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Für einen EuroAsklespios-Kinderklinik in Sankt Augustin zum Verkauf angeboten

Lesezeit 4 Minuten

Operationen im Herzzentrum ist ein wichtiger Teil der Klinikarbeit. Der Fortbestand der Abteilung ist jetzt gefährdet.

  1. Die Bundesregierung hatte den Fortbestand der Kinderklinik durch Investitionen in ein anderes Klinikzentrum gefährdet.
  2. In den vergangenen Monaten wurde in Workshops nach Lösungen zur Rettung der unprofitablen Klinik gesucht.
  3. Der bisherige Träger hat das Klinikum jetzt dem Kreis zum Kauf angeboten.

Sankt Augustin – Die Kinderklinik ist dem Rhein-Sieg-Kreis für den symbolischen Preis von einem Euro zum Kauf angeboten worden. „Ja, das kann ich bestätigen“, sagt Landrat Sebastian Schuster auf Anfrage. Bereits am Montag habe ein Vertreter von Asklepios ihm dies in einem Anruf mitgeteilt.

Schuster wurde gestern in einem einstimmigen Beschluss des Kreistages aufgefordert, sich für den Erhalt der Klinik einzusetzen – sei es durch einen solchen Kauf oder durch den Sicherstellungszuschlag des Landes. Damit Schuster völlig frei in die Verhandlungen gehen kann, wurden alle Anträge zu diesem Thema zurückgezogen. So hatte die Fraktion Die Linke gefordert, das Kinderkrankenhaus zu rekommunalisieren. Die Fraktionsgemeinschaft von CDU und Grünen hatte einen weitergehenden Antrag ausgearbeitet, der unter anderem eine Neuausrichtung der Klinik vorsieht.

Neubau eines Herz- und Eltern-Kind-Zentrums

Immer mehr Mandatsträger und Parteien sprachen sich schon im Vorfeld der Sitzung für den Erhalt der Klinik aus. CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Torsten Bieber: „Neben der Kinderklinik könnten von der Schließung auch weitere Einrichtungen betroffen sein, darunter die Oase mit ihren ehrenamtlichen Helfern sowie das Ronald McDonald Haus.“

Unverständlich sei, wie die rot-grüne NRW-Landesregierung 2016 durch die Förderung des Neubaus eines Herz- und Eltern-Kind-Zentrums in dreistelliger Millionenhöhe in Bonn den Fortbestand der Kinderklinik in Sankt Augustin habe gefährden können.

Neuausrichtung oder andere Trägerschaft möglich

Ingo Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag: „Es ist nicht akzeptabel, dass nun Landesmittel bewilligt werden sollen, damit die Kinderklinik in Sankt Augustin geschlossen wird. Das Land muss im Gegenteil alles tun, damit die Kinderklinik erhalten werden kann.“ Es müssten alle Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, wie zum Beispiel eine Neuausrichtung der Klinik oder eine andere Trägerschaft.

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„Gesundheit ist keine Ware für Profit“, befand Dr. Alexander S. Neu, Bundestagsabgeordneter der Linken: „Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass die Gesundheitsversorgung nicht in die Hände privater Geschäftemacher gehört.“ Jetzt sei es notwendig, dass der Kreis sich in Abstimmung mit dem Land einschalte. Neu: „Das Kinderkrankenhaus gehört in öffentliche Hände.“

45 Prozent der Einnahmen gehen verloren

Auch die SPD in Siegburg hat sich eingeschaltet und einen Antrag in die nächste Ratssitzung eingebracht. Sie möchte, dass geprüft wird, „ob die Stadt Siegburg unterstützend für den Erhalt der Klinik wirken kann“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Frank Sauerzweig.

demonstration für das Krankenhaus

In der Bürgerschaft formiert sich Unterstützung für den Erhalt der Asklepios-Kinderklinik. Am Samstag, 6. Juli, findet ab 15 Uhr eine Demonstration für den Erhalt der Klinik statt. „Wir haben schon fast 200 Zusagen und würden uns freuen, wenn noch weitere Unterstützer kommen würden“, sagt Walter Bass von der Selbsthilfegruppe für Menschen, die an der Krankheit Spina bifida (offener Rücken) leiden. Treffpunkt ist vor dem Haupteingang der Klinik in Sankt Augustin. „Wir sind sehr bestürzt über die Entwicklung in der Kinderklinik und werden unsere Versammlung auf die Basis stellen, dass Eltern mit einem behinderten Kind ihre Heimat der interdisziplinären Behandlung bei Schließung der Klinik verlieren“, erläutert Bass.

Die Gedanken der Gruppe seien gleichzeitig bei den betroffenen Mitarbeitern der Klinik. Die Kreispolizei hat die Veranstaltung genehmigt. (vr)

Unterdessen hat Asklepios auf die Kritik des SPD-Landratskandidaten Denis Waldästl reagiert. Waldästl hatte im Gespräch mit dieser Zeitung beklagt, dass es allein um wirtschaftliche Interessen gehe, nicht um die der Patienten und Beschäftigten. „Wenn durch den Wegfall unseres Kinderherzzentrums 45 Prozent unserer Einnahmen verloren gehen, bedeutet das nicht, dass der Gewinn schrumpft, sondern dass der Verlust sich entsprechend vergrößert“, betonte Sprecher Rune Hoffmann.

„Unnötiges Konkurrenzangebot an der Uniklinik“

Eine Klinik wie Sankt Augustin könne – insbesondere bei einer stiefmütterlichen Förderung durch das Land – nicht profitabel betrieben werden. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe sich der Verlust auf mehr als zehn Millionen Euro summiert, den der Konzern immer klaglos ausgeglichen habe. Es gehe also nicht um Profit, sondern darum, dass die Arbeitskraft der Mitarbeiter vor Ort bezahlt werden müssten. Das falle umso schwerer, nachdem das Land das Kinderherzzentrum „durch den Aufbau eines unnötigen Konkurrenzangebots an der Uniklinik“ zerschlagen habe.

In den vergangenen Monaten habe man in einem Zukunftsworkshop unter Beteiligung der leitenden Ärzte und Pflegekräfte nach Lösungen gesucht, berichtete Hoffmann. „Daraus sind eine Reihe von Maßnahmen und Projekten entstanden, die wir jetzt angehen, die aber in Summe nicht annähernd ausreichen, die fehlenden Erlöse des Kinderherzzentrums zu kompensieren. Deshalb haben wir uns an den Strukturfonds des Landes gewendet.“