Himalaya, Kuba, RheinlandThomas Meyer-Eppler radelt durch die Welt
- Tomas Meyer-Eppler erkundet die Welt mit dem Mountainbike.
- Vor seiner Rente arbeitete er als Mathematiker, seit 40 Jahren lebt er mit seiner Familie in Sankt Augustin.
- Auch im Himalaya ist der 70-Jährige schon geradelt.
Sankt Augustin – Er fährt über Baumstämme und eingestürzte Brücken, rollt Treppen hinunter und erklimmt Himalaya-Pässe in 5000 Metern Höhe – alles mit dem Mountainbike. Bei Erinnerungen an Schlaglochpisten oder Lawinen, die den Weg versperren, lacht Tomas Meyer-Eppler nur vergnügt. Der 71-Jährige aus Sankt Augustin fährt fast 50 Kilometer Fahrrad am Tag, 18 000 Kilometer im Jahr, im Rheinland und auf der ganzen Welt, am liebsten über unasphaltierte Wege.
„Ich bin auch ab und zu mal im Krankenhaus gelandet.“ Meyer-Eppler ist schlank, hat weißes kurzes Haar, trägt schwarze Jeans und ein kurzärmeliges Radler-Shirt. Seit zehn Jahren ist er täglich auf dem Mountainbike unterwegs, tourt durch die Region, nimmt jährlich an bis zu neun NRW-Radrennen im Sauerland teil. Früher legte er alle Wege des Alltags mit dem Trekkingrad zurück.
An stillgelegten Bahnstrecken entlang
Vor seiner Rente arbeitete er als Mathematiker, seit 40 Jahren lebt er mit seiner Familie in Sankt Augustin. In seinem Haus und Garten hängen alte Lampen und Schilder aus Bahnhöfen, ein etwa fünf Meter hohes, eisernes Bahnsignal steht an der Hauswand neben der Terrasse.
Seit seiner Jugend begeistert er sich für Eisenbahnen, verfasste fünf Bücher darüber, fotografiert und schreibt für Fachzeitschriften. Auf seinen Radtouren verbindet Meyer-Eppler die beiden Hobbys, zuletzt entlang stillgelegter Bahntrassen in Brandenburg. Dort und im Rheinland bietet er auch geführte Touren an.
Ein Trekkingrad, ein Rennrad und fünf Mountainbikes besitzt Meyer-Eppler. Mit ihnen erkundet er im Alltag das Siebengebirge, die Eifel, das Kölner Umland. „Als Naturwissenschaftler hat man auch ein Faible für technische Finessen“, sagt Meyer-Eppler. Er spricht ruhig, manchmal flüstert er fast. Sein Lieblingsfahrrad ist leicht, aus Carbon, hat aber größere Räder als andere, 29 Zoll. „Damit kommt man noch leichter über Wurzeln oder Bordsteinkanten.“ Für 6000 Euro hat er es gekauft, dazu 3000 reingesteckt. „An dem war schon alles kaputt.“ Das Modell war ihm für die Überquerung des Himalaya-Gebirges vor ein paar Jahren zu gefährlich, deshalb wählte er ein zuverlässigeres. „Die höchsten befahrbaren Himalaya-Pässe, das fand ich faszinierend.“
„Die Füße tun nicht, was der Kopf befiehlt.“
Auf zwei Rädern, mit einem weiteren Mitstreiter, ging es über eine drei Meter breite Straße, asphaltiert, voller Schlaglöcher. Ein indischer Reiseleiter und ein Koch begleiteten sie in einem Auto mit Zelten und Lebensmitteln. Mit den Höhenmetern hatte Meyer-Eppler keine Probleme, auch wenn es ab 4800 Metern immer langsamer voran ging. „Die Füße tun einfach nicht, was der Kopf befiehlt.“ Alle paar Hundert Meter mussten sie absteigen, bis auf 5500 Meter hangelten sie sich so hoch. Aufgeben kommt für den Mountainbiker nicht in Frage. Noch jetzt schwärmt er von dem spektakulären Ausblick.
Über die Höhen und an den Rhein
Die Lieblingsradtour Tomas Meyer-Epplers im Rhein-Sieg-Kreis: Start in Sankt Augustin, durch den Lohmarer Wald bis Lohmar, über Altenrath in die Wahner Heide, bei Rösrath-Kleineichen in den Königsforst bis zum Monte Troodelöh, zurück in die Wahner Heide, an den Rhein bei Zündorf, über den Rheindeich nach Mondorf und zurück nach Sankt Augustin.
An jedem dritten Dienstag im Monat bietet Tomas Meyer-Eppler ADFC-Tagestouren mit Start in Bonn an. Im Winter sind die Strecken 50 bis 60 Kilometer, im Sommer 80 bis 90 Kilometer lang.
Sein Auto braucht er nur dort, wo die Bahn ihn nicht hinbringt. Das Umweltbewusstsein hat Meyer-Eppler von seinen Eltern übernommen. Zehn Jahre lang saß er für die CDU im Stadtrat und setzte sich für umweltfreundliche Verkehrsmittel ein. Einigen sei er zu grün gewesen, vermutet Meyer-Eppler, 2009 wurde er nicht wieder aufgestellt. Die Partei wechselte er trotzdem nicht. „Bei der CDU konnte man mehr erreichen als bei den Grünen.“ Die Konservativen seien stärker gewesen, mit ihnen habe er Ideen durchsetzen können. Auch seine Frau und die vier Kinder besitzen alle ein Fahrrad, Irmgard Meyer-Epplers Hobby ist jedoch das Tauchen. Das Paar macht deshalb in Regionen Urlaub, wo beide ihren Sport treiben können. Immer wieder geht der Mountainbiker auch allein auf Tour, in Deutschland oder auf der ganzen Welt. Er ist durch Marokko und Äthiopien geradelt, im Februar fliegt er zum vierten Mal nach Kuba.
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Manchmal kann er sich diese spät entdeckte Leidenschaft selbst nicht erklären. „Das war so verwunderlich, wie mich das auf einmal gepackt hatte: abseits von asphaltierten Wegen zu fahren.“ Kaputte Straßen, eingestürzte Brücken, wenige Autos – für die meisten Menschen ist das ein Albtraum, für Tomas Meyer-Eppler ein Paradies.