Trockenes Jahr 2020Wahnbachtalsperre nur zu 60 Prozent gefüllt
Rhein-Sieg-Kreis – Zwei Mitarbeiter des Wahnbachtalsperrenverbandes (WTV) nutzen den zurzeit niedrigen Wasserstand, um an der Staumauer nach dem Rechten zusehen. „Alles ist in bester Ordnung“, so Gerhard Linden. Er bückt sich und sammelt gerade einen alten Lappen auf. Der ist an der Staumauer gestrandet und liegt jetzt im Trockenen. Sein Kollege wirft einen Blick auf einen Abfluss. „Alles perfekt“, ruft er Linden zu.
Zwei Messlatten an der Staumauer fallen ins Auge; die gelbe zeigt an, wie hoch der Wasserstand über Normalnull ist. 123,9 ist die letzte erkennbare Ziffer am oberen Ende. Die rote Messlatte daneben gibt die Füllmenge der Talsperre in Kubikmetern an. Sie endet bei 42. Am Fuße stehen die beiden Messlatten nicht mehr im Wasser. Es hat in den letzten Monaten wenig geregnet.
Die Hitzewelle im August 2020 hat den Pegel sinken lassen. 69,2 Prozent betrug der Füllstand vor knapp fünf Monaten. 28,2 Millionen Kubikmeter Wasser waren da noch in der Talsperre enthalten. Bei einem Füllstand von 100 Prozent wären es 41,3 Millionen Kubikmeter. Die Talsperre sei so ausgelegt, dass sie auch zwei trockene Jahre hintereinander verkraften könne, teilte WTV-Betriebsleiter Dirk Radermacher mit. Es bestehe kein Grund zur Sorge.
Zurzeit beträgt der Füllstand 59,3 Prozent, das sind 24,3 Millionen Kubikmeter Wasser. „Seit Anfang Dezember steigt der Wasserspiegel schon wieder“, so Radermacher. Er erwartet, dass sich die Talsperre „in der regenreichen Zeit bis April“ noch weiter füllt. Im Jahr 2019 sei der Füllstand im Januar auch bei 59 Prozent gewesen. Dann sei aber in den Wochen danach ausreichend Wasser in die Talsperre geflossen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Der niedrige Wasserstand bereitet Fischer Ansgar Hehenkamp keine Probleme. Er soll mit seinen Fängen „die Felchen in der Talsperre im Zaum halten“, wie er formuliert. Denn zu viele Fische in einem Trinkwasserreservoir sind nicht von Vorteil, da auch sie zur Verschmutzung beitragen könnten. Und da Hehenkamp ein fleißiger Fischer ist, wird das auch so schnell nicht passieren. 1,5 Tonnen Felchen hat er im vorigen Jahre abgefischt. „Einmal waren sogar 90 Kilo Fisch im Netz“, erinnert er sich an den besten Fangtag im vorigen Jahr. Die Netze bleiben über Nacht im Wasser und werden morgens geleert.
„Fische aus regionaler Zucht sind immer begehrter“, berichtet Hehenkamp. Viele Lebensmittelgeschäfte seien mittlerweile „gute Kunden“ von ihm. Bis zu 120 Gramm könne eine Felche schon mal auf die Waage bringen. Die „köstlichen Exemplare“ würden durch Räucherung länger haltbar gemacht.