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BerufswechselWie ein Quereinsteiger-Ehepaar zu drei Hotels in Sankt Augustin und Troisdorf kam

Lesezeit 4 Minuten
Das Hotel Hangelar gehört dem Ehepaar Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz.

Auch das Hotel Hangelar gehört dem Ehepaar Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz.

Das Ehepaar Silber-Bonz wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Ein Hotel in Troisdorf veränderte ihr Leben von Grund auf.

Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz haben das gewagt, was viele Menschen gerne tun würden, wenn sie nur mehr Mut hätten. Vor zehn Jahren entschloss sich das Ehepaar, sein Leben komplett zu verändern. Zwölf Monate später, im September 2015, unterschrieben sie den Pachtvertrag für das Hotel Kronprinz in Troisdorf. „Wir sind damals allerdings als Branchenfremde noch auf Nummer sicher gegangen“, berichtet Christoph Silber-Bonz. Das bedeutete: Der heute 55-Jährige behielt erst mal seine Anstellung als Geschäftsführer des Bundesverbandes „Rollladen + Sonnenschutz“ in Bonn.

Das Ehepaar Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz kauften Hotels in Troisdorf und Sankt Augustin

Seine heute 54 Jahre alte Ehefrau Anne-Katrin Silber-Bonz stieg dafür komplett ins Hotelgeschäft ein, der Name des Hauses wurde in „Das Kronprinz“ geändert. Und alles klappte so gut, dass beide im März 2019 das Hotel Hangelar kauften. Christoph Silber-Bonz kündigte daraufhin beim Verband, seine Arbeitskraft wurde vor Ort gebraucht. Als sich die Chance ergab, das Hotel Augustiner Hof im März 2021 zu übernehmen, griffen sie wieder zu und führen es seitdem unter dem Namen „Das Augustin“.

Das Kronprinz, das erste Hotel von Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz.

„Das Kronprinz“ in Troisdorf war das erste Hotel von Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz.

In Bonn lernten sich beide kennen und schrieben sozusagen gemeinsam Geschichte. Christoph Silber-Bonz kam aus dem Odenwald an den Rhein, um Geschichte und Politikwissenschaften zu studieren. Die Fächer Geschichte, öffentliches Recht und Wirtschaftswissenschaften interessierten seine Kommilitonin aus Bielefeld. Und bei Vorlesungen in dem einen gemeinsamen Fach entdeckte man sich und kam sich näher. Das Studium wurde beendet, 1996 gings es zum Traualtar. Christoph Silber-Bonz nahm eine Stelle in Frankfurt beim Deutschen Fleischer-Verband an, seine Frau bei einer Buchhandlung in Hamburg. „Am Wochenende bin ich dann immer nach Norddeutschland gefahren,“ erinnert er sich. Es folgten weitere Stationen bei anderen Verbänden, die beiden Töchter Marie und Johanna wurden geboren. Als das Angebot beim Bundesverbandes „Rollladen + Sonnenschutz“ kam, zogen beide im Jahr 2007 nach Sankt Augustin.

Beruflich lernte Christoph Silber-Bonz viele Hotels kennen und irgendwie „faszinierte ihn die Welt des Gastgebers aus Leidenschaft“, wie er die Branche umschreibt. Einen Rat hörte er allerdings immer wieder, wenn er Hoteliers nach den Gründen für ihren Erfolg befragte: Lass die Finger von der Gastronomie.

Sonderwünsche der Gäste werden im Hotel Hangelar in Sankt Augustin gerne erfüllt

Konzentriere dich nur auf das Kerngeschäft. Und das beherzigt das Ehepaar bis heute – mit Ausnahme eines kleinen Abendrestaurants im Hotel Hangelar. „Allerdings gehört ein gutes Frühstück für mich zur Hotellerie unbedingt dazu“, betont Anne-Katrin Silber-Bonz. Das sei ihr schnell klar geworden. Zum guten Start in den Tag sei dies eigentlich für fast alle Gäste wichtig. Und deswegen achtet das Ehepaar darauf, dass die Auswahl am morgendlichen Buffet reichhaltig ist. Sonderwünsche würden nach Möglichkeit gerne erfüllt, wenn „mehrtägige Gäste danach fragen.“

Das Hotel Hangelar gehört dem Ehepaar Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz

Das Ehepaar Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz im Frühstücksraum im Hotel Hangelar.

In drei Hotels gibt es viel zu organisieren. Verantwortung muss deswegen in vertrauenswürdige Hände abgegeben werden. Die 24-jährige Lea Schmoll ist nun Betriebsleiterin beim Kronprinz in Troisdorf, der erfahrene 40-jährige Andy Krolop für Hangelar und den Augustiner Hof verantwortlich. „Das heißt aber nicht, dass wir uns ins Büro zurückgezogen haben“, so Anne-Katrin Silber-Bonz. Als Personalchefin kümmert sie sich um die 55 Mitarbeitenden und hilft aber auch vor Ort, wenn es mal wegen Urlauben eng wird. Dann sieht man die Chefin beim Nachlegen am Frühstücksbuffet oder als Zimmermädchen auf den Fluren. „Unsere Philosophie ist, dass in unsrem Team alle sich untereinander unterstützen. Das gilt auch für uns.“

Gäste aus ganz Europa kamen während der Europameisterschaft nach Sankt Augustin und Troisdorf

Ehemann Christoph Silber-Bonz ist für die Zahlen zuständig.„ Etwas, das enorm wichtig ist“, wie er betont. Gerade in der heutigen Zeit müsse gut kalkuliert werden. So seien durch die Hotelportale im Internet die Preise und Leistungen vergleichbar. „Allerdings profitieren Hotels auch davon. Wir hatten während der EM-Spiele in Köln Gäste aus Schottland und England in unseren drei Häusern, die uns nur durch die Portale gefunden haben.“

Das Hotel Augustin gehört dem Ehepaar Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz

„Das Augustin“ übernahmen die Hoteliers im März 2021.

Während der Corona-Zeit sind alle drei Häuser weiter geöffnet geblieben. „Rein rechnerisch war das ein mutiger Schritt, aber er hat sich bezahlt gemacht“, sagt Christoph Silber-Bonz. Man habe neue Stammgäste gewonnen, die „unsere Hotels während dieser Zeit entdeckt haben, weil sie nur dort übernachten konnten“.

Ob die beiden Töchter im Alter von 24 und 26 die Hotels weiterführen wollen, ist noch nicht klar. Eile ist nicht geboten. Denn die beiden Hoteliers aus Leidenschaft möchten noch lange weitermachen. „Wenn das Gelände zwischen Huma und Hochschule bebaut wird, dann können wir uns sehr gut vorstellen, dort auch mit einem Hotel dabei zu sein“, so Anne-Katrin Silber-Bonz über Pläne für die Zukunft. Besucher der Hochschule und des DLR würden dort sicher gerne buchen, sind sie sich beide sicher. Allerdings ist der Investor für das Projekt gerade abgesprungen, was beide „schade“ finden. Vielleicht ergebe sich durch Zufall ein anderes Angebot. „Wir sind nicht auf der Suche nach weiteren Hotels, lassen uns aber gerne finden.“