Für Paul und Ilse Dung war es vor 60 Jahren „Liebe auf den ersten Blick“. Doch vor der Hochzeit hatte der Staat seine Hand im Spiel.
Diamant-HochzeitEhepaar Dung aus Sankt Augustin musste vor dem Eheversprechen zum Jugendrichter
„Ja, man kann das anbaggern nennen“, sagt Paul Dung über den Zeitpunkt, als vor mehr als 60 Jahren die Liebe zwischen ihm und Ilse Domnick entflammte. Sie brennt bis heute, am vergangenen Mittwoch feierte das Paar Diamanthochzeit.
Die gelernte Fotolaborantin wohnte und arbeitete seinerzeit am Venusberg, er ging auf dem Gelände seiner Beschäftigung als Baggerfahrer nach. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sie sich. Schnell sei man sich einig gewesen, dass es ein Bund fürs Leben werden soll.
Die in der Bonner Altstadt geborene junge Dame und der Dottendorfer fackelten nicht lange und terminierten ihre Hochzeit auf den 20. Dezember 1966, der Tag, an dem sie das 21. Lebensjahr vollendete. Da der Brautwerber zwei Monate jünger war, hatte aber immer noch der Staat die Hand im Spiel, um das Eheglück freizugeben.
„Wir mussten zum Jugendrichter und uns vielen Fragen und Belehrungen stellen“, berichtet Paul Dung. „Der Jugendrichter gab schließlich sein Plazet, und wenig später erhielten sie innerhalb eines Tages die Beurkundung durch den Standesbeamten und den kirchlichen Segen in der Heilig Geist Kirche am Venusberg. Fünf Monate später kam Hans-Josef zur Welt, den alle Jupp nennen. Klaus und Doris, „et Dorle“ folgten in kurzen Abständen.
„Wir haben sehr gute Kinder“, lobt die Diamantbraut die Nachkommen, die drei Enkel Oliver, Silke und Sandra nebst Partnern bezieht sie ins Lob ein: „Wir feiern immer alles zusammen.“ Dass die Familie funktioniert, zeige sich auch darin, dass sich Schwiegertochter und Tochter beispielsweise beim Duschbad um Ilse Dung kümmern, die vor einem Jahr einen gesundheitlichen Rückschlag erlitten hat.
Diamant-Hochzeit in Sankt Augustin: „Krieg und Frieden“ gehört zur Ehe dazu
Ob es in ihrer Ehe auch „Krieg und Frieden gegeben“ habe, wollte Vizebürgermeisterin Jutta Bergmann-Gries wissen, die mit Vizelandrätin Michaela Balansky zu den ersten Gratulanten gehörte. „Klar“, befand der Jubiläums-Bräutigam, „die jungen Leute werfen heute viel zu schnell das Handtuch weg.“
Und weiter: „Bei uns hing auch ab und zu etwas schief. Wir haben einen Tag lang den Kopf hängen lassen und dann es war es wieder gut!“ Seine Frau ergänzt lächelnd: „Umso schöner war es nachher.“
Knapp 30 Jahre lebte die junge Familie in Dottendorf in seinem Elternhaus, 1995 führte der Weg des Diamantpaars nach Niederpleis, wo es bis heute lebt. Die Kinder wohnen mit ihren Familien im näheren Umfeld. In schönen Erinnerungen schwelgen die Eheleute mit den Gästen.
Vom Bläserkorps in Dottendorf wird erzählt, wo Dorle die Trompete spielte, die Mutter die Becken bediente und der Vater die „decke Trumm“ schlug. Inge Dung erzählt von ihrer Leidenschaft fürs Kirchenamt, 40 Jahre war sie als Küsterin in St. Quirinus Bonn aktiv. Ob sie in Vereinen, etwa einem Karnevalsverein seien, beantwortet Paul Dung kurz und bündig: „Nein, ein bisschen doll sind wir sowieso.“