Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft besteht seit 50 Jahren.
WirtschaftsförderungSo kümmert sich Sankt Augustin um Bürger und Firmen
Seit 50 Jahren lenkt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) die Geschicke der Stadt. Ursprünglich als Entwicklungsgesellschaft Sankt Augustin im Jahr 1974 gegründet, wurde sie aus steuerlichen Gründen im Jahr 1998 umfirmiert. Der neuen WFG war ab dann allerdings die Bautätigkeit verboten, Grundstücke duften nur für wirtschaftliche Aktivitäten entwickelt werden. „Das ist eigentlich schade. In Zeiten des Wohnungsmangels könnte die WFG gut als Investor auftreten, da wir nicht mit so hohen Margen kalkulieren müssen wie private Investoren“, so Rainer Gleß, der zusammen mit Edgar Bastian Geschäftsführer der WFG ist.
Die WFG ist im Besitz der Stadt und tritt mit Firmen in Kontakt, die neue Standorte suche. Ein aktuelles Beispiel ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das auf dem Butterberg bauen will.
Vermarktung von Gewerbeflächen gehört zu den Aufgaben
„Als das DLR Räume brauchte, hat die WFG Büros im Gebäude der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert“, so Bastian über erste Kontakte. Und den Forschern hätte es so gut in Sankt Augustin gefallen, dass sie nun selber auf dem Butterberg bauen möchten. Die WFG hätte das DLR seinerzeit bei diesem Thema umfangreich beraten und begleitet. Die Vermarktung von Gewerbeflächen gehört zu den Aufgaben der WFG. „Allerdings schauen wir genau, wer sich ansiedeln will“, so Gleß. Grundstücke an Logistikanbieter abzugeben, die „große Hallen bauen, aber wenig Arbeitsplätze schaffen“ würde wenig Sinn machen. „Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, um die richtige Firma zu finden.“
In Birlinghoven wurde ein ein Nahversorger für die Bürger gefunden
Dazu gehört, dass die WFG an die Interessen der Bürger denkt. „Vor zehn Jahren fehlte in Birlinghoven ein Nahversorger“, erinnert sich Bastian. Den großen Ketten wie Aldi hätte der Stadtteil mit rund 2000 Menschen zu wenig Potenzial gehabt. „Wir haben dann eine Analyse über das Einzugsgebiet erstellt und sind auf über 5000 Personen gekommen“, berichtet Bastian. Netto hätte sich daraufhin angesiedelt. „Auch weil wir eine Zufahrt von der Pleistalstraße aus auf das Grundstück realisieren konnten“, so Gleß, der im „Hauptberuf“, wie er es nennt, Technischer Beigeordneter der Stadt ist. Auch der Umbau des Einkaufszentrums Huma wurde von der WFG begleitet.
Zu Zeiten als Bonn noch Regierungssitz war, diente Sankt Augustin als Schlafstadt von Bonn. Das hat sich geändert. Inzwischen ist Verhältnis der Ein- und Auspendler in der Waage. „Auch daran hat die WFG ihren Anteil“, so Gleß. Durch die Ansiedlung von Firmen seien neuen Arbeitsplätze entstanden.
Die Hochschule in Sankt Augustin ist einer der größten Arbeitgeber
Dazu gehört auch die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, inzwischen einer der größten Arbeitgeber in der Region. Das liegt dran, dass auch heute noch immer Gewerbeflächen bereitstehen, die im Eigentum der WFG sind. 44.000 Quadratmeter im Stadtgebiet, davon allein 11.000 Quadratmeter im Zentrum. Auffällig ist die freie Fläche zwischen Huma und Hochschule. Ein Investor, der ein Mix aus Wohnungen, Büros, Gastronomie und Hotels bauen wollte, ist wieder abgesprungen. „Wegen der gestiegenen Baupreise hat er sein Angebot zurückgezogen“, so Gleß. Er ist sich aber sicher, „dass wir für dieses Filetgrundstück bald wieder einen neuen Investor präsentieren können.“
Anja Zimmermann kümmert sich bei der WFG auch um die Strukturdaten der Stadt, keine andere Kommune im Kreis tut dies in diesem Umfang. Auf 39 Seiten ist nachzulesen, was die Stadt ausmacht. So erfährt man, dass von den 56.249 Bürgern im Jahr 2023 jeder eine Kaufkraft von 27.765,8 Euro hatte.
Jeder Bürger in Sankt Augustin hatte im Jahr 2023 eine durchschnittliche Kaufkraft in Höhe von 27.765 Euro
Der Durchschnitt im Kreis liegt bei 28.522,1 Euro, in Deutschland bei 26.869,7 Euro. Sankt Augustin ist also keine arme Stadt. Deswegen haben sich 2022 auch 382 Gewerbebetriebe neu angemeldet bei 335 Abmeldungen. Zimmermann kümmert sich auch Existenzgründer. Sie prüft Businesspläne, die wichtig sind, um Fördermittel zu bekommen. Die WFG ist die einzige Wirtschaftsförderung im Kreis, die dafür zertifiziert ist. Und Jungunternehmerinnen und -unternehmer können beim regelmäßigen Stammtisch der WFG untereinander austauschen.
Ein in letzter Zeit immer wichtigeres Standbein der WFG ist die Fachkräftegewinnung. Meike Karrenbauer organisiert die jährliche Ausbildungsmesse Jobgoals und veranstaltet auch Workshops zum Thema Personal. „Firmen bleiben im Stadtgebiet, wenn sie dort Fachkräfte finden“, so Karrenbauer über langfristige Perspektiven der Unternehmenspolitik in der Stadt und der WFG.