erhöhte Nachfrage nach allem, was bei warmen Temperaturen Abkühlung verschaffe, sagt Sprecherin Melanie Goeres. „Die Nachfrage nach jedweder Art von Pools hat sich im Vergleich zu den Vorjahren etwa verdreifacht.“
Allerdings könne man den Bedarf diesen Sommer nicht mehr decken, da die Produktion und Lieferung dieser Sortimente einen langen Vorlauf hätten. (mfu)
Von Pools der Marke Eigenbau rät er ab: „Es bringt nichts, heute einen Pool zu bauen, weil man morgen ins Wasser möchte – das ist Aktionismus. Der Pool sollte ja auch 20 bis 30 Jahre halten, und man hat nichts davon, wenn sich das Wasser nur schwer erwärmen lässt oder sich Pilze unter der Folie bilden.“
Für den Rest dieses Sommers wird der Traum vom eigenen Pool wohl nur im Freibad oder am Badesee verwirklicht werden können.