Die Kinder der Grundschule Am Pleiser Wald entscheiden selbst, was auf ihren Teller kommt. Das Projekt soll ausgeweitet werden.
Süßes oder Salat?Grundschule in Sankt Augustin eröffnet erste Mensa mit Selbstbedienung
![Auf einer Nahaufnahme hält eine Hand eine durchsichtige Greifzange, die Mäusespeck in Form einer Maus aus einer Schale mit Süßigkeiten gepackt hat.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/6c5d564f-d9ff-4012-9930-6b8e6433a4ae.jpeg?q=75&q=70&rect=0,1156,3000,1687&w=2000&h=2666&fm=jpeg&s=223668c94d3c9a841066a5ff83e1967d)
Kinder können sich in der Gemeinschaftsgrundschule Am Pleiser Wald selbst bedienen. Bei der richtigen Essensausgabe geht es jedoch deutlich gesünder zu: Es gibt häufig Obst statt Gummibärchen.
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Wenn 160 Pänz auf einmal essen wollen, läuft die Ausgabe in der Mensa am besten reibungslos. Die Bedienung? Regeln die Schüler in der Offenen Gemeinschaftsgrundschule (OGGS) Am Pleiser Wald in Sankt Augustin seit zwei Wochen selbst. „Die Kinder sollen lernen, sich gesund zu ernähren, ganz im montessorischen Sinne“, sagte Schulleiter Alexander Diel bei der Mensa-Eröffnung am Donnerstag, 6. Februar.
Der Ablauf soll kinderleicht sein. Eine Gruppe von Schülerinnen zeigte, wie es geht: erstmal den Teller nehmen, dann in einer von zwei Reihen um eine Selbstbedienungstheke anstellen und sich etwas von dem Essen nehmen – was und wie viel man haben möchte.
![Sechs Mädchen halten herzförmige Pappen](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/71f39f66-41f4-4974-aa54-099fc5ff7995.jpeg?q=75&q=70&rect=0,415,4000,2250&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=937beaa6bb40cdae678cc63fbda4ea76)
Eine Gruppe Schülerinnen erklärte, wie die Selbstbedienung in der neuen Mensa abläuft.
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Auf den Tischen abseits der Buffet-Theke, im offenen, 230 Quadratmeter großen Raum, warten Besteck und Servietten. Nachdem der Teller leer ist, kommt er auf einen Abstellwagen. Man darf sich etwas nachholen, dafür wird ein neuer Teller genommen. „Aus Hygienegründen“, erläuterte Luise Blum, die pädagogische Leitung vom Ganztag.
Neue Mensa: Sankt Augustiner Grundschule bietet Selbstbedienung an
An der Grundschule gibt es 370 OGS-Kinder, 160 von ihnen passen gleichzeitig in die neue Mensa. „Manchmal muss man regulativ eingreifen“, sagte Blum. Direkt bei der Selbstbedienungstheke stehe eine Ansprechperson für die Kinder: „Damit der Teller nicht nur mit Spaghetti befüllt wird“, fügte sie mit Augenzwinkern an: „Die Kinder können auch beim Küchenpersonal nachfragen.“
Bei Leckereien wie Frikadellen oder Reibekuchen sei die Stückzahl begrenzt, so Blum. Die Ansprechperson am Buffet gebe hierzu Tipps a lá „es sind insgesamt drei Stück, nicht pro Portion“. Als Nachtisch stehen keine Gummibärchen, sondern häufig „Obstkisten“ auf dem Speiseplan.
![Auf einer Nahaufnahme hält eine Hand eine durchsichtige Greifzange, die Mäusespeck in Form einer Maus aus einer Schale mit Süßigkeiten gepackt hat.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/66b23b05-777d-47a4-b255-e8f5242ec2bb.jpeg?q=75&q=70&rect=0,375,4000,2250&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=76608814026ab748ca1cb35073f49f6b)
Kinder können sich in der Gemeinschaftsgrundschule Am Pleiser Wald selbst bedienen.
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Laut Schulleiter Alexander Diel wird kein Schweinefleisch angeboten. Damit wolle die Schule muslimische Kinder stärker einbeziehen. Außerdem werde immer mindestens eine vegetarische Option angeboten. Auch an Unverträglichkeiten wurde gedacht: Die Eltern konnten Luise Blum zufolge im Vorfeld Allergien ihrer Kinder angeben. Die Lebensmittel seien entsprechend gekennzeichnet.
Geht auf dem Nachmittagstisch mal etwas daneben, stehen gemäß Blum Putzeimer bereit, damit die Kinder für ihre Nachfolger sauber machen können. Professionell werde die Mensa natürlich auch gereinigt.
Mensa hat laut Stadt Sankt Augustin 4,7 Millionen Euro gekostet
Nach Angaben der Stadt Sankt Augustin ist die Mensa in drei Jahren gebaut worden.„ Zehn Jahre hat es insgesamt gedauert“, ergänzte Diel. Gemäß der Stadt hat der Bau 4,7 Millionen Euro gekostet, 83.000 Euro davon wurden gefördert. Die Mensa ist barrierefrei und mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Die Decken und Wände sind Projektleiter Bastian Engel zufolge so gebaut, dass sie Schall schlucken – das reduziert die Lautstärke im Raum. Trennwände und Rollen unter den einklappbaren Tischen ermöglichen es, die Innenausstattung für Versammlungen umzustellen.
Die Essensversorgung läuft Diel zufolge über einen Caterer, der speziell auf Grundschulen und Kindergärten ausgerichtet ist. Das Essen werde nach dem Konzept „Cook and Chill“ aufbereitet, erläuterte der Schulleiter. Das bedeutet, dass die Gerichte gekocht, heruntergekühlt geliefert und in der Küche vor Ort erneut erhitzt werden. „Wir kochen nicht selbst, wie in Lohmar“, sagte Diel.
Warum wie in Lohmar? Die Planungsbeteiligten Josefine Dedenbach und Chantal Berzbach vom Fachbereich Schul- und Bildungsplanung orientierten sich für das Selbstbedienungskonzept in Sankt Augustin an einem Projekt der Grundschule Wahlscheid. Gemäß der Stadt Lohmar wird dort das Essen seit Ende 2021 frisch vor Ort zubereitet.
„Wir haben es uns angeguckt, es war wunderbar“, sagte Dedenbach: „Erfahrungsgemäß verringert sich bei der Selbstbedienung sogar der Abfall.“ Die Grundschulen in Sankt Augustin und Lohmar haben im Rhein-Sieg-Kreis als einzige Selbstbedienungstheken.
Selbstbedienung für Schüler soll auch an anderen Schule eingeführt werden
„Das Konzept soll auf andere Sankt Augustiner Schulen angewandt werden“, teilte Bürgermeister Max Leitterstorf mit: „Als Nächstes in Hangelar.“ Ab dem Schuljahr 2026/27 soll damit ein Individualrechtsanspruch auf Förderung erfüllt werden, der aus einem gemeinsamen Erlass vom Ministerium für Schule und Bildung und dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen hervorgeht.
„Wir in Sankt Augustin kriegen das hin“, betonte Leitterstorf. „2026? Wir warten nur darauf. Wir sind vorbereitet“, fügte Diel hinzu. Er bedankte sich beim Sankt Augustiner Bürgermeister für dessen „Schirmherrschaft mit wohlwollender Hand“. „Es ist ein voller Erfolg, dank aller Beteiligten“, entgegnete Leitterstorf.