Zum 36. MalHilfskonvoi aus Sankt Augustin startet in die Ukraine

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Das Team der freiwilligen Helfer steht mit der deutschen und der ukrainischen Flagge vor einem Bus.

Zu wiederholten mal hat sich das Team von „Sankt Augustin and friends hilft“ auf dem Weg in die Ukraine gemacht.

Die Initiative „Sankt Augustin and friends hilft“ sammelt Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine. Der 36. Konvoi ist am Wochenende gestartet.

Hilfe ist unterwegs! Mit Kleidung, Bettdecken, Notstromaggregaten sowie Verbandsmaterialien und Medikamenten beladen ist der 36. Konvoi des Vereins „Sankt Augustin and friends hilft“ am Wochenende losgefahren. Vier Tage brauchen die neun freiwilligen Helfer, um die stark umkämpfte Stadt Charkiw in der Ukraine zu erreichen, dann werden die Hilfsgüter drei Tage lang im Kriegsgebiet verteilt. Der Konvoi besteht aus drei Krankenwagen, einem Allradsprinter mit Anhänger, einem Pkw sowie einem Verkehrsbus, alle mit Zoll-Nummernschildern versehen.

„Die Zeiten, in denen man einfach mal über die polnische Grenze fährt, sind vorbei“, sagt Gunther Maassen, Vorsitzender des Vereins. Wenn er und seine Männer in Charkiw angekommen sind, sollen die Fahrzeuge im Kriegsgebiet bleiben, der Bus wird etwa für Evakuierungsmaßnahmen verwendet, die Krankenwagen, um Verletzte schnell zu behandeln. Zurück geht es für die Helfer dann mit dem Zug.

Viele ukrainische Bekannte der Helfer sind inzwischen tot

„Jeder hat mindestens eine Geschichte, die ihn emotional mitgenommen hat“, betont Maassen, als er von seinen Kollegen erzählt, mit denen er die Reise nun abermals auf sich genommen hat. Das Helfen geschehe fast nur noch aus persönlichen Motiven heraus, wie Maassen erzählt. „Man hat Freundschaften dort unten geknüpft, viele von denen sind jetzt tot“, sagt der 63-Jährige. Die Ukrainer seien nicht nur dankbar, weil man Sachen bringe, sondern vor allem, weil man wiederkomme. Die meisten der Helfer sind berufstätig, haben sich extra Urlaub genommen und zahlen auch Hotelaufenthalte und andere Kosten aus eigener Tasche.

Sachspenden kommen laut dem Vereinsvorsitzenden derzeit sehr viele an. Woran es mangelt, seien kleine Geldspenden, die für die Spritkosten unheimlich wichtig seien. „Allein eine Palette Nahrung zu liefern kostet 150 Euro Sprit für die ganze Strecke“, rechnet Maassen vor. Mit an Bord sind auch etwa Hygieneprodukte oder Spielsachen. „Um den Kids wenigstens kurz ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, wie Maassen begründet. Noch ergreifender sei allerdings die Dankbarkeit der Mütter, die sich über das Lächeln ihrer Kinder freuen. „Dann werden Herz und Knie weich“, erzählt Maassen.

Der Bus ist vollgepackt mit Hilfsgütern.

Der Bus ist vollgepackt mit Hilfsgütern.

Einen Großteil des Transportguts machen übrigens Ersatzreifen aus, ungefähr 50 Stück seien mit dabei. „Die gehen kaputt, so schnell kannste gar nicht gucken“, so der 63-jährige Vorsitzende von „Sankt Augustin and friends hilft“. Neben sehr viel Notnahrung für ein befreundetes Krankenhaus in Charkiw sind auch einige schwere Feuerlöscher mit an Bord. Maassen: „Wenn das Auto einmal brennt, kann man die gut gebrauchen. Für die Ukrainer ist das der Jackpot.“

Zwischen den ganzen Hilfsgütern ragen immer wieder kleine Computer-Monitore hervor. Die Ukrainer nutzen Systeme, wo sie russische Kampf- und Überwachungsdrohnen erkennen und überwachen können. Deswegen soll jeder kleinste Posten eine kleine Computerausstattung bekommen. Die Gefahr, die von Drohnen im Kriegsgebiet ausgeht, kennt Maassen nur zu gut: „Wenn jemand im Auto eine Drohne sieht, steigen sofort alle aus und rennen in unterschiedliche Richtungen.“

Um solchen Situationen möglichst vorzubeugen, steht das Team im engen Kontakt mit ukrainischen Militäreinheiten, die immer wieder Informationen zum Fahrweg durchgeben, etwa ob die nächste Brücke noch sicher zu überqueren ist. Spätestens ab der ukrainischen Grenze fahren Maassen und seine Helfer ohnehin nicht mehr als Kolonne, mindestens 500 Meter Abstand müssen dann zwischen den Fahrzeugen eingehalten werden.

Der 63-Jährige versucht den logistischen und planerischen Aufwand in Worte zu fassen: „Ich war lange Geschäftsführer einer Firma im internationalen Handel. Und da habe ich deutlich weniger gearbeitet.“ Es ist ihm und seinen freiwilligen Mitarbeitern mehr als eine Herzensangelegenheit, irgendwann könne man nicht mehr anders. Im Angesicht des ganzen Aufwands beschließt Maassen: „Ich arbeite nur noch ohne Bezahlung. Denn dann weiß ich, ich will das machen!“

In vier Wochen soll schon der nächste Konvoi von Sankt Augustin in das osteuropäische Kriegsland aufbrechen. Ans Aufhören denkt Gunther Maassen keinesfalls: „Wir kommen länger als Putin! Wir machen das, bis Schluss ist!“