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Große Kunst als LebensthemaUniversaltalent Georg Divossen gibt virtuelle Ausstellung

Lesezeit 3 Minuten

Filmemacher Georg Divossen ist auch in Corona-Zeiten täglich zu Dreharbeiten unterwegs.

Sankt Augustin – Einen Film pro Tag, darunter macht Georg Divossen es derzeit nicht. Täglich ist der Filmemacher aus Sankt Augustin zu Dreharbeiten unterwegs, um auch unter Corona-Bedingungen der Kultur ein Publikum zu verschaffen. Auf seinem Internetportal zeigt er seine Filme über Kunst und Künstler, liefert Veranstaltungshinweise und gibt in Erklärvideos Tipps für erfolgreiche Ausstellungen: „Ich nenne mich gerne Universaldilettant. Ich kann alles und nichts vernünftig.“

Dabei sollte ein BWL- und Informatikstudium dem 1962 Geborenen den Weg zu einer eher konventionellen Karriere ebnen: „Meine Eltern hatten einen Verlag mit Lehrbüchern für angehende Kaufleute, daher bot sich das an.“

Aufträge kommen von Galerien und Museen

Später nahm der Verlag auch rheinische Literatur und Regionalgeschichte ins Programm. Georg Divossen war bald nicht nur Verleger, sondern auch Schauspieler, Regisseur und Dozent. Gleichzeitig erweiterte er seine filmischen Kenntnisse: „Daraus entstand die Idee, Filme über die Bonner Geschichte zu machen. Das hat ziemlich eingeschlagen.“ Diese Filme wurden als DVDs im Buchhandel verkauft: „Doch irgendwann veränderte sich der Buchhandel, gleichzeitig wurden DVD-Player immer seltener.“

Zu diesem Zeitpunkt hatte Divossen längst eine neue Nische entdeckt: „Mein erster Film zum Thema Kunst handelte von einer Ausstellung im Bonner Frauenmuseum.“ Inzwischen ist er mit seiner Kamera im Umkreis von etwa 100 Kilometern um das Rheinland im Einsatz. Er dreht bei Ausstellungseröffnungen und Kunstaktionen, erstellt Künstlerporträts und Dokumentationen.

„Ich mache die Arbeit meist alleine“

Gezeigt werden die Werke auf Divossens Portal, auf anderen Internetseiten oder aber direkt in den Ausstellungen, zu denen sie entstanden. Auftraggeber sind Künstler, Galerien und Museen, allesamt ohne allzu üppiges Marketing-Budget. „Deshalb mache ich die ganze Arbeit meist alleine“, sagt er – eine gehörige Portion Selbstausbeutung, aber auch Unabhängigkeit inklusive: „Ich bin Filmemacher, also übernehme ich bei Konzept, Dreh, Schnitt und Text alles.“ Entsprechend sauer ist er, wenn ihn seine Auftraggeber „Kameramann“ nennen: „Ich nenne die ja auch nicht Maler und Anstreicher.“

Für die Ausstellung „Atlantis“ im Siegburger Pumpwerk erstellte Georg Divossen einen Film.

Aktuelle Arbeiten sind meist schon am Tag nach den Dreharbeiten online. Doch noch mehr reizen ihn größere Projekte: „Ich hasse oberflächliches Augenfutter. Man braucht Zeit, um sich auf ein Thema und einen Künstler einzulassen.“ So entstanden in diesem Jahr in Bonn eine 45-minütige Beethoven-Dokumentation und ein einstündiger Film zum 80. Geburtstag des Eitorfer Künstlers Giovanni Vetere. Die für beide Filme geplanten Premieren fielen den Corona-Auflagen zum Opfer.

Konservative Kunstszene

Divossen trägt es gelassen: „Die Kunstszene und ihre Rituale sind für mich ein herrlicher Feldversuch. Ich habe selten einen konservativeren Bereich erlebt.“ So gesehen hat die Corona-Krise nicht nur negative Auswirkungen: „Durch sie werden die ganzen Verkrustungen abgeworfen, und es stellt sich die Frage: Was geht denn noch?“

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Da ist Divossen vorn dabei. So entwickelte er zur Ausstellung „Atlantis“ im Siegburger Pumpwerk eine mobile Videopräsentation. Als nächstes plant er Kunst-Podcasts: „Das wird meine Weihnachtsbeschäftigung.“