Das DLR will neben der Hochschule in Sankt Augustin bauen. Die Politik setzt auf Synergieeffekte.
ForschungszentrumVisionäres Projekt in Sankt Augustin macht wichtigen weiteren Schritt
Karl-Heinz Schütze brachte es auf den Punkt: „Das ganze Thema ist kein Selbstläufer“, sagte der sachkundige Bürger und Sprecher der FDP im Ratsausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung. Es geht um den Ausbau des Butterberg-Areals zu einem Wissenschafts- und Gründerpark. Dass das Projekt gewichtig ist, sieht man allein an den Unterlagen, die die Ausschussmitglieder kurzfristig vorgelegt bekamen. „600 Seiten in nur neun Tagen zu lesen und zu bewerten ist ein Unding“, betonte Schütze. Die Kürze der Zeit lasse kaum Raum für eine detaillierte und gründliche Prüfung.
Auf der Gamescom in Köln sah man, wie beim DLR in Sankt Augustin geforscht werden könnte
Die Ansiedlung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in dem Wissenschafts- und Gründerpark ist ein Prestigeprojekt für Bürgermeister Max Leitterstorf (CDU). Die Nachbarschaft zur Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) bringe Synergieeffekte, ist er fest überzeugt. Das konnte man kürzlich auf der Gamescom 2023 sehen. Studierende und Absolventen der Hochschule forschen und arbeiten schon im DLR. Auf der Messe stellten sie unter anderem ein virtuelles Mondprojekt vor. Diese Zusammenarbeit könnte ausgebaut werden, wenn die Studierenden das Forschungszentrum auf dem Butterberg sozusagen vor der Nase haben.
Um Baurecht zu erhalten, muss das Projekt offengelegt werden. Bürger haben dann die Möglichkeit, ihre Bedenken mitzuteilen. Dieser erste Schritt musste im Ausschuss beschlossen werden. Der Technische Beigeordnete Rainer Gleß hatte einen Tag vor der Ausschusssitzung die Mitglieder zu einer nicht-öffentlichen Fragestunde eingeladen. Dort sollten Probleme vorab erörtert werden. Das ist kein übliches Verfahren, kommt aber bei komplexen Sachverhalten immer wieder einmal vor, auch damit die Politiker vorab schon Fragen stellen können, die später in der Sitzung beantwortet werden.
Einige dieser Fragen wurden allerdings eher schwammig beantwortet. Die Frage der FDP beispielsweise, ob die Stadt ein geplantes Parkhaus selbst errichten werde, wenn sie keinen Investor dafür finde, wurde recht lapidar damit beantwortet, dass nicht vorgesehen sei, dass die Stadt dieses Parkhaus bauen werde. SPD-Fraktionschef Marc Knülle brachte die Sache während der Sitzung auf den Punkt: Seine Partei stimme der Offenlegung zu, weil sie ein wichtiges Projekt für die Stadt nicht behindern wolle. Aber auch er sagte, die Menge von Unterlagen sei innerhalb der kurzen Zeit nicht fundiert zu prüfen gewesen.
Ein Investor ist für den Rest der Flächen auf dem Butterberg in Sankt Augustin noch nicht gefunden
Grünen-Ratsmitglied Christian Günther wies darauf hin, dass das DLR nur auf einem Teil der Fläche Gebäude errichten wolle. Der Rest des Areals weise zwar Bauflächen aus, ein Investor sei jedoch noch nicht gefunden. Hier sei die Wirtschaftsförderung der Stadt gefordert. Aus Sicht der CDU sei die Kritik an der umfangreichen Vorlage nicht nachvollziehbar, erklärte Pressesprecher Wolfgang Pause nach der Sitzung. Natürlich müssten sich die Mitglieder mit den Gutachten beschäftigen, aber das Verfahren nehme mit der Offenlage und Bürgerbeteiligung nur einen nächsten Schritt. Es bleibe noch viel Zeit, offene Fragen zu klären oder Planungen anzupassen, wenn das nötig sein sollte. Auch deswegen stimmten die CDU-Mitglieder des Ausschusses dem Projekt auch zu.