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29. FebruarSchalttag-Kinder aus Rhein-Sieg feiern nur alle vier Jahren einen „echten“ Geburtstag

Lesezeit 4 Minuten
Ein Finger zeigt auf einen Kalender.

Schalttags-Kinder feiern nur alle vier Jahre ihren „richtigen“ Geburtstag.

Während Schalttag-Kinder den 29. Februar feiern, ist auf Standesämtern und Geburtsstationen am liebsten nichts los.

Gratuliert man ihnen schon am 28. Februar, am 1. März oder zur Sicherheit lieber gar nicht? Und wie alt werden sie denn eigentlich? Diese Fragen stellen sich zumindest in diesem Jahr nicht. Denn heute können all diejenigen so richtig feiern, die am Schalttag geboren wurden. Hoch sollen sie leben, endlich ist wieder der 29. Februar!

Mit dem Terminproblem, das ihnen in die Wiege gelegt wurde, haben sich die „Betroffenen“ in den Nicht-Schaltjahren arrangiert. „Den 28. Februar gibt es immer, bei mir wird also immer am darauffolgenden Tag gefeiert“, sagt Eric Schütz aus Troisdorf, der heute seinen 60. Geburtstag feiert.

Mucher bekam zu seinem 24. Geburtstag eine Schultüte

Dazu gab's von seiner Frau Sabine einen Kurzurlaub auf Sylt. Erst kurz vor der Abreise wurde dem Geburtstagskind mitgeteilt, wo die Reise hingeht. Solche „Sonderaktionen“ seien in den Schaltjahren aber nicht die Regel. Woran sich Schütz aber gewöhnt hat, sind die Geburtstagsanrufe, die bei ihm stets über zwei Tage verteilt eintrudeln.

Eric Schütz aus Troisdorf wird am 29. Februar 2024 60 Jahre alt.

Eric Schütz aus Troisdorf wird am 29. Februar 2024 60 Jahre alt.

„Ich genieße das“, sagt der Troisdorfer, der mittlerweile auch auf jeden mehr oder weniger witzigen Kommentar zu seinem Geburtstag die passende Antwort kennt. „Wenn ich aus der Schule komme, geht ihr in Rente“, bekommen Gleichaltrige etwa von Schütz zu hören, wenn sie daran zweifeln, ob er überhaupt schon Filme ab 18 schauen darf.

Den Geteilt-durch-vier-Scherz machte sich auch der Freundeskreis von Berthold Knipp aus Much zu eigen, als er seinen 24. Geburtstag feierte. „Da gab's eine Schultüte“, erinnert sich der Mucher, der heute 64 wird. Oder auch 16, wie er selbst wie aus der Pistole geschossen auf die Frage antwortet.

Sonderaktion bei Saturn in Köln fiel glücklicherweise auf Schaltjahr

Der Geburtstag des Angelpark-Besitzers fiel 1960 gleich auf zwei besondere Daten: „Am 29. Februar und gleichzeitig auch noch an Rosenmontag geboren, das können nicht allzu viele Menschen von sich behaupten“, sagt Knipp.

Abgesehen von dem ein oder anderen frotzeligen Spruch, hat der Mucher nie einen Nachteil in seinem besonderen Geburtsdatum gesehen. Dazu hatte er bei Sonderaktionen für Geburtstagskinder auch noch Glück. Bei Saturn in Köln habe es mal einen 10-Mark-Gutschein für Geburtstagskinder gegeben. „Die Aktion fiel glücklicherweise auf ein Schaltjahr, es gab also keine Diskussionen an der Kasse“, erinnert sich das Geburtstagskind.

Werdende Mütter in Rhein-Sieg wollen den 29. Februar lieber umgehen

Wirklich scharf auf einen Geburtstag ihres Kindes am seltenen Schalttag scheinen Eltern aus dem Kreisgebiet aber offenbar nicht zu sein. „Wenn die Hebammen den werdenden Eltern erzählen, dass ihr Kind wahrscheinlich am 29. Februar geboren wird, reagieren viele nicht wirklich begeistert“, erzählt Anja Jacob.

Die meisten Mütter würden den Tag laut der Chefarztsekretärin der Gynäkologie und Geburtshilfe der GFO-Kliniken Troisdorf lieber ungern nehmen. „Wann soll das Kind dann Geburtstag feiern?“, sei die häufigste Frage, die den Hebammen gestellt würde.

Etwas Besonderes sei es laut Jacob schon, aber eher negativ als positiv. Deshalb seien wohl auch für den heutigen Tag keine fest geplanten Geburten, also Kaiserschnitte terminiert. Wenn die Wehen kommen, sei die Station in Troisdorf aber trotzdem gewappnet. „Geburten sind Alltag, da macht auch der 29. Februar keine Ausnahme. Et kütt wie et kütt“, sagt Jacob.

Rhein-Sieg-Kreis: Keine Geburten in den Standesämtern am 29. Februar

Sonderlich beliebt ist der Tag bei den Standesämtern im Kreis auch nicht. In Siegburg wird heute kein Paar getraut, in Neunkirchen-Seelscheid reicht die letzte Eheschließung am Schalttag sogar bis ins Jahr 1936 zurück. „Bei uns heiratet diesen Donnerstag niemand, es gab keine einzige Anfrage“, sagt auch die Sankt Augustiner Standesbeamtin Nicole Metz. Der 29. Februar würde sich im Gegensatz zu anderen besonderen Daten keiner allzu großen Beliebtheit erfreuen.

„Für den 24.4.2024 sind wir schon komplett ausgebucht und auch für Freitag den 13. haben wir immer wieder Anfragen von Hochzeitspaaren, die den Unglückstag zum Glückstag machen wollen“, sagt Metz. Warum das beim 29. Februar anders ist, darüber kann die Standesbeamtin nur spekulieren. „Eigentlich sind Hochzeitspaare gerne jeck, aber vielleicht überwiegt bei diesem Datum doch der Wunsch nach einem jährlichen Hochzeitstag – zumindest bei den Bräuten.“