Der Ex-Bürgermeister und seine Frau sind das erste gemeinsame Prinzenpaar für die gesamte Stadt inklusive Menden.
PrinzenproklamationKlaus II. und Augustina I. regieren die Narren in Sankt Augustin
Es war ein Triumphzug durch die Aula der Realschule in Niederpleis. Bis in die hinteren Stuhlreihen entwischte Klaus Schumacher immer wieder seinem Adjutanten, seine Frau Nicole tat es ihm gleich. Der frühere Bürgermeister Sankt Augustins steckte als designierter Prinz im rot-weißen Ornat der Prinzengarde, seine Gattin im blau-weißen Outfit der Karnevalsgesellschaft Blau-Wieße-Essele.
Das war schon eine kleine Sensation. Denn erstmals in der 70-jährigen Geschichte beider Gesellschaften gibt es ein gemeinsames Prinzenpaar für die Stadt inklusive Menden. Auch der Ortsausschuss Menden hatte mitgezogen. Damit war das Argument der Schumachers vom Tisch, sie könnten nur in ihren jeweiligen Farben das närrische Volk regieren - Klaus in Rot-Weiß und Nicole in Blau-Weiß.
Es bedurfte offenbar des „elder statesman“ und eines Jubiläums, um so alte Traditionen aufzubrechen. Nein sagen konnten die beiden jetzt nicht mehr. Das passende Motto war schnell gefunden: „Sankt Augustin, im Herzen vereint“. Und so zogen Vertreter der Ehrengarde, der Prinzengarde und der KG Blau-Wieße-Essele zusammen auf die Bühne.
Der Nachfolger und amtierende Bürgermeister, Max Leitterstorf, übernahm den Job der eigentlichen Proklamierung. Da scheffelte Klaus II. gleich die ersten Minuspunkte. Denn er ist in Düsseldorf geboren. Das ist schon selten, dass bei allem Jubel zuvor auch ein paar Pfiffe und Buhrufe zu hören waren. Aber das war ruckizucki vergessen.
Die Insignien wurden erst in alle Farben gekleidet, dann gab es den symbolischen Schlüssel
Um das Zepter mit Narrenkopf wurden noch schnell blauweiße und grüngelbe Bändchen Kettchen gelegt, der Esel von Nicole I. in allen Farben geschmückt. Erst dann überreichte Leitterstorf den großen symbolischen Schlüssel. Selbst der sonst allgegenwärtige Präsident Frank Meys mit seinem kräftigen Organ hielt sich angesichts historischer Ereignisse dezent zurück.
Das drei Mal „Was-auch-immer“ Alaaf kam Klaus II. aber noch nicht so richtig flüssig von den Lippen. Beim ersten Versuch ließ er es bei einem Mal bewenden. Sein närrisches Volk war zunächst irritiert, hatte den Arm schon zum Schwenken erhoben, lachte dann aber einfach kräftig über die Pause hinweg. Immerhin, das „Mengde Iah“ vergaß er nicht.
Im Minus-Punkte-Sammeln zeigte er sich aber gleichwohl als staatse Kääl. Als er die ersten Worte an seine Untertanen auf Zeit richtete, rutschte ihm ein „rot-wiesse Essele“ heraus. Das brachte ihm den, allerdings wohl gemeinten, Protest des Publikums ein.Er machte es gleich wieder wett: „Es ist uns eine große Ehre in Rot-Weiss und Blau-Weiss einzuziehen“, verkündete der Prinz, nun in Amt und Würden.
Und Nicole I. machte klar, dass es beider Ziel ist: „Wir haben einen Wunsch, die Farben des Karnevals sollen zusammen rücken.“ Einmal rundherum verteilten Präsidenten und Prinzenpaar ihre Orden. Dann erst traten Prinz Klaus II. und Augustina Nicole I. zu ihrem Prinzentanz an, unterstützt von ihrem Gefolge in schicken Hofdamen- und Kammerherren-Kostümen.
Sogar ein Prinzenlied hatten sie einstudiert. Das hörte sich richtig gut an. Dazu tanzten sie, vom menuettähnlichen Schreiten bis zum Freestyle-Disco, damit können sie in den kommenden Wochen und Monaten in den Sälen begeistern.
Der Prinz war der erste hauptamtliche Bürgermeister und blieb es bis 2020
Klaus Schumachers kam mit drei Jahren kam er nach Sankt Augustin. Der Diplom-Sozialpädagoge begann 1980 im städtischen Jugendzentrum. 1999 wurde er zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister gewählt, blieb es bis 2020. Mit Nicole reist er gerne, sie machen gemeinsame Motorradtouren und tanzen, insbesondere argentinischen Tango. Außerdem gestaltet er Kunst.
Nicole Schumacher ist, obwohl in Siegburg geboren, ein echtes Mendener Mädchen. 1990 begann sie ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten, bildete sich weiter zur Verwaltungsfachwirtin und ist derzeit Leiterin des Fachdienstes Personal. Zu den gemeinsamen Hobbys fügt sie noch das Singen hinzu.