Sankt Augustiner Start-up„Oh moon“ verkauft Perioden-Pantys
Sankt Augustin – Bergsteigen, Rad fahren und reisen mit der Eisenbahn, ja sogar Romane lesen – das schickte sich nicht für menstruierende Frauen, in deren Händen angeblich Milch gerann, Mayonnaise kippte und Pflanzen welkten. Solche Mythen, die sich früher um den weiblichen Zyklus rankten, müssen einer aufgeklärten Frauengeneration haarsträubend vorkommen.
Allerdings, „schambehaftet ist das Thema noch immer“, wie Sophie Marie von Eichstedt einräumt. Dies hat die 23-Jährige in Gesprächen mit Freundinnen festgestellt, als sie das Terrain für ihr Start-up-Unternehmen „oh moon“ sondierte – moon, Englisch für Mond, spielt auf den Mythos an, dass Mond- und weiblicher Zyklus übereinstimmen.
Tampon-Faust ist allen bekannt
„Die Tampon-Faust kennen alle“, sagt von Eichstedt über das Phänomen, dass Frauen immer noch auf dem Weg zur Toilette den Tampon umklammert halten, damit keiner etwas mitbekommt. Damit soll Schluss sein.
Anfang des Jahres gründete die Bachelor-Absolventin in BWL, die in Mannheim studiert hat, ihr eigenes Unternehmen. Sie entwirft und vertreibt saugfähige Periodenpantys, die herkömmliche Hygieneprodukte ersetzen sollen.
Diese Bestimmung ist den Slips auf den ersten Blick nicht anzusehen. „June“ und „Maja“ heißen die Modelle in Schwarz, die mit Tüll und Spitze verziert sind. „Bis zu zwölf Stunden halten die dreilagigen Slips dicht, die Saugfähigkeit entspricht der von vier Tampons“, erklärt von Eichstedt, die einen hohen Tragekomfort verspricht.
Kein Windelgefühl, kein Zwischen, kein Scheuern, verspricht die Unternehmerin
„Die Flüssigkeit wird von der ersten Membran sofort aufgesaugt und in die beiden unteren Schichten weitergeleitet.“ Man habe nicht das Windelgefühl wie bei Binden, und anders als bei Tampons zwicke und scheuere nichts.
„Ich war selbst nie zufrieden mit den konventionellen Perioden-Produkten und habe deshalb die Menstruation als nervige und unangenehme Zeit wahrgenommen“, sagt die Firmengründerin. Sie hat Erfahrungsberichte gesammelt und nach neuen Lösungen gesucht.
Nachhaltigkeit und schönes Design verknüpfen
„Die Idee von Periodenslips hat mich überzeugt, doch dann sollten sie auch so bequem sein wie normale Unterwäsche“, sagt von Eichstedt, die „schönes Design mit Nachhaltigkeit verbinden wollte“. Unterwäsche diverser Hersteller hat sie ausprobiert und geprüft, was sie daran in puncto Tragekomfort verbessern konnte. Daraus entstand ihre eigene Marke.
In China hat sie nach langem Suchen einen Produzenten gefunden, der ihren Ansprüchen genügt. Die Öko-Tex-Zertifizierung bescheinigt, dass die Slips aus Bio-Baumwolle schadstofffrei sind. Demnächst will von Eichstedt nach China reisen, um sich ein Bild von der Herstellung zu machen.
Persönliche Ansprache für die Kundinnen
Ein ansprechendes Marketing ist der angehenden Business-Fachfrau wichtig. Für das Fotoshooting hat sie Freundinnen eingespannt und ein Firmenlogo entworfen. Die Wäsche verpackt sie in ihrem Büro in Hangelar in Schachteln mit Firmenaufdruck. Jeder Warensendung fügt sie ein handgeschriebenes Kärtchen bei.
Zwei bis drei Monate, so kalkuliert die Firmengründerin, werde es noch dauern, bis sie schwarze Zahlen schreiben könne. Mit 39 Euro ist ein Slip nicht gerade preiswert, für mehr Bestellungen gibt es aber Rabatt. „Man braucht etwa drei Stück.
Bei einer Haltbarkeit von zwei Jahren sind die Slips nicht billiger als Tampons“, räumt die Firmengründerin ein. „Aber sie schonen die Umwelt, wenn man einen Verbrauch von etwa 600 Tampons in dieser Zeit gegenrechnet.“
Firmengründerin geht es mehr als den Verkauf ihres Produktes
Ohnehin sei die Resonanz auf ihr Angebot, das sie über ihren Online-Shop vertreibt, sehr gut: „Das hätte ich so nicht erwartet.“ Ihr gehe es aber nicht nur ums Verkaufen, sie wolle auch das Selbstbewusstsein ihrer Kundinnen steigern und ihr Wissen über den eigenen Körper erweitern.
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Dafür hat sie auf ihrer Website einen Blog eingerichtet, indem sie über Brustvorsorge, Ernährung und Hygiene informiert. Für die Expertise zieht sie eine Cousine zu Rate, die Gynäkologin ist.
Im Sommer wechselt von Eichstedt an die Uni in Maastricht, um dort ihren Master in International Business zu machen. Sie ist sicher, dass ihre Zukunft in der Selbstständigkeit liegt. Mit „oh moon“ hat sie noch einiges vor, will mehr Modelle und Farben anbieten und die Produktpalette erweitern.