Werke des Bildhauers Ulrich Barnickel und des Malers Jürgen Marose sind bis Ende Januar in der Sankt Augustiner Galerie Radicke zu sehen.
Geschwafel und GemäldeGalerie in Sankt Augustin zeigt Metallplastiken und Malerei
Fast ist es etwas schade, dass das drahtlose Internet in der Galerie von Jutta Radicke nicht besonders gut funktioniert. So kann man das Original-Politikergeschwafel nicht herunterladen, das Bildhauer Ulrich Barnickel in Gestalt von smartphonefreundlichen QR-Codes an seinen metallenen Politiker-Masken hinterlegt hat. Der Künstler, der in seinen Arbeiten so oft das Existenzielle beschwört, beweist in seinen Werken also auch Humor.
Die Künstler sind der Sankt Augustiner Galeristin schon lange verbunden
Die Winterausstellung der Sankt Augustiner Galeristin vereint mit Ulrich Barnickel und dem Maler Jürgen Marose zwei Künstler, die dem Haus seit langem verbunden sind und sich gut ergänzen. Marose profitiert dabei von dem Umstand, dass Jutta Radicke die meisten Räume ihrer Galerie tiefschwarz gestrichen hat. So bilden die Wände einen spannenden Kontrast zu den hellen, kraftvollen und doch luftig anmutenden Landschaften, die das Werk des Essener Künstlers prägen.
Dabei nimmt er dem Betrachter wenig ab: Die Landschaften sind auf ein Minimum reduziert, Blautöne deuten Wasser oder Winter nur an, Erdfarben alle anderen saisonalen Facetten, all das aus sich heraus leuchtend. Der Mensch spielt in diesem Kosmos eine nur untergeordnete Rolle, allenfalls schemenhaft angedeutet verschwindet er irgendwo im Nirgendwo.
Wie raffiniert Jürgen Marose seine Bilder plant, offenbart sich, wenn man genau hinschaut: Leuchtkraftstarke Grundfarben bilden die Basis für eine aufwendige Schichtung, die Auswirkung auf den Lichteinfall haben kann, angesiedelt im Spannungsfeld zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Stürme und Böen scheinen die abgebildeten Landschaften zu verfremden, ohne den Betrachtern das letzte Maß an Gewissheit zu gönnen. Hier ist die Natur eine Herausforderung, der sich der Kunstfreund zu stellen hat.
Ulrich Barnickel wurde zunächst zum Schmied ausgebildet, anschließend studierte er an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein bei Halle, bis er 1984 von den DDR-Behörden ausgebürgert wurde. Typisch für sein Werk sind Arbeiten aus Rohren, Stangen sowie flächigen Elementen, die durch Schmieden, Schweißen und weitere Bearbeitungstechniken zu Figuren und Elementen geformt werden.
Schau in Sankt Augustin bildet Vielfalt gut ab
Besonders bemerkenswert sind die handwerklich anspruchsvolle geknautschte Metallhaut und das Zusammenwirken unterschiedlicher Metalle, die jeweils besondere Herausforderungen an die Verarbeitung stellen. Der Schau bei Jutta Radicke gelingt es, diese Vielfalt abzubilden: Da passen die frechen Politikerporträts neben massive Familien-Darstellungen, verstörende Engel neben Mutter-und-Kind-Darstellungen, die einen völlig neuen Blick auf diese madonnenhafte Präsentation ermöglichen.
Das ist nicht der einzige Grund, weshalb der Besuch der Schau Zeit fordert. Die frühere Museumsdirektorin Gabriele Uelsberg unkte bei der Eröffnung, dass es sich um die Ausstellung mit den meisten Exponaten in der Geschichte der Galerie handele – was die Hausherrin allerdings mit einem resoluten Kopfschütteln verneinte.
Die Ausstellung in der Eisenachstraße 33 in Sankt Augustin ist bis zum 30. Januar nach Terminvereinbarung (02241 / 33 57 73) geöffnet. Dienstags „open house“ zwischen 14 und 22 Uhr.