Weltweit haben die Steyler rund 6000 Mitglieder in etwa 80 Ländern.
MissionsarbeitMönche in Sankt Augustin wollen durch Taten von Religion überzeugen
„Der Glaube hat bei den Menschen immer noch einen hohen Stellenwert. Die Kirche als Institution spielt jedoch für viele Menschen immer weniger eine Rolle, wie sie früher spielte.“ Pater Dr. Peter Claver Kwame Narh ist sich der Aufgabe bewusst, die vor ihm liegt. Als neuer Provinzial steht er seit Mai 2023 an der Spitze der Steyler Missionare in Deutschland. Seit Gründung des Ordens am 8. September 1875 ist Narh der erste Provinzial der Steyler Missionare in Deutschland, der nicht aus Deutschland stammt.
Der 45-Jährige wurde im ghanaischen Asesewa geboren und 2006 in Sankt Augustin zum Priester geweiht. Das Thema seiner Doktorarbeit war die Interkulturalität in Ordensgemeinschaften - bei den Steylern alltäglich. In Deutschland sind es an die 230 Mitbrüder aus 17 Nationen. Gut die Hälfte von ihnen kommt nicht aus Europa. Weltweit haben die Steyler rund 6000 Mitglieder in etwa 80 Ländern.
Zahlreiche Fratres bereiteten sich dort auf die Priesterweihe vor. Auch in der Ausbildungsgemeinschaft in Sankt Augustin gebe es Fratres aus Angola, Indonesien, Ghana, Nigeria, Vietnam, Togo und von den Philippinen. Internationalität sei die Stärke der Steyler.
Der Provinzial der Steyler Missionare aus Sankt Augustin ist im afrikanischen Ghana geboren
Das hat mit den Aufgaben der Steyler zu tun. Sie möchten weltweit Bildung vermitteln, damit Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können. Einige bleiben dann beim Orden, weil sie diese Aufgabe überzeugt. So war es auch bei Narh. „Die Steyler hatten direkt gegenüber unserer Wohnung ihr Ordenshaus“, erinnert er sich. Zwanglos sei er in Kontakt mit ihnen gekommen. „Es wurde nicht missioniert. Die Ordensleute haben einfach den Menschen geholfen.“ Das habe ihn überzeugt.
Nach dem Abitur ging er 1996 zu den Steylern, studierte in Ghana Philosophie, kam 2001 nach Deutschland und machte sein Diplom in Theologie, dann promovierte er von 2012 bis 2017 bei den Jesuiten in Frankfurt. Als Kaplan im Seelsorgebereich Menden, Mülldorf und Meindorf war er zuvor ab 2008 drei Jahre in Sankt Augustin mit Wohnung in Mülldorf.
Narh ist nun fast ein Jahr im Amt als Nachfolger von Provinzial Martin Ueffing, der noch im Ordenshaus in Sankt Augustin lebt. Der Übergang ins neue Amt sei relativ fließend gewesen, da er seit 2019 schon als Vizeprovinzial Erfahrungen habe sammeln können. Narh sieht zwei große Aufgaben: zum einen die Organisation der Versorgung der immer älter werdenden Mitbrüder, zum anderen, die Menschen von der Arbeit der Steyler zu überzeugen. Er wolle nicht auf Masse setzen, sondern auf Qualität.
Die Steyler Missionare in Sankt Augustin wollen mit den Menschen im Dialog bleiben
„Die Menschen, die bei uns mitmachen, sollen dies aus ganzem Herzen tun.“ Dazu gehöre, dass man als Ordensbruder mit den Menschen immer im Dialog bleibe. „Wir dürfen nicht vermitteln, alles besser zu wissen.“ Nicht die Spaltung, sondern das Zusammenführen der Menschen sei wichtig. Das sei für ihn, „wozu Gott uns berufen hat“. Die Zeiten, in denen Mission bedeutet habe, zu zählen, wie viele Menschen getauft worden seien, sei zum Glück schon lange vorbei. „Und das ist gut so.“
Dass die Steyler in Sankt Augustin bleiben, sei für ihn selbstverständlich. Es gehe nur um das wie. Als das Klostergebäude am 15. November 2023 in Flammen stand, musste kurz nach dem Brand überlegt werden, wie es weitergeht.
Schnell sei entschieden worden, dass der betroffene Gebäudeteil saniert werde. So könne in aller Ruhe über die weitere Nutzung gesprochen werden. „Ende Februar 2024 gibt es eine große Konferenz, was wir Provinzkapitel nennen“, berichtet Narh. Da solle grundsätzlich über die weitere Organisation der einzelnen Standorte der Steyler in Deutschland gesprochen werden. Thema sei dann auch, wie und wo die Mitbrüder älter werden wollten.
Sorgen um den Bestand der Steyler mache er sich nicht, betont Narh. „Unsere Ordensleute haben immer die Stärke gehabt, sich auf neue Situationen einzustellen. Weltweit bekennen sich Menschen zu unseren Aufgaben und Zielen.“
Drei Institute der Steyler Missionare in Sankt Augustin beschäftigen sich mit dem Glauben in der Welt
Ein wichtiger Bestandteil der Steyler-Arbeit ist die Wissenschaft. Am Sitz der Steyler in Sankt Augustin gibt es das Institut Monumenta Serica, das sich mit China beschäftigt; das Anthropos Institut forscht zum Thema, wie man mit Menschen gemeinsam Dinge bewegen kann. Das Missionswissenschaftliche Institut hat sich zur Aufgabe gemacht, wissenschaftliche Studien innerhalb der Missionstheologie und Missionsgeschichte zu betreiben, Missionare auf die Begegnung mit anderen Religionen und Kulturen vorzubereiten, die theologische Forschung in den Jungen Kirchen zu unterstützen sowie den Transfer theologischer Ideen zwischen den weltweiten Ortskirchen zu vermitteln.