Neue HerausforderungenSchulen im Rhein-Sieg-Kreis starten holprig in die Testpflicht
Rhein-Sieg-Kreis – Ein roter Strich auf dem Selbsttest oder zwei? Mit dieser bangen Frage beginnt für die Schülerinnen und Schüler im Kreisgebiet der morgendliche Unterricht: Dreimal pro Woche sind diese Tests verpflichtend, die Zahl der positiven Testungen wächst. Und damit die Sorge von Lehrkräften und Schulleitungen, wie es weitergeht.
Troisdorf
Einen holprigen Start erlebten einige Troisdorfer Grundschulen nach den Weihnachtsferien: Nachdem am ersten Schultag die bisher schon üblichen Pooltests durchgeführt worden waren, blieben am Dienstag in einigen Schulen bis zu drei Klassen leer, wie die Beigeordnete Tanja Gaspers berichtete.
Die Auswertung der seit Montag vorgeschriebenen „Rückstellungsproben“ solle normalerweise bereits am nächsten Morgen vorliegen, um den Unterricht für alle anderen Kinder einer Klasse zu ermöglichen. „Das hat zum Start noch nicht geklappt“, sagte Gaspers. „Die Schulen warten teilweise noch auf die Ergebnisse.“
Neben den Pooltests müssen die Jungen und Mädchen nun auch Einzeltests abgeben – Proben, die im Fall eines positiven Poolergebnisses schnell Auskunft geben, wer infiziert ist und wer in Quarantäne muss. Ohne diese Resultate aber mussten am Dienstag vorerst ganze Klassen zu Hause bleiben.
Gerüstet für Distanzunterricht
Gut gerüstet sähen sich die Grundschulen für einen möglicherweise notwendigen Wechsel in den erneuten Distanzunterricht, zitierte Gaspers die Sprecherin der Troisdorfer Schulleitungen, Britta Schubert von der Waldschule. „Gespannt“ zeigte sich die Beigeordnete, wie sich die Quarantäneregeln für Schülerinnen und Schüler entwickeln. Bislang muss nur das infizierte Kind daheim bleiben, eventuell auch Sitznachbarn, wenn sie beispielsweise beim Mittagessen die Maske abgenommen haben. Sie erwarte eine Anpassung dieser Verordnung, sagte Tanja Gaspers.
Ganz ohne positiven Test sei der Schulstart an einer der Troisdorfer Gesamtschulen verlaufen. Allerdings seien dort einige Schülerinnen und Schülern bereits in den Ferien in Quarantäne geschickt worden.
Hennef
Montag, Mittwoch und Freitag sind Corona-Testtage am Städtischen Gymnasium Hennef. Für die mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler und rund 100 Lehrerinnen und Lehrer stünden genügend Testkits zur Verfügung, sagte Schulleiterin Beatrix Glaser. Es sei auch schon wieder eine neue Lieferung eingetroffen.
Die Zahl der positiven Testergebnisse am Montag, dem ersten Schultag nach den Weihnachtsferien, sei deutlich geringer gewesen als gedacht – sowohl in der Schülerschaft als auch beim Kollegium. „Da waren wir im niedrigen einstelligen Bereich“, berichtet Glaser.
Der Aufwand der Tests, die in der Regel in der ersten Schulstunde durchgeführt werden, geht freilich zu Lasten des Unterrichts.
Tests kosten viel Zeit
„Die Hälfte der Stunde ist weg oder erheblich beeinträchtigt“, sagt die Schulleiterin. „Aber wenn das der Preis ist, den wir für Präsenzunterricht zahlen müssen, dann ist das so.“ Und den Präsenzunterricht wolle man solange wie möglich aufrecht erhalten.
Für den Notfall ist das Hennefer Gymnasium gerüstet. „Wir haben die Erfahrung und die Technik“, sagt Glaser. Sollte doch wieder Wechselunterricht notwendig werden, „wissen wir, was zu tun ist“.
Eitorf
„Gedanklich bereiten wir uns schon darauf vor, dass der Präsenzunterricht wieder gestrichen wird“, berichtet Heiko Fritzsche, stellvertretender Schulleiter der Eitorfer Sekundarschule, auf Anfrage. „Wir haben es im vergangenen Lockdown geschafft, ein stabiles System zu schaffen und eins zu eins Unterricht via Teams zu machen.“
Dennoch macht Fritzsche keinen Hehl daraus, dass der Rückzug aus dem Präsenzunterricht die Schule an der Sieg vor eine enorme Herausforderung stellen würde. „Wir haben erst seit vergangenem Jahr schnelles Internet in der Schule, wir haben gute interaktive Whiteboards und Geräte für die Lehrer, aber keine für die Schüler.“ Die beantragte Zahl der Geräte für Schülerinnen und Schüler, die keinen privaten Computer, Laptop oder Tablet hätten, seien beantragt und von der Gemeinde auch eingekauft worden, aber noch nicht eingerichtet.
Konrektor fordert „Lockdown oder Präsenz“
Sollten die Zahlen weiter steigen – an der Schule an der Sieg gab es vor den Weihnachtsferien keinen, danach zwei positive Corona-Tests – und der Präsenzunterricht landesweit wieder eingeschränkt werden, hofft Fritzsche auf eine klare Lösung: „Entweder Lockdown oder Präsenz, aber kein Hybrid! Eine Hälfte im Klassenraum und die andere zu Hause, wo sich die Jugendlichen verständlicherweise auch zieren, mit Webcam zu arbeiten – das funktioniert nicht gut.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Stolz seien er und das Kollegium, dass im Lockdown der digitale Unterricht ohne Stundenplanumstellung und mit Anwesenheitskontrollen funktioniert habe. Insofern sieht er die Schule für den Fall der Fälle gut gerüstet. Er sieht aber auch die zunehmende Belastung und ihre enorme Auswirkung: „Die Kinder werden computermüde, die Leistungsbereitschaft lässt nach. Die Gehirne sind nicht mehr aufnahmefähig. Eigentlich müsste man die Grundlagen festigen, die sind verloren gegangen, ebenso wie die Lernhaltung.“
„Keine Rücksicht auf Schüler und Lehrer“
Auf die Auswirkungen auf Schüler und Lehrer sei im Lockdown keine Rücksicht genommen worden: „Der Lehrplan wurde nicht geändert, die Zahl der Klassenarbeiten nicht verringert.“ Zusätzliches Personal oder extra Fördertage seien keine Option gewesen. Er wünsche sich, dass in Zukunft mehr auf die Bedürfnisse vor Ort eingegangen werde und dass Maßnahmen schneller umgesetzt würden: „Die Bildungsgutscheine sind zum Beispiel immer noch nicht freigegeben.“