Selbst wenn sich die Beteiligten gut kennen – anzügliche Äußerungen gegenüber Kindern dürfen nirgendwo geduldet werden.
Kommentar zu Karnevals-Eklat in Sankt AugustinUmgang mit Kindern ist keine Frage des Humors
„Wir sind immer noch im Karneval“. Es sind Aussagen wie diese, die nach den Vorfällen bei einer Karnevalsveranstaltung in Sankt Augustin alle Alarmsirenen heulen lassen müssen.
Der Karneval, er steht und stand schon immer für ein Umfeld, in dem alle Geschlechter, Hautfarben und auch Altersgruppen zusammenkommen. Die Grundvoraussetzung, damit dies funktioniert, sind gegenseitiger Respekt und unbedingte Achtsamkeit. Speziell die Kinder im Karneval müssen geschützt werden. Die Verantwortung dafür tragen die Erwachsenen, tragen die Gesellschaften, mit denen sie unterwegs sind.
Vorfälle in Niederpleis sollten ein Impuls sein, noch genauer hinzuschauen
Die Äußerungen auf der Bühne in Niederpleis zeichnen ein anderes Bild. Selbst wenn sich die Beteiligten gut kennen, man ein „familiäres Verhältnis“ pflegt – anzügliche Äußerungen gegenüber Kindern können nirgendwo geduldet werden und fallen auch ganz sicher nicht unter „rheinischen Humor“. Im Saal saßen rund 500 Menschen, unter ihnen viele Kinder. Dem Irrglauben zu verfallen, dass sie schon verstehen werden, wie dieses Verhalten eines Erwachsenen zu deuten sein könnte, zeugt von maximaler Ignoranz.
Nun den Karneval als unsicheren Ort für Kinder zu erklären, ist aber ganz sicher der falsche Weg. Die allermeisten Karnevalsgesellschaften tun unfassbar viel für ihre Kinder und schaffen ein sicheres und vertrauensvolles Umfeld. Das zeigt die vorbildliche Reaktion der Königswinterer Gesellschaft, die sofort reagierte – auch wenn den Kindern dadurch ihr Auftritt genommen wurde.
Dennoch sollten die Vorfälle in Niederpleis ein Impuls sein, noch genauer hinzuschauen und die Mechanismen des Kinderschutzes immer neu zu hinterfragen. Denn Kinder sind unser wertvollstes Gut, im Karneval wie im restlichen Leben.