Walter und Katharina Bertram aus Sankt Augustin-Niederpleis standen am 24. Oktober vor 65 Jahren in Siegburg vor dem Standesbeamten.
Eiserne HochzeitFür den ersten Kuss erhielt Sankt Augustiner eine Ohrfeige
Beider Lächeln ist mittlerweile 67 Jahre älter, doch dürfte es damals ähnlich strahlend gewesen sein wie wie jetzt im Gespräch mit dieser Zeitung, als es um die Eiserne Hochzeit von Walter und Katharina Bertram aus Niederpleis ging. Am 24. Oktober vor 65 Jahren standen sie in Siegburg vor dem Standesbeamten. Auch die Blicke, die die Jungverliebten damals tauschten, dürften genauso innig und glühend gewesen sein wie jetzt.
Bei der Troisdorfer Kirmes gab es ein Wiedersehen
Wenngleich damals sein erster, eher im Überschwang des jugendlichen Feuers verabreichter Kuss auf ihre Wange eine Ohrfeige nach sich zog. Es soll eher ein symbolischer Backenstreich gewesen sein, reflektiert die „eiserne" Braut ihre damalige Reaktion.
Am Siegburger Markt, Walter Bertram war damals 17 Jahre alt und mit Kumpel Günter unterwegs, nahm das Schicksal seinen Lauf. „Mensch, hast du das Mädchen gesehen?“, fragte er den Freund, als er die 15-jährige Katharina Brenner erblickte. „Na und, die bringt bei uns jede Morje die Brüdche“, antwortete der Freund. „Ich wollte mich am nächsten Morgen um 6 vor Günters Haustür setzen, das ging aber nicht, ich war Lehrling“, berichtet der Jubilar. Bei der Troisdorfer Kirmes gab es ein Wiedersehen, als sie beim „Autoselbstfahrer“ stand (heute Autoscooter).
Günter wagte den ersten Vorstoß, fragte, ob sie mit ihm fahren wolle, erzählt Walter Bertram. Der habe ebenso einen Korb eingefangen wie sein Bruder. „Wenn die immer Nein sagt, brauchst du auch kein Geld. Da kannst du hin und fragen“, habe er gedacht.
„Sollen m'r ens ein Rund drihe? Da saat die Ja. Mir is dat Blot in d'r Kopp jeschosse vor Scham.“ Günter zeigte sich als fairer Verlierer und lieh ihm Geld - die Liebe kam ins Rollen. Der Jungverliebte begleitete seinen Schwarm nach Hause, wo es zum besagten Wangenkuss nebst Quittung kam. Die Jubilarin erzählt: „Er war schon ein bisschen geknickt, aber es tat uns keinen Abbruch. Von da an waren wir zusammen.“
Als sie 1959 heirateten – die Eltern mussten damals zustimmen –, war Söhnchen Mario sechs Monate alt. Ja, das sei damals ein Skandal gewesen, räumt das Jubelpaar unisono ein, aber die Eltern hätten glücklicherweise zu ihnen gestanden. Nach Mario kamen im Zweijahresabstand Oliver und Karoline, wobei Karoline immer englisch ausgesprochen wurde, was die dreiköpfige Gesprächsrunde veranlasste, kurz Ronnys „Oh My Darling Caroline“ anzustimmen.
36 Reisen führten Sankt Augustiner Paar zum Skilaufen nach Abtenau
Reisen gehörten zum Leben der jungen Eheleute, die erste führte mit dem Motorrad, einer NSU Max, auf den Campingplatz ins ligurische Arenzano. „Wir waren voll beladen mit Zelt und Gepäck, die Zeltstangen hatte ich quer auf dem Tank liegen“, erzählt der 84-Jährige. „Heute würden die mich noch auf der Autobahn verhaften.“ 36-mal waren sie in Abtenau zum Alpin-Skilaufen, beim 20. Besuch gab es eine Urkunde vom Bürgermeister.
Ihr großer Garten mit Fischen und Vögeln war eine weitere Leidenschaft. Der gebürtige Zanger spielte außerdem Fußball für die DJK Siegburg. Der Sport spiele nur noch via TV eine Rolle, dafür teilen sie ihre Leidenschaft für Musiksendungen von Andy Borg bis Giovanni Zarella, „gerne bei einem Glas Rotwein“.