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Damaliges Deutsch-NeuguineaWindecker erlebte Aufstand des Volks der Sokehs
Rhein-Sieg-Kreis – Es mag die Südseeromantik gewesen sein, die unendlichen Weiten des Stillen Ozeans, die Carl Kammerich faszinierten, als er aufbrach: Er heuerte zunächst bei der Kaiserlichen Marine an, dann ließ er sich als Polizeioffizier nach Deutsch-Neuguinea versetzen. Im September 1908 traf der 26 Jahre alte Windecker mit dem Dampfer Langeoog auf der Karolinen-Insel Ponape ein, die heute zum Inselstaat der Föderierten Staaten von Mikronesien gehört. Doch dort sollte er am 18. Oktober 1910 eine der gewalttätigsten Episoden der deutschen Kolonialzeit miterleben: den Aufstand des Volks der Sokehs auf der Insel Ponape, die damals zu Deutsch-Neuguinea gehörte.
„Carl Kammerich war beim Ausbruch des Aufstands dabei“, hat sein Großneffe Joachim Schneider aus Siegburg recherchiert, der im Sommer als stellvertretender Schulleiter des Anno-Gymnasiums in Ruhestand ging. „Er stand einer Einheit von Hilfssoldaten einer benachbarten Insel vor, die den Deutschen behilflich war, hatte aber Glück und wurde weder getötet noch verletzt.“
Hartes Regiment
Die Niederschlagung der Revolte steht für ein finsteres Kapitel des Kaiserreichs. Denn die Deutschen, die seit dem Aufstands der Herero und Nama (1904 bis 1908), den ersten Völkermord der Geschichte zu verantworten hatten, gingen in ihrem westpazifischen „Schutzgebiet“ unbarmherzig gegen die Einheimischen vor. Der Inselkommandeur führte schon zuvor ein „hartes Regiment“, entnahm Schneider seinen Quellen.
Steuerforderungen leistete die indigene Bevölkerung damals meist durch körperliche Arbeit ab. Als sich ein junger Einheimischer auf einer Nachbarinsel bei der Arbeit den Anweisungen eines Aufsehers widersetzte, stellten am folgenden Tag auch alle anderen die Arbeit ein. „Als der Bezirksamtsmann die Widerspenstigen »zur Raison« bringen wollte, wurden fünf deutsche Verwaltungsbeamte, darunter der Inselkommandant, und weitere fünf in Regierungsdiensten stehende Mikronesier von den Aufständischen getötet“, schreibt Schneider. Der Streit eskalierte: Vier deutsche Kriegsschiffe mit insgesamt 52 Geschützen und 745 Mann Besatzung rückten an, zudem 200 melanesische Polizeisoldaten. Nur mit relativ hohen Verlusten habe der Aufstand niedergeschlagen werden können.
Sein Großonkel habe später die Angeklagten von der Holzveranda des Bezirksamtes holen müssen, wo sie aneinandergefesselt auf ihren Prozess warteten. „Das Urteil war hart“, so Schneider, „17 der Angeklagten wurden zum Tode verurteilt, die übrigen zu Gefängnisstrafen oder Zwangsarbeit.“ Noch am gleichen Tag, dem 23. Februar 1911, wurde das Urteil durch ein Erschießungskommando vollstreckt. „Den deutschen Marinesoldaten und den Polizeimeistern war die Teilnahme an der Hinrichtung untersagt.“ Sehr mitteilungsfreudig sei der Auswanderer aber zumindest damals wohl nicht gewesen: Auf einer Ansichtskarte von 1910 an die Daheimgebliebenen findet sich nur die Zeile „Viele Grüße an Dich und alle. Dein Carl“. Die Karte konnte vor kurzem wegen der seltenen Briefmarke für 1800 Euro versteigert werden. Kammerich kehrte nach Deutschland zurück, heiratete 1920, wurde Vater einer Tochter und starb 1958 mit 76 Jahren.
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Sein Schwiegersohn (Name ist der Redaktion bekannt) lebt in Troisdorf: „In meinen Augen war er ein Abenteurer“, sagt der 96-Jährige. Carl Kammerich, der acht Geschwister hatte, habe sich gegenüber zwei Brüdern benachteiligt gefühlt, als es um die Unternehmensnachfolge des Familienunternehmens ging, einer Feilenfabrik in Wilberhofen, und sich auf in die Ferne gemacht.
Zudem sei er ein Naturfreund gewesen, der, in die Heimat zurückgekehrt, eine Pension erhielt und Jagdpächter wurde. Aus Erzählungen erinnert er sich, dass der Schwiegervater den Umgang mit den Einheimischen als ungerecht empfunden hatte. „Mit der Polizei hatte der eigentlich nicht so viel am Hut.“