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ReingehörtTrompeter von der Jazzkantine unterrichtet in Sankt Augustin

Lesezeit 3 Minuten

Trompeter Christian Winninghoff unterrichtet an der Musikschule in Sankt Augustin.

Sankt Augustin – „Ich zieh den Stecker/ich mach ’ne Pause/bleibe einfach mal/ein ganzes Jahr zu Hause“, singt Rapper Cappu auf dem jüngsten Album der Jazzkantine „Mit Pauken und Trompeten“, erschienen 2019. Dass sich der Wunsch nach einer Auszeit so prompt erfüllen würde – wenn auch ganz anders als gedacht –, hat die Band wohl kaum erwartet. Auch nicht Christian Winninghoff, der als Trompeter, Arrangeur und Komponist das Profil der bekannten Formation seit mehr als zwei Jahrzehnten mitprägt.

Die Serie

Im Corona-Lockdown können die Künstler nicht auf die Bühne, das Publikum muss zu Hause bleiben. Daher heißt es „reingehört“: Unter diesem Motto stellen wir Musikerinnen und Musiker mit Aufnahmen und aktuellen Projekten vor. (as)

Und der auch sonst ein gefragter Profi ist: So wirkt er im Cologne Contemporary Jazz Orchestra mit, wird für Klassische und Neue sowie Filmmusik gebucht, verstärkt die Bläsersection bei Pop- und Rockprojekten. „Freitags Jazz mit einer Combo, samstags ein Bigband-Konzert, sonntags eine Musicalaufführung – so sah mein Alltag vor Corona aus“, erzählt Winninghoff. „80 bis 120 Auftritte habe ich normalerweise pro Jahr. 2020 waren es nur sieben.“ Dennoch trifft ihn die Krise nicht ganz so hart: Im Sommersemester tritt er einen Lehrauftrag an der Uni in seinem Wohnort Köln an, seit langem unterrichtet er an den Musikschulen Langenfeld und Sankt Augustin.

Musikalisches Schlüsselerlebnis

Hier ist er auch Fachbereichsleiter und leitet das Jazzensemble sowie die Globetrööter. Die Instrumentalpädagogik liegt ihm sehr am Herzen, so hat er eigene Lehrprogramme für seine Schüler geschrieben. Denn der gebürtige Osnabrücker weiß aus Erfahrung, „dass es viele Jahre dauern kann, bis auf der Trompete ein schöner Klang entsteht“.

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Er selbst spielte als Kind zunächst Blockflöte – bis zu einem musikalischen Schlüsselerlebnis. „Wir hatten zu Hause eine LP mit dem Titel »Hello Satchmo«, ich fand es faszinierend, wie eine Trompete so strahlen und singen kann.“ Das Idol Louis Armstrong wurde für den Heranwachsenden irgendwann abgelöst von Jazzgrößen wie Miles Davis und Clifford Brown.

„Mit Pauken und Trompeten“ heißt das Jubiläumsalbum zum 25-jährigen Bestehen der Jazzkantine. Auch sein Solo-Projekt „hi hornz project“ stieß auf ein großes Echo.

Studiert hat Christian Winninghoff bei bekannten Musikern wie Ack van Royen am Konservatorium Maastricht und Markus Stockhausen an der Musikhochschule Köln. Das hat ihn beflügelt, seinen eigenen Stil zu entwickeln, zu hören auch auf dem eigenen, mitreißendem Album „the hi hornz project“ von 2009 (GLM Music), das ein großes Echo fand.

„Mit Pauken und Trompeten“

„Solistische Jazzpower vereint sich mit erdigen Beats und groovigem Funk, glasklare Bläsersätze mit trockenen Rockgitarrenriffs“, urteilte die Fachkritik. Die Skala reicht vom funky „Bumble Bee“ (nach Rimski-Korsakows „Hummelflug“) bis zum turbulenten „Balkan Ska“. Über den Bandleader hieß es: „Er weiß, wie man scharfe Bläsersätze schreibt und eingängige Themen.“ Das zeigte Christian Winninghoff mit mehreren Kompositionen und Arrangements auch auf dem Album „Mit Pauken und Trompeten“ (rap nation), das zum 25-jährigen Bestehen der Jazzkantine erschien.

 Auch das Solo-Projekt „hi hornz project“ stieß auf ein großes Echo.

Im Topf dieser preisgekrönten Formation (German Jazz Award, Echo) brodeln Jazz, Rap, Soul und Reggae, gewürzt mit witzigen deutschsprachigen Texten. Sie bietet wärmendes Futter für die Seele, am Werk sind laut Band „coole Currywurst-Typen, deren Sound glücklich und satt macht“: bis hin zum letzten Stück, Winninghoffs stimmungsvollem „Cloud Nine“, das den Hörer auf einem Bläserchoral davonschweben lässt.

„Ruhiger, akustischer und reduzierter“ – so stellt sich Christian Winninghoff sein neues Album vor, das in diesem Jahr erscheinen soll. Im Lockdown hat er viel Songmaterial gesammelt. „The present tense“ lautet der Arbeitstitel des neuen Projekts – „Die Spannung in der Gegenwart“. Zwar „ist die gerade etwas trist“, wie Winninghoff meint, aber schöne, inspirierende Momente gibt es für den Musiker immer wieder. Etwa, wenn er am Klavier improvisiert und plötzlich eine Melodie auftaucht.